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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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Prag verband. Ja doch, Remigius erwähnte den Namen, nein, nicht Remigius, der Abt der Kapuziner hatte erzählt, dass Ambrosius bei Rosenberg auf Krumau gewesen war. Aber das war es nicht, grübelte sie. Gisla hatte davon gesprochen, dass Remigius und seine gelehrten Freunde des Öfteren bei Rosenberg auf Krumau zu Gast gewesen waren. Rosenberg war ein Förderer der Künste und ein begeisterter Anhänger der Alchemie gewesen!
    »Lobkowicz und vor allem sein Sekretär waren unseren Plänen gegenüber sehr aufgeschlossen und haben die Opposition der böhmischen Stände gegen Ferdinands Wahl gespalten. Nur so konnte Ferdinand die Krone praktisch im Vorbeischlendern auf sein habsburgisches Haupt setzen.« Larding schien sich in Rage zu reden. »Ich sehe es klar vor mir, die Zukunft des Reiches, geeint unter Kaiser Ferdinand II., und ich werde sein Oberstkanzler, weil ich die Geschicke des Reiches lenken werde – im Frieden wie im Krieg! Mir wird er seinen rasanten Aufstieg zum Kaiser des mächtigsten abendländischen Reiches verdanken, zu mir werden sie kommen und mich um Rat bitten, die großen Fürsten, weil ich im Besitz des Lapis sein werde!«
    Das war sein Ziel? Larding wollte die Geschicke des Kaiserreichs lenken? Strebte er vielleicht selbst nach der Krone? Aber nein, das wäre unmöglich! Und doch, Kaiser Matthias war alt, krank und kinderlos, und die Krone ging auf eine Nebenlinie über. Möglich schien in diesen Zeiten vieles … Und wenn es zu einem großen Krieg kam, wie Larding es immer wieder prophezeite, wer konnte schon vorhersagen, an welchen Strohhalm sich die Verzweifelten dann klammerten? Ihr Oheim musste den Karfunkel zerstören! Es gab keinen anderen Weg! Dieser Stein brachte Unglück und durfte niemals in falsche Hände gelangen. Dazu würde es aber kommen, irgendwann würde es immer dazu kommen. Und dazu war Remigius selbst allzu besessen von dem Geheimnis, das Magnus Adam oder Ficinus oder wer auch immer in den Tafeln versteckt hatte.
    »Eure Geisel sieht mitgenommen aus.« Sie spürte Zeiners Nähe. »Sie wird den Tag verfluchen, an dem ihr Oheim die Tafel an sich brachte.«
    »Kümmer Er sich nicht um das Frauenzimmer. Sorg Er sich besser um den Böhmen, der hier herumschleicht. Was hat Er über den Mann herausgefunden?«
    Ruben! Sie hätte weinen mögen vor Freude und vor Verzweiflung, durfte sich jedoch nicht anmerken lassen, dass sie Zeugin des Gesprächs war, das nicht für ihre Ohren bestimmt war.
    »Nicht viel. Ein Herumtreiber, Edelsteinschneider, Betrüger, ist mit Komödianten unterwegs und hat mit Wilhelm Fistulator gesprochen«, sagte Zeiner.
    »Mit Fistulator? Weiß Er nicht Genaueres darüber? Wozu bezahle ich Ihn! Was steht Er hier herum! Mach Er sich an die Arbeit!«, zischte Larding wütend.
    »Verzeiht, Hochwohlgeboren.«
    Im Geiste sah Marie den hochmütigen Geheimrat demütig buckelnd das Zimmer verlassen und empfand ein winziges Quantum Genugtuung in ihrer ausweglos scheinenden Lage.
    Die Tür knarrte, und wieder fühlte sie die Nähe eines Menschen, der sich über sie beugte und sie anstarrte. »Ist sie wirklich noch bewusstlos, Berthe?«
    »Ja, Herr. Sie atmet gleichmäßig.«
    »Schneid ihr eine Locke ab. Die senden wir ihrem Oheim, dem sentimentalen alten Narren. Noch vor einem Jahr hätte ihn das vollkommen kaltgelassen. Wäret Ihr doch auf Langenau geblieben, ts, ts … wäre doch Euer Gatte kein so schlechter Spieler gewesen … Wie schnell kann sich das Blatt wenden, und wie unvergleichlich wird es sein, an den Fäden des Schicksals zu ziehen!«, murmelte Larding, der noch immer in ihrer Nähe stand.
    Es riss an ihren Haaren, und Berthe trennte eine Strähne ab. »Herr, Ihr seid so gelehrt. Jais könnte den Alten doch genauso beseitigen wie die anderen, und Ihr hättet die Tafeln hier vereint.«
    »So grausam kann das zarte Frauenhändchen sein, und so schlicht ist das Gemüt unter deinem Schleier. Nein, Berthe, ich bin kein Gelehrter wie der Herr von Kraiberg oder seine seligen Freunde. Er wird das Rätsel für mich lösen, und dann wird er sterben. Hätte ich ihn eingesperrt, er hätte die Tafel wahrscheinlich zerstört. Aber so arbeitet er fieberhaft in dem Glauben, dass er mir einen Schritt voraus ist. Und jetzt nimm die Locke, pack sie hübsch ein und bring sie ihm. Das wird seinen Eifer beflügeln!«
    Schritte entfernten sich auf knarrenden Dielen. »Du findest mich in den nächsten Tagen in der Residenz oder in der Roehrnspeckergasse.«
    »Ja, Herr.« Die

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