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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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wich seinem Blick nicht aus. »Liebster!«, flüsterte sie erneut.
    Und doch erkannte er in der Art, wie sie ihn ansah, schon wieder einen Abschied.
    Diesmal stöhnte er vor innerer Qual. »Verlass mich nicht noch einmal!«
    Sie schüttelte nur den Kopf und legte sanft einen Finger auf seine Lippen. Dann erstickte sie seine Worte mit einem langen, zärtlichen Kuss, ganz und gar nicht begehrend, sondern voller Wehmut.
    Ulrich hätte vor Verzweiflung aufschreien können. Auch wenn ihm sein Verstand sagte, dass sie recht hatte, dass es keine Aussicht gab für eine Liebe zwischen einem Ritter und einer unehrlich Geborenen, es sei denn, er nähme sie als seine Hure mit sich, so wollte er das in diesem Augenblick nicht wahrhaben.
    Wie sollte er weiterleben ohne sie?
    »Wir haben vier Tage, Herr«, flüsterte sie mit brüchiger Stimme in sein Ohr und brachte damit sein letztes Fünkchen Hoffnung zum Erlöschen.
    Er würde sein Herz künftig ganz und gar mit Eisen panzern müssen.
     
    Die Krönung Wenzels sollte wirklich als überaus prachtvolles Fest in Erinnerung bleiben.
    Es gab so viel zu sehen, zu staunen und zu erzählen für die edlen Gäste aus allen Teilen des Reiches, dass die heimliche Zusammenkunft der Gegner Adolfs von Nassau völlig unbemerkt blieb. Kein Außenstehender erfuhr, dass die Fürsten einen Plan ersonnen hatten, den König abzuwählen – etwas, das es noch nie zuvor gegeben hatte.
    Stattdessen drehten sich die Gespräche der Herbeigereisten um den ungeheuren Glanz der Krönung am Pfingstsonntag im Dom zu St. Veit, die Erzbischof Gerhard von Mainz mit einer Feierlichkeit zelebrierte, die nichts davon verriet, dass sowohl er als auch der von ihm Gekrönte in die geheimste Verschwörung des Königreiches verwickelt waren.
    Zweitausend Mark Silber solle allein die Krone wert sein, wisperten die Gäste, doppelt so viel gar das Krönungsgewand, das über und über mit Edelsteinen besetzt war. Und den Wert des Leibgeschmeides wagte niemand zu schätzen, so kostbar waren die Ringe und der Gürtel Wenzels.
    Noch lebhafter, allerdings nur hinter vorgehaltener Hand, wurde das Aussehen von Königin Jutta erörtert, der Schwester Albrechts von Habsburg. Im Widerspruch zu ihrer sonst so eifrig gepriesenen Schönheit wirkte sie diesmal totenbleich und geschwächt. Man munkelte, sie sei nach einer Fehlgeburt noch nicht wieder genesen.
    Gerüchte über Gerüchte kursierten – nur von dem größten Geheimnis dieser Pfingsttage auf dem Prager Vyšehrad erfuhr niemand außer den Eingeweihten.
    Als Friedrich von seinem Habsburger Schwager endlich das vereinbarte Zeichen erhielt, sehr symbolhaft einen silbernen Ring mit dem Meißnischen Löwen, rief er Markus und Ulrich zu sich.
    »Richtet Eure Gebete auf den Tag, an dem ein gerechter Herrscher den Thron besteigt!«
    Seine Augen strahlten vor Freude und Tatendrang – ganz im Gegensatz zu denen Ulrichs, der nicht nur Sibylla wieder verloren, sondern auch vergeblich nach dem Marschall des Königs Ausschau gehalten hatte.
    Doch angesichts dieser Worte richtete sich der Maltitzer auf.
    »Ich komme zu Euch, wenn Ihr Freiberg zurückerobert«, hatte Sibylla ihm versprochen. »Dann werde ich an Eurer Seite sein.«
    Friedrich sah, wie ein Funken Hoffnung in den erloschenen Augen seines Freundes zu glimmen begann.
    Dann wandte er sich Markus zu. »Wolltest du nicht schon die ganze Zeit zurück nach Freiberg, mein junger Freund? Jetzt ist der Augenblick gekommen. Reite dorthin, reite nach Freiberg! Finde heraus, ob die Bürgerschaft noch hinter mir steht und bereit ist, mich zu unterstützen, wenn ich Truppen zusammenstelle, um mein Land zurückzuerobern!«

Die Rückkehr
    E in heftiger Gewitterguss ging nieder, als Markus sich Freiberg näherte. Doch das störte ihn nicht – im Gegenteil. Sein Herz war so voller Hoffnung auf das Wiedersehen mit Änne, dass ihm sogar die dunkelsten Wolken die Stimmung nicht verderben konnten.
    Außerdem kam ihm der Regen zupass, denn er erhöhte seine Chancen, unerkannt die Stadt zu betreten. Er wusste nicht, ob Jenzin inzwischen verraten hatte, wer die drei Männer in seinem Haus umgebracht hatte. Doch auch so könnte leicht jemand auf die Idee kommen, den neuen Machthabern in der Stadt zuzuraunen, wer da plötzlich wieder in Freiberg aufgetaucht war.
    Er hatte sich einen Bart stehenlassen und sein gutes Pferd, das er in Meran am Hof des Herzogs von Kärnten bekommen hatte, schweren Herzens gegen einen unauffälligen, aber ausdauernden

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