Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
Vom Netzwerk:
Lichtschein fiel herein. Sie kauerte sich dicht an die Wand. Fast hätte sie aufgeschrien, denn ihr Rücken fühlte sich an wie eine einzige brennende Wunde.
    Dann kam er auf sie zu. Ein formloser Schatten aus Bedrohung und Dunkelheit ...
    »Keine Angst, ich tu dir nichts«, sagte er mit heiserer Stimme ...
    Als seine schwieligen Hände ihren nackten Körper berührten, versuchte sie doch, zu schreien, aber kein Laut kam aus ihrer Kehle ...

16.
    Es waren keine weiteren Fakten, die ich brauchte. Was ich brauchte, war eine Idee. Abermals holte ich die Kiste mit den Playmobilmännchen hervor. Ich hatte sie neben dem Wohnzimmerschrank abgestellt.
    Es klopfte an die Tür. Es war Ollie. Er schwankte leicht, als er eintrat.
    »Sie haben getrunken?«, fragte ich.
    »Nur ein bisschen«, lallte er. »Die Gräfin hat mir einige Gläser Scotch mit auf den Weg gegeben.«
    »Sie haben ihr doch nichts verraten?«
    Ollie grinste schief. »Liebeskummer!« Sein Grinsen erlosch. »Habe ich ihr gesagt. Dabei habe ich Todesangst. Um Steffi.«
    »Na, na, Ollie«, beruhigte ich ihn. Ich legte ihm den Arm um die Schulter. »Wir werden schon eine Lösung finden – auch ohne die zwei Millionen.«
    »Ich glaube nicht, dass diese Gangster Spaß verstehen.«
    »Das glaube ich auch nicht. Aber ich verstehe auch keinen Spaß mehr.«
    Erst jetzt bemerkte er die Playmobilfiguren.
    »Sie spielen? Sie haben vielleicht Nerven.«
    »Ich spiele nicht, ich versuche, meinen Geist anzuregen.«
    »Darf ich mitspielen?«
    »Aber sicher.« Ich hielt ihm die Schachtel hin. »Suchen Sie sich ein paar Figuren aus.«
    Er klaubte sich wahllos ein paar zusammen. Aus seiner Grobmotorik schloss ich, dass er ganz schön getankt hatte. Dennoch gelang es ihm irgendwie, die Männchen und Weibchen auf der Tischplatte zu platzieren.
    »Sie müssen ihnen Namen geben«, erklärte ich ihm. Ich hielt ihm einen Berner Sennenhund hin. »Das ist Luna. Für die Dauer des Spiels. Haben Sie verstanden?«
    Er nickte. »Ich glaube, ja.«
    Aus seinem Haufen pickte er eine Prinzessin heraus. »Das ist Steffi.« Seine Züge verdüsterten sich.
    »Stellen Sie sie irgendwo auf die Tischplatte hin.«
    Er tat es, allerdings platzierte er sie in Reichweite.
    »Fahren Sie fort!«, drängte ich ihn. Für mich war es eine neue Erfahrung, einen Mitspieler zu haben. Einen, der zudem neue, interessante Perspektiven eröffnete.
    Ich hätte Luna und Steffi dicht nebeneinandergestellt. Doch weil er Steffi in seiner Nähe haben wollte, war das Ergebnis, dass die beiden weit voneinander entfernt standen. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Ich war immer davon ausgegangen, dass man sie irgendwo zusammen eingepfercht hatte. Wenn dem aber nicht so war, so wurde die Sache nicht gerade einfacher.
    Als Nächstes wählte Ollie einen Ritter. »Das bin ich!«, erklärte er. »Ich werde meine Prinzessin befreien.«
    Er stellte den Ritter direkt neben seine Steffi-Figur.
    »Das geht nicht«, erklärte ich ihm.
    »Warum nicht? Wir gehören zusammen!«
    Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, ihn mit einzubeziehen.
    »Steffi ist entführt worden«, erklärte ich ihm. »Also kann sie nicht neben Ihnen stehen. Höchstens am Ende, wenn Sie sie befreit haben. Verrücken Sie sie.«
    »Sie ist nicht verrückt!«
    »Davon war keine Rede.« Offensichtlich hatte es die Gräfin zu gut gemeint und ihm ein Glas zu viel Scotch eingeflößt. »Stellen Sie sie woandershin.«
    »Ich denke nicht daran!«
    Ich gab es auf. »Also gut. Wollen Sie weiter mitspielen?«
    »Sicher.«
    »Dann wählen Sie bitte noch ein paar weitere Figuren.«
    Er wählte den blauen Drachen. Der war bei mir bisher noch nie zum Einsatz gekommen. »Das ist die Gräfin«, sagte er ernst.
    »Als Drache?«
    »Sie wird uns beistehen, jawohl!«
    Ich konnte nur hoffen, dass die Gräfin niemals davon erfahren würde, dass sie als Drache hatte herhalten müssen.
    »Und das«, fuhr Ollie fort. »Ist der gute Duffy.« Er hielt das Schlossgespenst in die Höhe. Allmählich schien er Spaß an unserem Spiel zu finden, wenngleich er meine Regeln auf den Kopf stellte.
    Als Nächstes klaubte er eine Hand voll Polizisten zusammen. »Polizei!«, betonte er und hob den Zeigefinger. »Sehr wichtig. Wir müssen sie überall verteilen.«
    Ich half ihm dabei. Wo er recht hatte, hatte er recht. Wir konnten die Sache nicht völlig ohne staatlichen Beistand lösen.
    »Sie haben Ihren Wagen vergessen«, erinnerte ich ihn. Ich hielt ihm ein rotes Feuerwehrauto hin und ein

Weitere Kostenlose Bücher