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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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nicht wahrgenommen. Und es war wohl besser, wenn er nie davon erfuhr.
    Sie kannte Ulrichs geheimste Gedanken gut genug, um zu wissen, dass ihn seit der blutigen Einnahme Freibergs nur noch eines am Leben hielt und vorantrieb: der Wille, Friedrich zu seinem rechtmäßigen Erbe zu verhelfen und sich am Nassauer für das Blutbad in Freiberg zu rächen.
    Käme es zum Zwist zwischen Friedrich und ihm, wäre Ulrich verloren. Loyalität zwischen Männern erlosch zumeist dann, wenn eine Frau ins Spiel kam. Und keiner von beiden wäre wohl bereit, sie mit dem anderen zu teilen.
    Sollte sie heute Nacht zu Ulrich gehen und ihre alte, kaum verheilte Wunde von neuem aufreißen? Für eine Liebschaft zwischen ihr und einem Ritter konnte es kein glückliches Ende geben.
    Also redete sie sich ein, es sei der Umstand, dass bei dem abendlichen Auftritt ihrer Truppe sicher auch Friedrich zugegen sein würde und sie ihm aus dem Weg gehen sollte, als sie zu ihrer eigenen Überraschung sagte: »Ja. Ich werde hier auf Euch warten.«

Der rechtmäßige Markgraf von Meißen
    S ofern Ihr nicht fürchtet zu verhungern, wenn Ihr das Mahl versäumt, seid Ihr beurlaubt und könnt tun, was immer Euch wichtiger dünkt.«
    Friedrich zögerte keinen Augenblick, der Bitte seines Ritters zu entsprechen. Er wusste hier ausreichend vertrauenswürdige Männer um sich, die auf seine Sicherheit achteten, und es war selten genug, dass Ulrich mit solch einem Anliegen an ihn herantrat. Es musste wohl etwas Wichtiges sein, sonst würde er ihm nicht freiwillig von der Seite weichen.
    Sie waren noch dabei, auf der Burg, die von angesehenen Gästen nur so wimmelte, Quartier zu beziehen. Umso mehr verwunderte es Friedrich, als ein Page von etwa zwölf Jahren vor ihn trat, sich höflich verneigte und mit merkwürdig gerolltem »R« sagte: »Edler Fürst, meine Herrin, die Landgräfin von Thüringen, bittet darum, Euch sprechen zu dürfen.«
    Jemand musste gezielt Ausschau nach ihnen gehalten haben, wenn er schon so kurz nach der Ankunft zu einem Treffen gebeten wurde.
    Seine Stiefmutter war allerdings der letzte Mensch, mit dessen Einladung er rechnete. Er kannte sie kaum und hatte sie vor sieben Jahren zum letzten Mal gesehen – unter äußerst demütigenden Umständen für ihren Mann, seinen Vater, denn Friedrich hatte den Unberechenbaren in Eisenach gezwungen, einen Vertrag zu unterschreiben, in dem Landgraf Albrecht sich verpflichtete, Thüringen nie zu verkaufen oder zu verpfänden.
    Ein Gelübde, das der alte Fürst gebrochen hatte wie so viele andere auch …
    Der Page verneigte sich und schien zu erwarten, dass er ihm folgte. Friedrich sah den warnenden Blick, den Ulrich ihm zuwarf, und dachte das Gleiche wie der Maltitzer: Dies könnte eine Falle sein.
    »Ich werde Euch begleiten, Herr«, entschied Ulrich ohne Zögern. So schwer es ihm fiel, aber sein Treffen mit Sibylla musste er aufschieben. Dies hier klang zu mysteriös.
    Er gab Markus das Zeichen, ihm zu folgen, und der junge Freiberger nickte, die Hand an den Griff des Schwertes legend.
    Dem Pagen schien es keine Schwierigkeiten zu bereiten, sich auf dem Vyšehrad zurechtzufinden. Mühelos bahnte er sich den Weg über den Hof und durch die vollen Gänge, immer wieder zurückblickend, ob die gerade Angereisten ihm auch folgten.
    Er hielt vor einer Tür mit kunstvoll geschmiedeten Beschlägen und klopfte dreimal an. Die schwere Eichentür wurde nur einen Spaltbreit geöffnet, so dass weder Friedrich noch seine Begleiter das Innere des Raumes sehen konnten, und eine blutjunge Zofe mit kunstvoll geflochtenem kastanienbraunem Haar steckte den Kopf heraus.
    »Der rechtmäßige Markgraf von Meißen«, kündigte der Page seine Begleiter an.
    Friedrich fühlte sich wie vom Blitz getroffen.
    Der rechtmäßige Markgraf von Meißen!
    Zu lange hatte ihn schon niemand mehr so genannt.
    Aus dem Augenwinkel sah er, dass nun auch Ulrich von Maltitz die Hand an das Schwert legte.
    Entweder hatten die Verschwörer nach ihm gerufen, oder ein Feind wollte ihn in Sicherheit wiegen, um ihn in eine Falle tappen zu lassen.
    Das Mädchen öffnete die Tür weit und sank zu einem tiefen Knicks vor Friedrich nieder.
    Zu seinem erneuten Erstaunen sah er tatsächlich seine Stiefmutter in der behaglich eingerichteten Gästekammer.
    Elisabeth von Lobdeburg-Arnshaugk war allein und stand in der Nähe des Kamins. Sie trug einen blauen Surkot auf roter Kotte, der ihre schmale Taille hervorragend zur Geltung brachte. Halsausschnitt und

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