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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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Hundes hatte den Vorteil, dass Bettelvolk sich von ihnen fernhielt.
    »Gehört der zum neu ernannten Adel? Der Name ist mir nicht geläufig.« Geschickt wich Marie einem Haufen Pferdedung aus, der dampfend auf der Straße lag.
    »Geld adelt auch. Dem Holzmair gehört am Hofgraben die größte und beste Gastwirtschaft der Stadt. Bei ihm kehrt alles ein, was Rang und Namen hat, und seine Tochter Magdalena hat er mit Hofkammeradvokat Doktor Mändl verheiratet. Ein gewitzter Mann, der Wirt. Mit ihm sollte man sich gut stellen, denn er kennt jeden, und jeder schuldet ihm auf irgendeine Art einen Gefallen. Womit wir beim Thema wären …« Er drückte ihren Arm und grüßte zwei Herren, die wie er gekleidet waren.
    Marie seufzte. »Ach, Georg.« Es graute Marie vor der Hofgesellschaft und dem, was man von ihr erwartete.
    »Aber vorerst wollen wir die Gunst der Herzogin erringen, damit Ihr bei Hofe glänzen könnt. Ich denke, Eure Chancen stehen gut – die Garderobe elegant, aber doch nicht protzig, und ein frommes Antlitz von schlichter Schönheit.« Den letzten Teil hatte er scherzhaft gesprochen und fügte hinzu: »Den frommen Ausdruck solltet Ihr noch verstärken und am besten ständig einen Rosenkranz durch die Finger gleiten lassen und demütig lateinische Verse murmeln.«
    Eine Gruppe Jesuiten ging, in eine heftige Diskussion vertieft, auf Sankt Michael und das Kolleg zu. »Der Mittlere mit dem schlohweißen Haar ist der Hofbibliothekar Aegidius Albertinus. Nicht der Übelste der Gesellschaft. Ah, da vorn steht ein Mädchen mit einem Bauchladen. Die hat vielleicht auch Rosenkränze.«
    »Das war kein Scherz?«, fragte Marie.
    »Keineswegs! Bei mir hilft selbst ein Bild der Heiligen Jungfrau nicht mehr. Hier, den nehmen wir.« Georg ließ zwei Münzen in die Hand des erbärmlich mageren Kindes fallen.
    »Herr, das ist zu viel! Nur einen Groschen!«, rief die Kleine erstaunt.
    »Kauf dir Speck und Klöße, damit der Wind dich nicht fortweht wie ein Blatt!«
    Das war ihr Bruder, wie sie ihn kannte, immer großzügig und das Herz auf dem rechten Fleck. Ein Jammer, dass er nicht der Älteste war. Bei ihm hätten die Leute es auf Gut Kraiberg besser gehabt als unter Albrecht und seiner zänkischen Gattin. Marie befestigte den Rosenkranz an ihrem Gürtel und hörte aufmerksam zu, während Georg ihr die Gepflogenheiten bei Hof erklärte und sie mit Namen überschüttete, die sie unmöglich alle behalten konnte. Aus den verwinkelten Gassen mit ihren dicht stehenden, teils gedrungen wirkenden Häusern traten sie in die Schwabinger Gasse, die zur Stadtmauer und zum Schwabinger Tor hinaufführte.
    Überwältigt blieb Marie stehen. »Solche Pracht!«
    »Ihr wart doch schon einmal hier.« Flüchtig schaute Georg die vor ihnen aufragenden Mauern des Stadtschlosses hinauf und wollte weitergehen.
    »Es ist so lange her, und die Farben sind einfach überwältigend!« Marie drehte sich nach hinten, wo das Grau der Stadthäuser überwog. »Dort die Nacht, hier der Tag. Die Residenz erhebt sich wie ein sandfarbenes Juwel aus der Asche der Gewöhnlichkeit.«
    Die Fassade war hell sandsteinfarben, die Eingangstore hoben sich durch ihre dunkelrote Färbung ab. Die Schlosswachen standen mit finsteren Mienen innerhalb einer Balustrade, auf deren Eckpfeilern steinerne Löwen thronten.
    Georg grinste. »Euer poetisches Lob würde dem Herzog schmeicheln, und ich denke, dass er genau diese Wirkung beabsichtigte.«
    »Warum sind die Säulen auf der Fassade nur gemalt?«
    Die gesamte Säulenordnung im Stil eines italienischen Palazzo war sorgfältig und geometrisch exakt aufgemalt worden und verlieh dem Bau eine schlichte Strenge. Eine Kutsche rollte heran, und Georg rümpfte die Nase. »Der Holzmair. Führt sich auf, als gehörte er zur fürstlichen Familie … Die Fassade, ja, die ist bewusst so ausgestaltet. Nicht zu prächtig, aber doch erhaben und edel. Die Bronzefiguren glänzen golden, die Tore erhalten ihren Glanz und die intensive Farbe vom ständigen Einölen.«
    »Der Herzog liebt es, die Menschen zu blenden und gleichzeitig den demütigen und sparsamen Herrscher hervorzukehren, der dem Volk nahe ist«, überlegte Marie. »Und dabei nimmt er sich doch, wonach er begehrt. Durchtrieben nenne ich das …«
    »Ihr solltet nicht schlecht über den Herzog sprechen, Marie, merkt Euch das! Überall lauern Spitzel und tragen jedes verdächtige Wort weiter. Kommt jetzt und vergesst nicht, das Knie vor dem Ewigen Licht zu beugen. Die Schlosswache

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