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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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Scherz gemacht, den nur er selbst verstand. Dann sah er sie an. Uninteressiert, beiläufig, so bewertete er ihre Gegenwart, weil sie entsorgt werden würde. Es war der einzige Weg, um sich ihres Schweigens zu vergewissern.
    »Wie weit ist Remigius von Kraiberg mit seinen Untersuchungen?«, fragte er unvermittelt.
    »Ihr erwartet doch nicht ernsthaft eine Antwort von mir?«
    »Ja doch. Deshalb seid Ihr hier und damit Euer Oheim sich beeilt. Die Krönung ist bald vollzogen, und dann brauche ich die Macht der Tafeln! Ich verfolge eigene Pläne, wie Ihr Euch denken könnt. Verbündete sind oftmals trügerische Säulen. Sie brechen unter Druck zusammen. Aber der Lapis wird mir unendliche Weisheit und Unsterblichkeit verleihen!« Er ballte eine Hand zur Faust und legte die andere auf die Säule. »Ihr schweigt? Das ist dumm, Berthe kennt äußerst subtile Arten, Menschen zum Reden zu bringen. Ich war überrascht, wie erfindungsreich der Geist einer grausam veranlagten Frau ist.«
    »Ihr habt sie züchtigen lassen!«
    »Sie muss spüren, wer der Herr ist. Ihr seid mir eine Antwort schuldig, Frau von Langenau.«
    Er würde sie töten, genau wie ihren Oheim und Ruben! Sie musste Zeit gewinnen und Larding hinhalten. Nur solange er sie brauchte, würde er sie am Leben lassen, und selbst das war eine vage Hoffnung. »Ich versuche zu verstehen, Graf. Mein Oheim hat die Tafel mit dem zweiköpfigen Mann von Schwester Gisla bekommen. Fast zeitgleich fiel ihm ein Stich von den vier Tafeln des legendären da Pescia in die Hände. Mein Oheim sendet den Stich nach Prag zu Sallovinus, der ermordet wird.«
    »Halt! Hier fehlt Ihr. Jais versicherte mir, dass Sallovinus durch einen Unfall zu Tode kam.«
    »Das ist spitzfindig, Graf. Der Diebstahl führte zu seinem Tod, also ist Euer Mann, Jais, schuld an Sallovinus’ Ableben.«
    Larding hob die Brauen. »Ja, Jais war in Prag. Seine alte Heimat.«
    »Jeder Verbrecher kehrt irgendwann an den Ort seiner Schandtaten zurück.«
    »Ihr seid gut informiert. Hat die alte Hure geplaudert? Ich nahm es fast an, als Jais es plötzlich so eilig hatte, im Kreuzgang des Ridlerklosters.«
    »Ihr kanntet Gisla?«
    »Gisla?« Er warf den Kopf zurück und lachte laut. »Yolande oder Mutter Tausendschön, unter diesen Namen wird sie wohl den meisten ihrer Kunden und Mädchen in Erinnerung bleiben. Schwester Gisla! Ha! Ihr glaubt, dass ein paar Jahre Klosterleben einen Menschen verändern? Sie war eine geldgierige alte Hure, die ihre Mädchen nach Strich und Faden ausgenutzt hat, um sich einen Platz im Ridlerkloster inklusive einer neuen Identität kaufen zu können! Oder denkt Ihr ernsthaft, dass die strenge Mutter Oberin die Besitzerin von Münchens nobelstem Hurenhaus bei sich aufgenommen hätte? Hat sie Euch eine Mitleid erregende Geschichte vom Leiden einer armen Kurtisane, der man ihre Schönheit genommen hat, aufgetischt? Gott hab das alte Miststück selig!« Er lächelte.
    »Ihr haltet mein Vorgehen in dieser Angelegenheit für unangemessen?« Der Graf strich zärtlich über das goldene Instrument auf dem Sockel. »Eine ptolemäische Armillarsphäre, eine Weltmaschine! Fabelhaftes Gerät!«
    Marie trat näher und betrachtete die gegeneinander drehbaren Ringe, in deren Mitte eine grüne Kugel saß.
    »Damit misst man Koordinaten am Himmel, und man kann die Bewegung von Himmelskörpern darstellen.« Er schoss ihr einen lauernden Blick unter leicht hängenden Lidern zu. »Euer Oheim ist nicht im Besitz einer Armillarsphäre?«
    »Nein.« Marie hatte seit dem frühen Morgen nichts gegessen und verspürte einen Krampf im Magen, gefolgt von einem Schweißausbruch. Schwankend suchte sie nach Halt und griff nach dem leeren Holzgestell. »Mein Oheim hat seine Tafel bereits dem Herzog verkauft. Wenn Ihr diese Tafel stehlt, dann beraubt Ihr den Herzog. Wie wollt Ihr das erklären?«
    »Oh, ich brauche die Tafeln nur für einen ganz bestimmten Moment. Einen alles entscheidenden Augenblick lang werden die Tafeln vereint sein und ihr Schicksal erfüllen. Was ist nun mit Remigius? Hat er den Schlüssel gefunden? Ich weiß, dass er dazu in der Lage ist! Sein ganzes Leben hat er danach gesucht. Melchior Janus war ein Feigling. All die Jahre besaß er Mazzeis Tagebuch und versteckte sich damit bei den Kapuzinern! Er wusste, dass die Tafeln existieren, und hat es niemandem verraten, nicht einmal seinen Freunden!«
    Ein Schwindel ergriff sie, und nur durch eine Nebelwand nahm sie die verzerrten Worte Lardings wahr: »Der

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