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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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sollte. Er nickte gekränkt. Maren von Greiffenberg lächelte. Sie hatte es mitbekommen.
    Roberto führte uns zu einem bevorzugten Platz, einem Zweiertisch direkt vor dem großen Fenster, von dem aus wir einen herrlichen Blick auf das im Weserrenaissancestil erbaute alte Rathaus hatten.
    »Wie schön«, sagte Frau von Greiffenberg. »Ich war schon lange nicht mehr in Bad Salzuflen. Das letzte Mal mit meinen Eltern. Ich habe sie besucht, als sie beide hier zur Kur waren. Stehen die Salinen eigentlich noch?«
    »Sie meinen die Gradierwerke«, verbesserte ich. Es handelte sich um riesige, aus Holz und Schwarzdornhecken erbaute Anlagen, die ursprünglich als Teil einer Saline zur Salzgewinnung dienten. In Bad Salzuflen dienten sie der Erholung. Das aus den Quellen stammende salzhaltige Wasser, das unaufhörlich von oben durch den Schwarzdorn floss, sorgte für ein lungenfreundliches Meeresklima.
    Ich erklärte ihr den Unterschied und hoffte, dass ich nicht zu besserwisserisch klang.
    Roberto brachte die Karte. »Signora, bitte sehr.« Er tänzelte um Maren von Greiffenberg herum wie ein Hofnarr. Dabei zwinkerte er mir hinter ihrem Rücken zu. Er war von ihrer Erscheinung wirklich beeindruckt. Er musste sich nicht verstellen. Nachdem er sich nach unseren Getränkewünschen erkundigt hatte, zog er sich wieder zurück.
    Wir studierten die Karte. Das heißt, meine Begleiterin ließ ihren Blick darüberschweifen. Ich nutzte die Gelegenheit, um mein Gegenüber zu betrachten.
    Anders als bei unserer ersten Begegnungen war ihr Haar nicht von Wind und Regen zerzaust. Die Frisur wirkte elegant, das Rot war mit einem edlen Schimmer durchwirkt. Das Gesicht war dezent geschminkt, nicht zu aufdringlich, sondern gerade so, dass die natürliche Schönheit ihrer klassischen Gesichtszüge betont wurde. Ein paar Falten saßen um die Mundwinkel herum. Es waren nicht nur Lachfalten.
    Mein Blick wanderte unauffällig weiter. Ihre Figur zeichnete sich unter ihrem Pullover ab.
    In diesem Moment hob sie den Blick und hatte mich ertappt. Sie grinste. »Ja, es ist Cashmere«, antworte sie.
    »Genau das wäre meine Frage gewesen. Ich bin ganz hin und weg davon.«
    »Sie sind nie um eine Antwort verlegen, oder?«, fragte sie.
    »Der Eindruck trügt. Überhaupt glaube ich, dass Sie ein ganz falsches Bild von mir haben. Ich hoffe, dass der Abend Sie davon überzeugen wird, dass ich nur lautere Absichten habe.«
    »Nun, das sei einmal dahingestellt. Was können Sie mir empfehlen? Die Karte ist zwar nicht groß, aber ich kann mich nicht entscheiden.«
    »Nehmen Sie den Vorspeisenteller, danach die Spaghetti mit Rucola und als Nachtisch die Tiramisu. Hört sich alles ziemlich einfach an, schmeckt hier aber besonders gut. Geht Ihnen das öfter so?«
    »Was meinen Sie?« Sie tat verwirrt.
    »Dass Sie sich nur schwer entscheiden können?«
    Sie seufzte. »Ich hatte gehofft, dieser Teil würde erst nach dem Essen folgen.«
    »Verzeihen Sie«, sagte ich. Ich meinte es ernst.
    »Ich bin Zwilling. Kennen Sie sich damit aus?«
    »Sie meinen mit Sternzeichen?« Ich überlegte und kratzte mein Wissen zusammen. »Sie sind ein lebhafter Mensch, Sie stehen stets unter Spannung, das ist der Motor, der Sie antreibt. Auf der anderen Seite sehnen Sie sich nach Ruhe und Geborgenheit. Manchmal finden Sie sie sogar.«
    Sie lachte. »An Ihnen ist ein echter Amateurpsychologe verloren gegangen. Im Großen und Ganzen stimmt es, was Sie sagen: Ich war enttäuscht, als Sie vorgeschlagen haben, italienisch essen zu gehen. Ich hätte lieber etwas Außergewöhnliches ausprobiert. In Bielefeld gibt es einen neuen Inder.«
    »Ist das eine Einladung?«
    Wieder lachte sie, sodass ich fast glauben mochte, die Linien um ihre Lippen seien doch Lachfältchen. »Genießen wir erst einmal diesen Abend.«
    Roberto kam herangewieselt und nahm unsere Bestellung auf. Dabei klebten seine Blicke die ganze Zeit über an Maren von Greiffenberg. Als er sich wieder entfernt hatte, sagte sie: »Er hat Ihnen vorhin zugezwinkert. Welche geheimen Botschaften tauschen Sie miteinander aus? Sind Sie öfter mit einer Frau hier zu Gast?«
    »Sie haben Roberto echt beeindruckt«, wich ich aus.
    Und Sie?
    Mich auch.
    Wir schwiegen.
    »An was denken Sie?«
    »Das war gerade eine hundertprozentige Gesprächsvermeidung à la Magnus Enzensberger. Wir haben alles gesagt, also sagen wir nichts. In dem Nicht-Gesagten liegt das eigentlich Spannende.«
    »Aber Sie haben es gedacht.« Sie war tatsächlich so intelligent,

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