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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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seine Schwester und drückte ihr Küsse auf beide Wangen. »Hat Albrecht mal wieder an den Fäden seiner Puppen gezogen! Manches ändert sich nie.« Er grinste breit.
    An Jahren kaum jünger und einen halben Kopf kleiner als Albrecht, wirkte er trotz seines höfischen Auftretens jungenhaft. Sein feines Wams aus schwarzem Samt war mit silbernen Knöpfen und ebensolcher Gürtelschnalle verziert, und ein sorgfältig gefältelter Spitzenkragen lag bis auf die Brust. Georg war zur Beerdigung ihres Mannes gekommen, hatte sich um die bürokratischen Formalitäten gekümmert und ihr Trost gespendet. Sie war froh gewesen, dass Albrecht durch dringliche Angelegenheiten auf dem Gut gebunden gewesen war, denn Georg war ihr von den Brüdern immer der liebste gewesen. Wegen seiner homophilen Neigungen hatte sie ihn nie verurteilt, trug er doch schwer genug an seinem Makel, für den ihn die Kirche verdammte.
    »Georg, wie fein Ihr ausschaut! Ein richtiger Hofmann seid Ihr geworden!«, sagte Marie, als er sie freigab.
    Aras hatte sich während der Begrüßung ruhig verhalten, was sie der langen und anstrengenden Reise zuschrieb.
    Ihr Bruder strich über sein schwarzes Wams. »Kostspielig ist es, bei Hofe zu sein! Und meine neue Stellung verspricht zwar viel Ehr, aber kaum mehr Lohn. Doktor Donnersberg ist ein geiziger und oft unleidlicher Vorgesetzter, doch ausschlagen konnte ich die Beförderung nicht!« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn’s recht ist, gehen wir hinunter zum Krieblwirt und nehmen dort das Abendmahl ein.«
    Die Gaststube des Krieblwirts machte einen vielversprechenden Eindruck auf die hungrigen Gäste, denn sie wirkte reinlich, war gut besucht, und es duftete appetitlich. Nachdem sie geschmorte Hammelkeulen, gefüllte Gurken, Klöße und süße Käsetorte verspeist hatten, schenkte Georg allen aus dem Weinkrug nach und hob seinen Becher.
    »Mariechen, es freut mich, Euch bei Hofe einführen zu können, und glaubt mir, die Residenz hat einiges zu bieten!« Er zwinkerte ihr zu, und Leander, der dem Wein kräftig zugesprochen hatte, kicherte.
    Vroni wirkte noch bedrückt, weil sie ihren Paul vermisste. Sie saß neben Carl, der im Stall bei den Pferden bleiben und morgen wieder nach Kraiberg aufbrechen wollte. Schweigend tranken sie und musterten die Gäste, eine muntere Mischung aller Stände und Erwerbszweige. Ein Musikantentrio spielte zum Tanz auf, und die Stimmung hatte ihren Höhepunkt erreicht, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und ein eisiger Wind hereinwehte. Drei schwarz gewandete Herren betraten mit ernsten Mienen und gewichtigem Gehabe die Gaststube.
    »Die Hofpolizei. Widerliche Spitzel, die jedes kleinste Vergehen zur Anzeige bringen, denn sie werden nach der Zahl ihrer Denunzierungen entlohnt«, zischte Georg hinter vorgehaltener Hand.
    »Nach was suchen sie denn hier?«, fragte Marie ebenso leise.
    »Spieler, Huren, Fremde ohne Papiere und Wunderheiler. Ah, was das Leben hergibt!« Georg gab Leander, der ihm in vertrauter Manier die Hand auf den Oberschenkel gelegt hatte, einen Stoß.
    Der starrte die gefürchteten Hofspitzel mit glasigen Augen an, runzelte angestrengt die Stirn und fiel plötzlich seitlich nach hinten, wo er neben Marie mit geschlossenen Augen liegen blieb.
    »Zeit zu gehen«, konstatierte Georg und winkte der Bedienung, um die Rechnung zu begleichen.
    Bald darauf verließen sie das Gasthaus, in dem es merklich ruhiger geworden war. Georg und Carl hatten Leander zwischen sich genommen, und Marie dachte bei sich, dass Carl durch seine Reisen mit Albrecht reichlich Erfahrung im Umgang mit Betrunkenen gesammelt hatte.
    Am nächsten Morgen wurden sie bei Sonnenaufgang von einem munteren Leander geweckt, der ihnen frisches Wasser brachte und kommentarlos die Kammerlauge entfernte.
    »Verzeiht meine Neugier, aber was genau ist Leander, ein Diener? Dafür scheint er mir zu gebildet, andererseits …« Marie hatte eine Hand auf den Arm ihres Bruders gelegt und schritt mit ihm durch das morgendlich betriebsame München. An der Peterskirche vorbei waren sie über den Schrannenplatz gegangen, hatten sich von Vroni ein Hefeküchlein bei einem Straßenhändler kaufen lassen und hielten nun auf die herzogliche Residenz zu, deren mächtige Mauern bereits vor ihnen aufragten.
    »Ihr habt mich nie in Verlegenheit gebracht, Schwester, dafür liebe ich Euch. Bitte fragt nicht weiter. Schaut, die prächtige Karosse gehört dem Holzmair.«
    Vroni folgte ihnen mit Aras. Die Präsenz des kräftigen

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