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Blut und rote Seide

Blut und rote Seide

Titel: Blut und rote Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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daß sie enttäuscht ist, weil er nicht in die akademischen Fußstapfen seines Vaters getreten ist und immer noch keine Familie gegründet hat.«
    »Als er gestern anrief, haben wir uns kurz unterhalten. Er hat erklärt, daß er die Sache mit dem Literaturprogramm auch ihr zuliebe tut. Mit ihr steht es nicht zum besten, und sie macht sich ständig Sorgen um ihn. Er meinte, wenn er schon nicht heiraten würde, so wollte er die alte Dame immerhin mit einem Magistertitel trösten.«
    »Ein Wahrsager hat ihm geweissagt, daß ihm kein Pfirsichblütenglück beschieden sei«, bemerkte Yu seufzend. »Und außerdem weiß der Volksmund, daß jemand, der Karriere macht, selten Glück in der Liebe hat.«
    »Na na, so schlecht ist es um sein Pfirsichblütenglück nun auch nicht bestellt. Denk nur an seine Prominentenfreundin aus Beijing, aber diese Kaderprinzessin hat eben nicht zu ihm gepaßt. Da wäre Weiße Wolke schon besser.«
    »Kein Wunder, daß sie sich in ihn verknallt hat, nur bezweifle ich, ob sie je ein Paar werden, wo all seine Rivalen ihn mit Argusaugen beobachten. Da braucht doch nur jemand ihre Vergangenheit als K-Mädel publik zu machen.«
    »Mag ja sein, daß sie als Hosteß in einer Karaoke-Bar arbeitet, aber heutzutage finanzieren viele Studentinnen ihr Studium mit derartigen Jobs. Solange sie sich nicht selbst verkauft, ist es in Ordnung. Und ich glaube nicht, daß sie soweit gehen würde«, sagte Peiqin. »Ausschlaggebend ist, ob sie ihm eine gute Ehefrau wäre. Sie ist klug, jung und praktisch veranlagt, eine ideale Ergänzung für deinen versponnenen Chef. Aber es geht nicht nur um seine Konkurrenten. Vielleicht kann er ja selbst nicht über ihre Vergangenheit als K-Mädel hinwegsehen.«
    »Gut beobachtet, meine Liebe.«
    »Es wird Zeit, daß er zur Ruhe kommt und eine Familie gründet. Er kann doch nicht ewig Junggeselle bleiben. Darunter leidet auch seine Gesundheit. Und damit meine ich nicht nur, daß jemand ihm den Haushalt macht.«
    »Du redest schon wie seine Mutter, Peiqin.«
    »Als sein Partner mußt du ihm helfen.«
    »Stimmt, aber im Moment wäre ich froh, wenn er mir helfen würde.«
    »Du meinst in dem qipao -Fall? Entschuldige, daß ich abgeschweift bin«, sagte sie rasch. »Es ist dringend. Ihr müßt verhindern, daß der Verbrecher noch einmal zuschlägt. Wie willst du vorgehen?«
    »Das weiß ich eben noch nicht«, antwortete er. »Es ist das erste Mal, daß ich der Sonderkommission als Stellvertretender Leiter vorstehe. Und ich bezweifle, daß Liao diesmal mit seiner üblichen Routine weiterkommt. Meines Erachtens müßten wir etwas anderes versuchen.«
    »Sicher hast du dir qipaos angesehen – nicht für mich, sondern im Zusammenhang mit dem Fall«, bemerkte sie lächelnd. »Was haben dir denn die Verkäuferinnen erzählt?«
    »Liao und ich waren in den entsprechenden Spezialgeschäften, auch in besseren Kaufhäusern, die so was führen, aber nirgends haben wir ein derart altmodisches Modell gesehen. Die Verkäuferinnen sagten, diese Art qipao sei nirgendwo zu bekommen. Der Schnitt ist überholt. So was war vor zehn Jahren modern. Heutzutage ist ein solches Kleid höher geschlitzt und figurbetont. Es ist ärmellos, manchmal sogar rückenfrei, also ganz anders als bei unseren Opfern.«
    »Hast du ein Foto?«
    »Ja.« Yu zog einen der Abzüge aus dem Ordner auf dem Nachttisch.
    »Es lohnt sich, dem weiter nachzugehen«, sagte Peiqin, während sie gedankenverloren das Kleid betrachtete. »Das erste Opfer muß etwas an sich gehabt haben, was den Mörder ausrasten ließ.«
    »Daran habe ich auch gedacht«, sagte Yu. »Irgend etwas an ihr, an dieser Jasmine, muß die psychopathische Reaktion und den ersten Übergriff ausgelöst haben, nur wissen wir nicht, was es war.«
    Wie immer half ihm die Diskussion mit Peiqin weiter. Besonders was Jasmine betraf. Yu hatte Liao ja darauf angesprochen, doch der hatte betont, seine Leute hätten ihren Hintergrund bereits gründlich untersucht und er sähe keine Veranlassung, die Sache erneut aufzurollen. Doch Yu beschloß, sich die Akte morgen noch einmal genau anzusehen.
    Als er sich unter der Steppdecke ausstreckte, berührten sich ihre Füße von neuem. Er streichelte ihr übers Haar, dann drang seine Hand weiter unter die Decke vor.
    »Qinqin kommt womöglich bald«, sagte sie und setzte sich auf. »Ich wärme dir die Reiskuchen in der Mikrowelle auf. Du hast ja noch gar nicht zu Abend gegessen. Außerdem müssen wir morgen beide früh raus.«
    Er hatte

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