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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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ignoranter Dummköpfe. Albrecht ist als Gutsherr eine Schande für diese Familie, trunksüchtig und ohne den Schimmer einer Ahnung, wie ein Gut zu führen ist, und Eugenia ist eine bigotte Kuh, die heimlich alles Geld dem Pater in die gierigen Jesuitenhände legt. Ihre Kinder sind arme, ungeleitete Geschöpfe, zum Glück nur Mädchen.« Seine hellen, schlauen Augen sahen sie an. »Aber mit Euch kamen Geist und Liebreiz in dieses triste Haus. Ihr seid Eurer verstorbenen Mutter sehr ähnlich.«
    Sie wollte etwas sagen, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Ich habe die Kupferstiche, die ich übrigens zufällig auf meiner letzten Reise nach Augsburg bei Kilian aufgetrieben hatte, wo man sie als Entwürfe wegsortiert hatte, auf gut Glück nach Prag geschickt.« Das Sprechen strengte ihn zusehends an, er atmete mehrmals konzentriert ein und aus und fuhr leise fort: »Bernardus wurde getötet, und dann tauchte dieser Sandracce auf.« Er umklammerte die Sessellehnen und beugte sich vor. »Ich bin nicht der Einzige, der auf der Suche nach den Tafeln ist. Die Jagd hat begonnen, Marie!«
    »Ja, und es gab bereits ein Opfer! Oheim, habt Ihr keine Angst?«
    Sein Blick war starr und fiebrig, und sein kehliges Lachen erschreckte sie. »Den Tod fürchte ich nicht! Er hat mich ja schon längst in den Klauen, in seinen kalten, scharfen Krallen, die mir jeden Tag ein Stückchen Lebenskraft aus dem Leib reißen und mich von innen auffressen.« Erschöpft brach er ab und sackte nach hinten. Sein Atem ging flach.
    Sie wartete, doch er war in einen erschöpften Schlaf gefallen, und sie stand auf und legte ihm eine Decke über den mageren Körper. Wie konnte sie jetzt fortgehen?
    Der Papagei legte den Kopf schief. »Gute Nacht. Sonne, Mond und Sterne.«
    »Du bist ein erstaunliches Tier, Bella.« Sie gab dem Vogel eine Nuss und überlegte, ob sie die Turmtür von außen abschließen und den Schlüssel mitnehmen sollte, als Remigius die Augen öffnete.
    »Geht schon. Neben der Tür hängt innen ein zweiter Schlüssel, den nehmt Ihr mit.«
    Niedergeschlagen verließ Marie ihren Onkel, holte sich ihren Umhang und ging mit Aras hinunter in die Halle und von dort zur Küche, wo sie ihm ein Stück Trockenfleisch abschneiden ließ. Sie wollte mit ihren Gedanken allein sein, und das ging nur außerhalb des Hauses, dessen düstere Atmosphäre sie zu ersticken drohte. Von ihrer Familie war niemand zu sehen, und auch der Pater schlich nirgendwo herum. Auf dem Hof war es ruhig, denn der Tag neigte sich seinem Ende zu, und die Wipfel der Tannen auf dem Hügel verschwanden bereits im dunstigen Rot der Abendsonne.
    Dass sie Einhard vor aller Augen gemaßregelt hatte, mochte vielen auf dem Hof gefallen haben, doch bei einigen Männern hatte sie das Gefühl, misstrauisch beäugt zu werden, und ihr wurde schmerzlich bewusst, dass sie nicht die Herrin war. Nur Albrecht konnte Paul helfen. Nachdem sie das Tor durchschritten hatte, schlug sie den Weg um den Hügel herum ein, denn der dunkle Wald schien ihr selbst mit Aras an der Seite nicht geheuer. Vor ihr breiteten sich nasse Weiden, ein Feld und ein Birkenwäldchen aus. Dichtes Buschwerk säumte den schmalen Weg. Aras strolchte durch das Gelände und stöberte eine Ente auf, die schnatternd von ihrem Ruheplatz aufstieg. Die feuchte Luft störte sie nicht, denn sie war immer gern draußen spazieren gegangen, eine Angewohnheit, die sich für eine Dame von Stand nicht ziemte, wie Albrecht erklärt hatte. In der letzten Zeit hatte sich so viel ereignet, über das sie nachdenken musste, ihr altes Leben war abrupt zerrissen, das Gut und Albrecht hatten sich verändert, alles war anders geworden, und zu allem Überfluss kamen noch Remigius’ unerwartete Enthüllungen dazu!
    Als sie den Kopf hob, um sich zu orientieren, erschrak sie, denn das Gut, auf dem bereits die Lichter entzündet worden waren, lag weit hinter ihr. »Aras?«
    Sie schien in Richtung der Pächterhöfe gelaufen zu sein, denn im Zwielicht machte sie zwei Häuser und niedrige Stallungen aus. Das mussten die Höfe von Anton und Einhard sein. Ängstlich schaute sie sich um. »Aras!«
    Endlich kam ihr Hund durch das tiefe Gras auf sie zugelaufen, und ihre Angst verflog. »Jetzt aber heim«, sagte sie mehr zu sich selbst und hob die Röcke, um schneller gehen zu können.
    Aus dem Nichts traf sie ein Geschoss in den Nacken und warf sie zu Boden. »Heilige Mutter Gottes, steh mir bei!«
    Der Schmerz war nicht groß, und als sie nach ihrem Hals

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