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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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über ihren Körper hatte. Das Opiat tat ein Übriges, und sie sackte in sich zusammen wie ein Kartenhaus im Wind.
    Ruben zog sie auf die Beine und schüttelte sie sacht. »Marie, tesoro , ich kann dich nicht durch das Fenster tragen. Aber wir müssen hindurch, bevor sie kommen.«
    Er umfasste ihr Kinn und küsste sie auf die rissigen Lippen. Schluchzend suchte sie in sich nach den Resten der widerspenstigen Marie, die kämpfen konnte, wenn es sein musste. »Es ist … Sie hat mir etwas ins Essen gegeben. Ich bin so müde, Ruben.« Sie wollte seinen Namen sagen, immer wieder, und sich in seine Arme legen und dort sterben, wenn sie es nicht hier heraus schaffte.
    Er brachte sie zum Fenster, durch das frische, kalte Nachtluft strömte. »Auf den Tisch, komm!« Er half ihr, sich auf den Tisch zu hocken, und sprang neben ihr auf die Holzplatte, als die Tür aufgestoßen wurde und der Schein einer Lampe sie innehalten ließ.
    »Was ist denn …« Es klapperte, weil Berthe die Lampe unsanft abgestellt hatte und sich mit einem wütenden Schrei auf Ruben stürzte, der ihr mit gezücktem Dolch entgegensprang.
    Der Mond hatte sein volles Rund erreicht, wurde jedoch von einer Wolke verdeckt, die langsam vorüberzog, so dass der silbrig weiße Schein sich in quälender Langsamkeit in der Kammer ausbreiten konnte. Endlich reichte das Licht des nächtlichen Himmelskörpers aus, die Kämpfenden für Marie sichtbar zu machen, und sie presste eine Hand vor den Mund. Berthe war zäh und hinterhältig und wand sich wie eine Katze, Rubens Dolch blitzte auf, und die beiden gingen zu Boden. Kurzzeitig war kein Laut zu hören, dann hörte Marie ein dumpfes Geräusch, und Berthes lebloser Körper wurde von Ruben zur Seite gestoßen. Er stand auf, wischte den Dolch im Gewand der Toten ab und steckte ihn in seinen Gürtel. »Ich habe eine Frau getötet! Gott verzeih mir!«
    »Sie hätte dich kaltblütig umgebracht, Ruben! Du hast dir nichts vorzuwerfen.« Sie streckte eine Hand nach ihm aus, die er ergriff und an seine Brust drückte. »Komm mir nicht zu nahe, ich stinke wie eine Jauchegrube …«
    Ohne auf ihren Protest zu achten, half Ruben ihr vom Tisch herunter und umarmte sie. Dann hielt er sie von sich ab und grinste schief. »Das ist nicht übertrieben …« Ein machtvolles Donnern im unteren Teil des Hauses ließ die Wände erzittern. »Sie sind da, endlich!«
    Er ging zur Tür und blickte vorsichtig in den dunklen Korridor.
    Auf wackeligen Beinen kam Marie hinterher und hielt sich an Ruben fest, der in gedeckte Farben gewandet war und mit der Dunkelheit zu verschmelzen schien. »Wer ist das?«
    »Tulechow und die Männer des Herzogs!« Ruben drehte sich zu ihr um und packte sie an den Schultern. »Er hatte mit der ganzen Sache tatsächlich nichts zu tun. Als er von Sibylle von Lardings Tod erfuhr, war er außer sich!«
    »Natürlich, sie waren ein …«
    Holz zerbarst unter dem Ansturm von Spießen und Axthieben, und die herzoglichen Soldaten stürmten das Schuhmacherhaus. Schüsse hallten durch die Nacht, Waffen klirrten, und Befehle wurden durcheinandergebrüllt. Ruben fasste Maries Hand und drängte sie hinter sich, während er einen Fuß auf die Stiege setzte, die in die unteren Stockwerke führte. Marie hielt sich mit einer Hand am Geländer und mit der anderen an Ruben fest, während sie barfuß die ausgetretene Stiege hinabstolperte und der Kampflärm von unten immer deutlicher zu ihnen heraufbrandete. Dienstboten schrien und rannten in Panik durch die Gänge, in der Nähe läutete eine Kirche Alarm.
    »Ruben!«, schrie Marie, als sie einen unheilvollen Schatten neben einem Eichenschrank ausmachte.
    Kaum hatte sie ihre Warnung ausgerufen, da sprang Jais aus seinem Versteck hervor. Barmherzige Gottesmutter, steh ihm bei! Lass ihn nicht sterben! Ave Maria …, betete sie und starrte angstvoll auf den Mörder, der mit gezücktem Dolch in geduckter Haltung auf Ruben zutänzelte. Die einzige feste Lichtquelle auf diesem Korridor, der sich an einem Ende zum Treppenhaus hin öffnete, war eine Lampe, die auf einem Schemel abgestellt worden war. Sobald einer der Männer vor der Lampe stand, deren Docht fast heruntergebrannt war, befand sich der im Vorteil, der im Halbdunkel stand.
    »Für Sallovinus!«, sagte Ruben kaum hörbar und stieß mit seinem Dolch nach Jais, der ihm mühelos auswich.
    »Er war alt und ist gestürzt!«, erwiderte Jais und fixierte Ruben. »Zumindest in dem Fall hatte ich meine Hände nicht am Strick!« Er

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