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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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Falkenburg. Nein, ich habe die Hunde vor den Schlitten gespannt und bin los.«
    Norbert rieb sich das Kinn. »Das erklärt die Räder- und Hundespuren, die wir gefunden haben. Sie könnten von Ihrem Schlitten stammen.«
    »Bestimmt. Jetzt im Frühjahr sind tatsächlich Räder darunter montiert.«
    »Und Sie waren rein zufällig dort? Und haben nicht das Geringste gesehen?«
    »Zumindest nichts Auffälliges. Und auch keinen Menschen. Konnte ja nicht wissen, dass die beiden Typen da im Gebüsch hocken.«
    »Wir haben nicht im Gebüsch gehockt, wir hatten uns hinter die Mauer gestellt«, berichtigte Müller. »Wenn Sie abgestiegen wären, hätten Sie uns gesehen.«
    »Jetzt weiß ich auch, warum die Hunde sich so merkwürdig benommen haben. Sie haben Sie gewittert!«
    Duffy reichte unterdessen wenigstens schon mal Scones, Konfitüre und die Sandwiches herum. »Wenn die Herrschaften bitte zugreifen möchten«, dienerte er.
    Da war doch noch etwas! Plötzlich fiel mir der Blick wieder ein, den er und die Gräfin einander zugeworfen hatten.
    »Ist das nicht merkwürdig«, sagte ich. »Alle von uns waren an jenem Tag dort oben. Entweder dienstlich wie ihr, Norbert und Maren. Andere, weil sie dorthin gelockt wurden, wie die Herren Schulze und Müller. Ollie hat sich nur verfahren, ebenso wie Armin mehr oder weniger zufällig die Ruine angesteuert hat, während ich, zugegeben, bewusst aufgrund der Radiomeldung dorthin gefahren bin. Jetzt würde es mich nicht wundern, wenn auch die anderen sich noch outen würden.«
    «Ich war ganz bestimmt nicht dort«, sagte Steffi. »Und mich kriegt dort auch nie, nie wieder jemand hin. Wenn ich nur daran denke – wie fürchterlich!«
    Die Gräfin räusperte sich, und aller Blicke wandten sich ihr zu. »Also, ich und Duffy haben etwas zu beichten.« Wieder tauschte sie einen fast flehentlichen Blick mit dem Butler. »Es ist nicht so, dass wir etwas verbrochen hätten.«
    »Ganz und gar nicht«, pflichtete Duffy ihr bei.
    »Im Gegenteil, wenn man so will, haben wir sogar der Allgemeinheit dienen wollen.«
    »Uns in den Dienst der Forschung gestellt, oh ja!«, bekräftigte Duffy.
    »Zunächst einmal müssen Sie uns reinen Wein einschenken«, forderte ich sie auf. Ich bemühte mich, ein gerüttelt Maß an Strenge in meine Stimme zu legen.
    Die Gräfin sah sich besorgt um.
    »Wir haben bisher alle die Karten auf den Tisch gelegt. Also sollten auch Sie das tun. Zumal Sie ja, wie Sie sagen, ein ehrenwertes Motiv haben. Daran hege ich im Übrigen keinen Zweifel.«
    »Danke, Moritz, für Ihr Vertrauen, aber wissen Sie ...« Sie seufzte. »Eigentlich war es ja auch eher Duffys Idee. Er soll es Ihnen erzählen. Ich bin nicht mehr in der Lage dazu.«
    Duffy setzte eine unglückliche Miene auf. »Der eine oder andere von Ihnen weiß vielleicht, dass ich begeisterter Sammler bin, von seltenen Artefakten. Ich bin Hobbyarchäologe, und Sie wissen vielleicht auch, dass wir mancherorts nicht gern gesehen sind. Sicherlich, es gibt ein paar schwarze Schafe in unseren Reihen, aber die meisten von uns handeln aus ehrenwerten Motiven. Jedenfalls konzentrierte sich meine Suche in den letzten Monaten auf den Bereich der Falkenburg.«
    Norbert zog die Stirn kraus. »Sie wissen aber doch sicherlich, dass dort Grabungen stattfinden und dass es für Ihresgleichen verboten ist, den Wissenschaftlern ins Handwerk zu pfuschen!«
    »Den Wissenschaftlern, pah! Wir Hobbyarchäologen sind die eigentlichen Bewahrer! Nur unseren Bemühungen ist es zu verdanken, dass an der Falkenburg endlich wieder gegraben wird. Jedenfalls hatte ich niemals vor, der Öffentlichkeit auch nur einen einzigen Fund vorzuenthalten!«
    Vor Aufregung verschluckte er sich an seinem Kaugummi. Er hustete, als würde der Erstickungstod drohen.
    Ollie schlug ihm auf die Schulter. »Na, na, mein Bester. Seien Sie ein Mann und gestehen Sie!«
    »Sie haben gegraben, wo Sie nicht hätten graben dürfen!«, beharrte Norbert. »Was haben Sie also an jenem Tag dort oben gefunden?«
    »Nicht an jenem Tag«, widersprach Duffy. »Mindestens eine Woche vorher war ich dort.«
    »Und was haben Sie gefunden?«, widerholte Norbert geduldig wie ein Papagei.
    »Zwei sogenannte Wolfsangeln.«
    Norbert pfiff durch die Zähne. »Das ist es also! Und natürlich wissen Sie, dass der Kopf von Ludwig Leineweber mit einer Wolfsangel an einem Baum befestigt worden war. Zeigen Sie mir bitte einmal Ihren Fund!«
    Schweißtropfen erschienen auf Duffys Stirn. »Das ist es ja gerade.

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