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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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alten Ressentiments! Ludwig ist tot. Ich kann nicht beweisen, dass es sein Kopf war, der mir mit blutenden Augenhöhlen heute Morgen entgegenstarrte, aber ich würde es trotzdem schwören, wenn man es von mir verlangt. Außerdem wäre ich an deiner Stelle auf der Hut. Immerhin haben sie erst Ludwig erwischt. Du stehst noch auf ihrer Liste.«
    Er war tatsächlich blass geworden. Seine Hand, die die Zigarette hielt, zitterte stärker denn je.
    »Und was soll der Unsinn mit den deutschen Schäferhunden?«, bohrte ich nach. »Du bist der Einzige, der darauf eine Antwort geben kann. Ich kann dir nicht helfen, wenn du mich nicht endlich einweihst.«
    Ich war noch immer gekränkt, dass er mich nicht früher darüber informiert hatte. Allerdings hatte ich selbst in den letzten Wochen nicht allzu viel Wert auf zwischenmenschliche Kontakte gelegt. Der Frühjahrsblues hatte auch mich befallen, und ich musste feststellen, dass ich immer mehr zum einsamen Wolf mutiert war.
    Er sog den Rauch tief ein, verharrte einige Sekunden, bevor er schließlich mit der Sprache herausrückte.
    »Ja, die Sache mit den Schäferhunden war wirklich merkwürdig. Den entsprechenden Ratschlag haben wir natürlich zunächst auch nicht sehr ernst genommen. Bis wir eines Morgens Joshi tot in seinem Zwinger fanden. Er hatte Schaum vor dem Mund. Der Doc sagte, dass er irgendetwas Vergiftetes gefressen hätte. Rattengift oder so etwas. Das war aber unmöglich, denn er war die letzten Tage vor seinem Tod nur auf dem Hof gewesen. Wir streuen kein Rattengift. Jemand muss ihn mit einem Köder gelockt und vergiftet haben. Joshi war einer von Ludwigs Lieblingshunden. Ein echter Leader. Wir hatten noch Großes vor mit ihm.«
    Früher hatte ich geglaubt, dass ausschließlich Huskys Schlittenhunde seien. Doch seit die beiden vor zehn Jahren ihre Leidenschaft entdeckt hatten, hatte ich mich eines Besseren belehren lassen müssen. Als Schlittenhund kam schlichtweg jeder Hund infrage, der sich vor einen Schlitten spannen ließ. Armin und Ludwig hatten sich auf die Züchtung leistungsorientierter Arbeitstiere konzentriert. Dabei setzten sie auf Mischlinge, die sie aus den ausdauerndsten Rassen wie dem Grönlandhund und dem Siberian Husky kreuzten.
    Ebenso war ich früher der Ansicht gewesen, dass es Tierquälerei sei, die Hunde vor einen Schlitten zu spannen. Erst nachdem ich selbst erlebt hatte, mit welch freudigem Geheul die Meute es kaum erwarten konnte, loszuziehen, sah ich die Sache gelassener. Schlittenhunde waren allein dafür auf die Welt gekommen, um zu laufen. Am liebsten vierundzwanzig Stunden lang. Der unbedingte Laufwille machte sie gegen alles andere immun. Hunger, Durst, Schmerzen, all das steckt ein Schlittenhund mühelos weg, wenn er nur laufen kann. Seitdem tat es mir jedes Mal in der Seele weh, wenn ich einen Husky mit gebrochenem Blick an der Leine seines Halters durch die Fußgängerzone schleichen sah.
    »Verstehe«, sagte ich schließlich. »Erst kamen die Drohungen, dann haben sie Ernst gemacht. Aber wer tut so etwas? Wer vergiftet unschuldige Hunde?«
    »Wir haben uns natürlich auch so unsere Gedanken gemacht«, erklärte Armin. Er sprach gedehnt wie ein Kaugummi. »Vielleicht die Konkurrenz, dachten wir. Immerhin sind uns einige bemerkenswerte Züchtungen gelungen.«
    »Sag nicht, ihr habt jemals Geld damit verdient!«
    »Noch nicht. Aber wir haben in den letzten Jahren einige Preise eingeheimst. In der Szene haben sich unsere Zuchterfolge herumgesprochen. Ludwig und ich hatten vor, den Rübenanbau zurückzufahren und uns in den nächsten Jahren voll auf die Zucht zu konzentrieren.«
    Ich überlegte eine Weile. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass die These der beiden abwegig war. »Kleinkrieg unter Schlittenhundezüchtern – das klingt mir zu bizarr. Oder kennt ihr Konkurrenten, die in unmittelbarer Nähe wohnen?«
    Armin schüttelte den Kopf.
    »Außerdem gibt der mutmaßliche Mord an Ludwig allem eine ganz andere Dimension.«
    In dem Moment klingelte das Telefon.
    Er hob ab. Allerdings derart ungeschickt, dass er zunächst Hör- und Sprechmuschel verwechselte. Umso lauter erschallte eine resolute Stimme aus dem Hörer. Noch nicht einmal im Schlaf hätte ich sie verwechselt.
    »Ich wünsche sofort Herrn Morgenstern zu sprechen!«, verlangte die Stimme. »Augenblicklich!«
    Armin zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Er war der Person am anderen Ende der Leitung ein paar Mal unfreiwillig über den Weg gelaufen. Seitdem – und

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