Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
schon den halben Tag lang.« Er war der Jüngste von ihnen und dem Gesicht nach wahrscheinlich der Sohn des Schmelzmeisters.
    »Kümmere du dich um die Schlacken«, wies ihn sein Vater zurecht, was den jungen Mann sichtlich enttäuschte. »Den Wanst kannst du Nimmersatt dir auch später vollschlagen.«
    Der Hüttenmeister winkte Markus und den Oheim zu einer Bank an der Rückwand der Hütte und setzte sich zu ihnen. Markus verteilte seinen letzten Rest Brot und Käse, der Haberberger steuerte einen Streifen Speck bei, den er aus einem an der Decke hängenden Korb holte.
    Bevor sie aßen, falteten sie die Hände, und der Schmelzer sprach ein Gebet. »Allmächtiger Vater im Himmel, wir danken Dir für diesen Tag und dieses Mahl. Segne unseren Gast, der freimütig sein Brot mit uns teilt, beschere ihm einen günstigen Ausgang seines Vorhabens und erlöse uns endlich von dem Ungeziefer, das unsere Stadt heimgesucht hat! Amen.«
    »Amen.«
    Ungeziefer? Markus hatte das sichere Gefühl, dass der Haberberger damit nicht Ratten und Mäuse meinte.
    Richtig, der Ältere stieß dem Meister den Ellbogen in die Rippen und wisperte: »Du wirst uns noch alle ins Verderben stürzen!«
    Doch der Haberberger stieß zurück und knurrte: »Ach, bleib mir doch vom Leib, du Hasenfuß! Was recht ist, muss recht bleiben. Und wenn es dem neuen Herrn nicht passt, dass ich sein Ungeziefer als Ungeziefer bezeichne, dann soll er doch selber sehen, wie er das Erz zu Silber macht!«
    Es war unverkennbar, dass dem Hüttenmeister vor Ärger fast die Galle überlief. Allerdings stimmte es: Einen einfachen Bauern oder Handwerker konnten die Besatzer leicht abstrafen. Doch wenn der König Silber wollte, brauchte er erfahrene Hüttenleute. Die Erzbrocken aus den Gruben nutzten ihm wenig. Deshalb durften sich Könner wie der Haberberger sicher etwas mehr herausnehmen als die anderen Bewohner der eroberten Stadt.
    Aber durfte Markus auch den beiden anderen trauen?
    »Dein Gewerksmann hat recht, du solltest mit deinen Reden etwas vorsichtiger sein«, wandte er ein, während er seinen Bierschlauch hervorholte und herumreichte. »Trinken wir auf den Landesherrn?«
    »Ich würde mein ganzes Silber hergeben, wenn nur der wahre Landesherr zurückkehrte«, brummte der Haberberger, und sein Nachbar nickte, ohne zu zögern.
    Markus erkannte, dass die Unzufriedenheit der beiden so groß sein musste, dass sie es leid waren, sich zurückzuhalten.
    Entschlossen streifte er die Gugel nach hinten, die bis dahin noch einen Teil seines Gesichtes bedeckt hatte.
    »Ihr seid ehrlich zu mir, da will ich auch offen zu Euch sein, Meister Haberberger.«
    Verblüfft darüber, dass der vermeintlich Fremde seinen Namen kannte, starrte der Schmelzer ihn an. Dann kniff er die Augen leicht zusammen und musterte das Gesicht seines Gastes näher.
    »Bei allen Heiligen! Ist das nicht der tapfere Hauptmann der Burgwache?«
    Markus grinste zustimmend, was zur Folge hatte, dass der Haberberger aufsprang und ihm euphorisch auf den Rücken hieb – ein Freudenausbruch, der den jungen Mann zusammenzucken ließ, weil der deftige Schlag direkt auf seine vernarbte Wunde traf.
    »Wir hatten dich für tot gehalten!«, brüllte der Meister, begeistert über die Rückkehr des verloren geglaubten Hauptmanns. »Dutzendweise haben die jungen Dinger dir nachgeweint, meine Töchter und meine Nichte eingeschlossen. Nun erzähl endlich – wie bist du entkommen? Und hast du gute Nachricht für uns hier in unserem Elend? Sind bessere Tage in Sicht? Bringst du am Ende gar noch ein paar von deiner Sorte, um uns von der Landplage zu befreien?«
    Mit Mühe nur brachte Markus den Hocherfreuten dazu aufzuhören, auf seiner alten Wunde herumzuklopfen, und sich wieder zu setzen.
    Trotz der nun wieder pochenden Schmerzen konnte er seine Genugtuung kaum verbergen. Schon in der ersten Hütte hatte er Verbündete gefunden, und noch dazu solch mächtige!
    Veit Haberberger war nicht nur reich – zumindest war er es noch vor anderthalb Jahren gewesen –, sondern auch einer der angesehensten Männer Freibergs. Wenn er sich bereit zeigte, Friedrich mit seinem Silber zu unterstützen, würden wahrscheinlich etliche andere Grubeneigner und Hüttenbesitzer seinem Beispiel folgen.
    »Gute Nachrichten – das liegt bei Euch, Meister«, sagte er mit zufriedenem Lächeln. »Wenn Ihr es wirklich so gemeint habt mit Eurem Silber, dann ist vielleicht der Tag nicht mehr fern, an dem der wahre Herr der Mark Meißen zurückkehrt

Weitere Kostenlose Bücher