Blut soll fließen
Dwight? DH: Jawohl, Sir. Das habe ich.
JEH: Bringen Sie die Gerüchte zum Schweigen, Dwight,
DH: Jawohl, Sir.
JEH: Guten Tag, Dwight.
DH: Guten Tag, Sir.
(Miami, 05.08.68 )
Die Collins Avenue war voller Elefanten. Sie trugen Republikaner-Spruchbänder und schwenkten ihre Rüssel in der Hitze. Sie wurden von einer Schaustellertruppe mit Stöcken geleitet. Die hatten Zylinder mit Nixon-Buttons auf. Einer fütterte die Viecher mit Erdnüssen. Einer forderte das Publikum zum Jubeln auf.
Es war sehr laut. Wayne musste Plakatträgern ausweichen. Vor seinem Gesicht hüpften Nixon-Plakate auf und ab. Er hatte zwei riesige Überseekoffer mit. Nixon wohnte im Fontainebleau.
Wayne war zu Fuß unterwegs. Fahren war unmöglich. Die Elefantenherde hatte den Verkehr zum Erliegen gebracht.
Der Parteitag war kurz zuvor eröffnet worden. Die Luft war dick bei 35 Grad. Wobei es durchdringend nach Elefantenscheiße stank. Waynes Anzug machte schlapp. Wayne wurde übel.
Weitere Plakatfanatiker drängten sich auf den Bürgersteig. Kubanische Sprechchöre - Cas-tro-raus! Cas-tro-raus! Cas-tro-raus-und-zwar-sofort! Sie sahen nach Randale aus. Wayne sah Totschläger in ihren Taschen. Die Nixon-Fans machten ihnen ein bisschen Platz.
Das Fontainebleau ragte vor ihm auf. Zwei Schwergewichte bemerkten Wayne und drängten sich durch die Menge. Sie hatten dunkle Anzüge an und trugen Knöpfe im Ohr. Sie hatten Walkie-Talkies dabei. Die Leute kapierten und ließen sie passieren.
Sie kamen durch zu ihm. Sie schnappten sich seine Koffer und nahmen ihn auf VIP-Manier in die Mitte. Zwei Minuten lang verlor er den Überblick. Sie waren am Hotel. Eine Seitentür sprang auf, Küchenpersonal machte Platz, ein Lift tauchte auf. Sie schossen ganz nach oben. Sie schwebten über einen mit dicken Teppichen gepolsterten Flur, auf dem ihre Schuhe Funken schlugen. Die Schwergewichte verbeugten sich und verschwanden. Ein noch schwereres Schwergewicht öffnete die Tür, um noch schneller zu verschwinden.
Wayne zwinkerte. Zap - Ex-Vize Dick Nixon steht vor ihm. In schrillem Technicolor. In Khakihosen und Feinstrick-Pullun-der. Braucht dringend eine 13:00-Rasur. »Hallo, Mr. Tedrow«, sagte Nixon.
Wayne zwinkerte. Nixon trat zu ihm, die Hände in den Hosentaschen, kein Händeschütteln.
»Mein Beileid wegen Ihrem Vater. Er ist mir ein recht guter Freund geworden.«
Wayne nickte. »Ich weiß Ihr Mitgefühl zu schätzen, Sir.«
»Und die wunderschöne Janice? Wie geht es ihr?«
»Sie stirbt, Sir. Sie ist schwer an Krebs erkrankt.«
Nixon zog ein trauriges Gesicht. Das missriet. Überzeugende Anteilnahme war nicht sein Ding.
»Das höre ich ungern. Bitte richten Sie ihr meine besten Genesungswünsche aus.« »Danke, Sir, das werde ich tun.«
Draußen wurde es laut. Wayne hörte »Nix-on« und Elefanten trompeten.
»Ich will Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen, Sir.« »Nun, an einer Anerkennung in dieser oder jener Form dürfte Ihnen gelegen sein.« »Um sie weiterreichen zu können, Sir. Das ja.« »Sie wollen was für Ihr Geld, richtig?«
Wayne wandte den Blick ab und schaute sich die Suite an. Jede Menge Präsidenten-Siegel und Präsidenten-Krimskrams. Der ExVize hatte die teuersten Zimmer im Voraus gebucht.
»Mein Justizministerium wird nicht eigeninitiativ gegen Ihre Leute vorgehen. Ich bin über Ihre Absichten in Lateinamerika oder der Karibik informiert und werde sie bei meiner Politik gegenüber dem betreffenden Land berücksichtigen. Sollte es bei der Wahl eng werden, wäre ich Ihnen für Unterstützung im Hinblick aufs Endresultat verbunden.«
Wayne verbeugte sich. Nixon rümpfte die Nase.
»Meine Frau hat heute früh einen Spaziergang gemacht. Sie sagte, der Strand sei voller Elefantenscheiße.«
»In Chicago wird es Eselsscheiße sein, Sir.«
»Hubert Humphrey ist ein teiggesichtiger, duckmäuserischer Schwanzlutscher. Weder fähig noch würdig, dieses Land zu führen.«
»Jawohl, Sir.«
»Die Hippies machen für Chicago mobil.« »In der Tat, Sir. Und ich werde an Ort und Stelle sein, um ihnen dabei zur Hand zu gehen.«
Carlos besaß eine Absteige an der Biscayne Bay. Wayne hatte Zeit. Er fuhr Miami im Mietwagen ab.
Die Elefanten ließ er dank eines Stadtplans westlich liegen. Ganz konnte er dem Parteitagstreiben nicht entgehen. Die Stadt war infiziert.
Überall waren Knilche mit Plakaten unterwegs. Man hatte die Wahl zwischen mehreren Protestvarianten: Vietnam, Wohlfahrt, Kuba-Politik. Langhaarige Jugendliche zogen
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