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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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Marie ihre Dienerin mit Aras in die Küche.
    »Was gibt es denn, Albrecht? Remigius war übrigens wenig erfreut über das Schreiben aus der Residenz. Der Herzog will ihm etwas abkaufen, das er nicht hergeben will«, begann Marie in leichtem Plauderton.
    »Der alte Narr wird sich ohnehin irgendwann von seinen Merkwürdigkeiten trennen müssen, wenn er nicht verhungern will. Ich füttere ihn nicht länger durch!« Die Augen ihres Bruders waren rot unterlaufen. »Was zum Teufel könnte sich im Besitz unseres närrischen Onkels befinden, dass es das herzogliche Begehren weckt? Eines dieser zwitterköpfigen Monstren aus seinen stinkenden Gläsern? Seine Durchlaucht pflegt ja eine Vorliebe für derlei Abnormitäten.«
    Die Geschichte von einem monströsen siamesischen Wildkalb, das vor einigen Jahren zu Danigau gefunden worden war und die Ginterin genannt wurde, hatte rasch Verbreitung gefunden. Maximilian hatte ein Ölgemälde der seltsamen Missgeburt in Auftrag gegeben und damit seine vielfältigen Interessen bekundet.
    Als sie nichts erwiderte, stieß er mit dem Fuß gegen einen Stuhl. »Setzt Euch! Verfluchter Remigius, kam nach Vaters Tod her und nistete sich im Turm ein. Steht so in Vaters Testament. Der Oheim hat Wohnrecht auf Lebenszeit. Aber Ihr nicht …« Albrecht grinste boshaft, und Marie fragte sich nicht zum ersten Mal, wann aus dem kumpelhaften Beschützer ihrer Kindertage dieses trunksüchtige Ekel geworden war.
    »Der andere Brief, den Ihr mir freundlicherweise überlassen habt, kommt ebenfalls aus München, allerdings von unserem lieben Georg.« Er machte eine bedeutsame Pause, spitzte die Lippen und fuhr fort: »Ich habe ihn gebeten, Euch bei der Herzogin einzuführen. Dank seiner ausgezeichneten Beziehungen zur Geistlichkeit seid Ihr nun im Besitz einer Empfehlung für Herzogin Elisabeth!«
    »Wann soll ich fahren?«, fragte Marie kühl, denn eine Empfehlung bedeutete, dass sie bei Hofe vorstellig werden musste.
    »So bald wie möglich. Ihr freut Euch nicht? Ist das nicht eine Abwechslung vom tristen Landleben? Oder zieht Ihr die Gesellschaft eines verschrobenen alten Sonderlings und meine Wenigkeit dem glanzvollen Münchner Hof vor?«
    »Eure Anstrengungen haben doch nur das eine Ziel, mich wieder zu verheiraten. Ich gehe davon aus, dass Doktor Kranz ebenfalls in München weilt, oder habt Ihr noch weitere Kandidaten, denen ich vorgeführt werde?«
    Der Anflug von Verzweiflung und Resignation im Ton ihrer Stimme war ihrem Bruder nicht entgangen, denn er fuhr sich durch die Haare und sah sie lange an. »Es ist meine Pflicht als Familienoberhaupt, für Euer Wohlergehen zu sorgen, Marie. Euer seliger Mann konnte es nicht, aber darüber haben wir bereits gesprochen. Georg freut sich darauf, Euch zu sehen, und Ihr solltet den Aufenthalt in der Residenz zu Euren Gunsten nutzen, denn ich glaube nicht, dass Ihr eine zweite Gelegenheit bekommen werdet. Dazu sind die Kraibergs zu unbedeutend und …« Er machte eine vage Handbewegung.
    »Ich bin nicht mehr jung, keine Schönheit und gebrauchte Ware. Danke, Albrecht, dass Ihr mich daran erinnert habt.« Marie erhob sich. Sie war nicht gekränkt, denn über ihre Situation machte sie sich keine Illusionen, aber sie hatte sich an das Leben auf dem Gut gewöhnt und nicht erwartet, dass ihr Leben sich innerhalb so kurzer Zeit erneut grundlegend ändern würde. »Dann packe ich meine Sachen.«
    Kurz bevor sie die Tür erreichte, rief Albrecht: »Was will der Herzog vom Oheim haben? Ihr habt vergessen, es mir zu sagen!«
    »Oh, eine Tischplatte, nichts weiter, nur eine Tischplatte mit einem absonderlichen Bildmotiv«, sagte sie und ging hinaus.
    Vor der Tür holte sie tief Luft und suchte ihre Gedanken zu ordnen. »Vroni!«, rief sie, und das Mädchen kam mit Aras aus der Küche angelaufen.
    Konnte sie ihren Hund mitnehmen? Es wäre das erste Mal in zwei Jahren, dass sie von Aras getrennt wäre. Dann kam ihr ein Gedanke. »Vroni, du musst meine besten Kleider in meine Reisetruhe packen. Wir fahren nach München.«
    »Wir?« Große Augen schauten sie ungläubig an.
    »Ja. Du begleitest mich, weil ich jemanden brauche, der mir beim Ankleiden hilft, und Aras kennt dich.«
    »Der Hund soll mit?«
    »Warum denn nicht? Die hohen Herrschaften nehmen doch auch ihren gesamten Hausstaat mit auf Reisen.« Marie streichelte dem treuen Tier über den Kopf und sah durch ein Fenster in den Hof. Ein Karren fuhr ein, und die Knechte halfen dem Bauern beim Abladen der Milchkannen und

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