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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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Euch meine Schwester vorstellen? Marie von Langenau. Sie ist seit gestern in München.«
    »Werdet Ihr uns länger mit Eurer Gegenwart beehren?«, fragte Wilhelm Fistulator höflich.
    »Ich weiß noch nicht. Aber Eure Arbeit scheint mir ganz außergewöhnlich. Verzeihung, Eure Kunst!«, antwortete sie und meinte es ehrlich. Entlang der Wände standen fertige Scagliola-Tafeln, deren glänzende Oberfläche mit echtem Marmor konkurrieren konnte und trotzdem eine ganz eigene Ausstrahlung hatte. »Seit wann wird Scagliola hergestellt? Es heißt ja, dass ihr die Einzigen seid, die im Besitz der geheimen Herstellungsverfahren sind?«
    Bevor Wilhelm antworten konnte, fuhr sein Vater dazwischen: »Wer seid Ihr, dass Ihr fragt? Was geht es Euch an?! Wir allein verfügen über das Wissen der Scagliola-Technik, und wir verwenden unser Wissen ausschließlich zum Ruhme Seiner Herzoglichen Durchlaucht!«
    Ihrerseits verärgert über die Zurechtweisung erwiderte Marie: »Ich fragte nur, weil ich einmal einen Tisch mit einem Bild in Scagliola-Manier gesehen habe. Die Detailliertheit der Darstellung übertraf alles, was ich bis dato an Pietra-Dura-Bildnissen gesehen hatte. Meine Neugierde war also begründet und nicht impertinent, Meister Fistulator.« Noch während sie den Satz beendete, bereute sie die aus falschem Stolz gesprochenen Worte. Blasius Fistulator kratzte sich die struppigen Haare. »Was stellte das Bild dar, das Ihr gesehen habt?«
    Sie nestelte an ihrem Gürtel. »Eine Figur in einer Landschaft, so etwa.«
    »Genauer bitte. Erst brüstet Ihr Euch mit der Kenntnis eines Kunstwerks, und dann könnt Ihr es nicht beschreiben?«, ätzte der Alte. »Weiber! Tische gibt es schon einige. Ob das wirklich so großartig war, was Ihr gesehen habt …« Er zischte abfällig durch die Zähne.
    Bevor sie vollends die Fassung verlieren konnte, kam Georg ihr zu Hilfe. »Kommt, Schwester, die Herzogin erwartet uns. Wir dürfen uns nicht verspäten. Wilhelm, es hat mich gefreut.« Er reichte ihr seinen Arm und drehte sie etwas schwungvoller als beabsichtigt mit sich zum Ausgang.
    »Aber das ist doch … So ein unhöflicher Kerl!«, schimpfte sie.
    Im lichtdurchfluteten Korridor tätschelte Georg ihr die Hand. »Beruhigt Euch. Ich hatte Euch gewarnt! Als Künstler kann er sich das erlauben, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad.« Er deutete in den Hof hinaus. »Wartet, bis der Frühling kommt, dann sieht man dort um den Brunnen eine Blütenpracht, die ihresgleichen sucht.«
    »Ich habe nicht vor, bis dahin hier zu sein!« Der Winter war auch in diesem Jahr hart und lang gewesen, und im Garten des Brunnenhofs lag in den schattigen Ecken noch Schnee. Missernten und Ausbrüche von Pest und Ruhr hatten der Bevölkerung zugesetzt und die Stimmung gedrückt. Vermehrte Hexenprozesse und Anklagen wegen Aberglauben waren die Folge wie jedes Mal, wenn die Unbill der Natur das Dasein der Menschen beeinträchtigte.
    Georg wartete, bis Lakaien und Hofräte an ihnen vorübergegangen waren. »Werfen wir noch einen Blick in die Steinschneiderwerkstatt. Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, mit welcher Geduld und Kunstfertigkeit diese Leute aus einem unscheinbaren Klumpen ein glitzerndes Juwel machen!« Er legte die Hand an den Türknauf und drehte sich zu seiner Schwester um. »Es liegt nicht bei mir, die Länge Eures Aufenthalts hier an der Residenz zu bestimmen, Marie. Wenn Albrecht es für richtig befunden hätte, wäre eine Hochzeit bereits arrangiert. Vergesst das nicht und macht das Beste aus der Zeit hier am Hof.«
    Marie fröstelte, denn die großen Fenster ließen die Kälte fast ungehindert hindurch. »Diese gut gemeinten Ermahnungen habe ich langsam über!«, zischte sie mit gedämpfter Stimme.
    »Bitte, ganz, wie Ihr meint«, doch Georg lächelte gutmütig und stieß die Tür weit auf, so dass sie einen ungehinderten Blick auf die in ihre Arbeit versunkenen Kunsthandwerker hatte.
    Der Raum war schmaler als die Werkstatt der Fistulators, und der Ofen an der Stirnseite verbreitete eine gemütliche Wärme. Zwei Körbe mit Holzscheiten zeigten an, dass der Herzog hier nicht mit Brennmaterial geizte, und Marie begriff, dass diese Männer nicht mit klammen Fingern arbeiten konnten. Etwa ein Dutzend Werktische befand sich in dem Raum, und auf jedem lagen Steine verschiedenster Farben, Formen und Größen. Hier musste ein Vermögen herumliegen, und Maximilian trug Sorge, dass seine Edelsteine nicht in fremden Taschen verschwanden, indem er

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