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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Das verschwand und verwandelt wiederkam.
    Dann sollst du sie hören. Die Geschichte, die ich ihm hätte erzählen sollen.
    Sie machte sich zurecht und zog Dwights Tweedjackett über. Sie bereitete eine Kanne Tee für sie beide. Wolken wälzten tief herein. Ein Frühlingssturm stand bevor.
    Begonnen hatte es mit Edelsteinen. »Grünes Feuer«, »Grüner Tod«. Kolumbien, Mitte des 16. Jahrhunderts. Spanische Siedler besiegen die Muzo-Indianer und plündern deren Smaragdminen. Die Spanier werden zu Kolumbianern. Die Muzos zu Sklavenarbeitern. Eine bis heute andauernde Tradition. Minen-Unternehmen plündern die Itoco-Berge. Sie befinden sich in der Nähe von Bogota.
    Ihre Großeltern waren deutsch-jüdische Emigranten. Die nach Amerika kamen und in New York blieben. Isidor Klein reiste nach Südamerika und beschäftigte sich eingehend mit dem »Grünen Feuer« und den damit verbundenen Sagen und Mythen.
    Er hatte etwas von einem Mystiker. Er war ein in der Wolle gefärbter Roter.
    Rote Banditen griffen die Minen im Muzo-Tal an. Sie nannten sich Quaqueros. Das hieß so viel wie »Schatzjäger«. Sie gruben
    Stollen in die Stollen der Minenfirma und buddelten eigene Steine aus. Sie kämpften mit den Schläger-Trupps der Firma. Sie stahlen ständig Smaragde und wurden ständig gefangen, gefoltert und getötet. Es gab Dutzende von Quaquero-Banden. Einige waren politisch orientiert. Isidor Klein kaufte seine Smaragde ausschließlich dort. Einen Teil seiner Profite legte er für südamerikanische Aufständische beiseite. Er verkaufte seine Smaragde an feine Juweliere in ganz Amerika. Er wurde wohlhabend. Er verschenkte ein kleines Vermögen an anarchistische Verbindungen und linke Arbeiterorganisationen. Er lebte komfortabel. Er lebte bescheidener als andere reich gewordene Einwanderer. Sein Aufstieg zu Wohlstand erfolgte zeitgleich mit dem Aufstieg eines jungen Anwalts zur Macht. Der Mann hieß John Edgar Hoover. Hoover war ein untergeordneter Beamter im Justizministerium. Er war brillant und erkannte die Möglichkeiten in den sich überstürzenden Ereignissen.
    Die Roten-Furcht nach dem Ersten Weltkrieg bot ihm eine historische Chance. Sie verübten ein Bombenattentat auf das Haus des Generalstaatsanwalts. Hoover übernahm.
    Die Palmer'schen Razzien - die große Rotenjagd. Die Bürgerrechte sind aufgehoben, ausgehöhlt, unterdrückt, ausgeschaltet, zerschlissen. Auf verbrieftes Verfassungsrecht wird geschissen. Politische Verhaftungswellen, unbegründete Festnahmen, willkürliche Deportationen. Ein damit verbundenes Wiederaufleben nationalistischer Gruppen und des Klans. John Edgar Hoover erkannte das Potential von Angst und nutzte es aus. Seine Macht nahm entsprechend zu.
    Isidor Klein hatte einen Sohn. Er hieß Joseph. Er wurde 1902 geboren. Isidor erzog ihn zum ROTEN. 1924 heiratete Joseph Helen Hershfield Rosen. Helen war zur ROTEN erzogen worden. Tochter Joan kam in der Halloween-Nacht von 1926 zur Welt. Eltern und Großvater erzogen sie ROT.
    Das FBI war kürzlich gegründet worden. Die bisherigen Untersuchungsbehörden galten als unfähig. J. Edgar Hoover übernahm. Er war ein Organisationsgenie und ein PR-Talent. Sein Auftrag bestand darin, aufkeimende Revolten sofort zu ersticken.
    In den zehn wilden Boomjahren hatte er seine Technik verfeinert. Er erkannte den metaphysischen Wert des »Feindes«. Er begriff, dass sich die Roten dafür eigneten. Gangster waren pikareske Figuren, an denen sich die öffentliche Phantasie entzündete. Der bedrohliche Allmachtsanspruch der Roten ging ihnen ab. Aus dem Boom wurde die Depression. Die amerikanische Linke machte mobil. Hoover spürte eine aufrührerische Verschiebung und reagierte. Er wandte sich an die Öffentlichkeit und riss sie mit. Er predigte eine Roten-feindliche Botschaft und ignorierte das Organisierte Verbrechen. Er machte sich zum Nationalhelden. Er löste eine Flutwelle an illegalen Überwachungen, offiziellen Beschattungen und unbegründeten Festnahmen aus. Isidor Klein erkannte nun, mit wem er es zu tun hatte.
    Er stieß immer wieder auf den Namen Hoover. Der Name, den ihm die zusammengeschlagenen Genossen gesagt hatten. Er begann, Hoover zu analysieren. Er empfand Hoover als persönlichen Feind. Er trat in der Öffentlichkeit auf. Er setzte die Steine ein.
    Er kaufte Subversive aus dem Knast frei. Kleine und große Smaragdgeschenke öffneten Gefängnistüren. Smaragde sorgten für den Lebensunterhalt von Joseph, Helen und ihrer Tochter Joan. Sie schliefen in

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