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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Braunen getauscht. Dennoch würde er sich lieber nicht darauf verlassen, dass ihn niemand erkannte, der bereit war, ihn zu verraten, um sich bei den neuen Herrschern anzubiedern.
    Krachender Donner und beunruhigend nah niedergehende Blitze zwangen ihn dazu, seine Pläne zu ändern. Er war jetzt nur noch eine reichliche Meile vom Stadttor entfernt, aber kein vernünftiger Mensch würde bei diesem Wetter weiter über offenes Feld reiten, statt irgendwo Zuflucht zu suchen, bis das Unwetter vorbei war.
    Mit einem stummen Seufzer lenkte Markus sein vor Blitz und Donner scheuendes Pferd, das kaum noch zu beruhigen war, zur nächstgelegenen Unterkunft, einer Schmelzhütte.
    Vor dem Fall der Stadt hatte sie einem der reichsten Freiberger gehört, einem Mann namens Haberberger.
    Dichter weißer Rauch, der sich aus der Dachluke emporwand, und die von einem Mühlrad angetriebenen ächzenden Blasebälge verrieten, dass drinnen gearbeitet wurde.
    Finden wir also heraus, ob der Haberberger hier immer noch das Sagen hat, dachte Markus, saß ab, band sein Pferd an und klopfte laut an die Tür.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er ein. In der Dunkelheit, mit der tief ins Gesicht gezogenen Gugel, würde in ihm hoffentlich niemand so leicht den einstigen Hauptmann der Burgwache erkennen.
    »Gott zum Gruße!«, rief er laut in den von Qualm durchzogenen Raum. Als Ersten sah er einen Mann, der am Schmelzofen mit einem langen Haken die Schlacken abzog. Ein Jüngerer stand neben ihm, schöpfte Wasser aus einem Eimer und goss es auf die rotglühenden Schlacken, um sie abzulöschen. Beide warfen nur einen flüchtigen Blick auf den vor Nässe triefenden Ankömmling und wandten sich gleich wieder ihrer Arbeit zu.
    »Seid so gut und gewährt einem Reisenden Schutz vor dem Unwetter«, bat Markus.
    »Dann herein mit dir! Schließ rasch die Tür und lass Sturm und Regen draußen«, tönte es von hinten, und erst an der markanten dunklen Stimme erkannte er durch den Qualm zweifelsfrei den alten Haberberger. Der Hüttenmeister hatte eine Spitzhacke in einen Silberkuchen – so nannten die Schmelzer die runden Barren, die aus den Gussformen kamen – geschlagen und trug ihn gerade zur Waage.
    Lag es nur an dem rußverschmierten Gesicht, dass Veit Haberberger um Jahre gealtert schien, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte?
    Markus schüttelte das Regenwasser von seinem Umhang, ohne ihn abzulegen, und trat näher.
    Die Hitze des Schmelzofens hielt die Hütte warm, was ihm jetzt in seinen durchnässten Sachen gelegen kam.
    »Gott segne euch für eure Güte«, sagte er und rieb sich fröstelnd die Hände. »Man könnte meinen, draußen geht gerade die Welt unter.«
    »Die ist hier schon letztes Jahr untergegangen«, knurrte der Haberberger, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
    Markus merkte auf.
    »Pass auf, was du sagst, noch dazu gegenüber einem Fremden!«, ermahnte ihn halblaut einer der beiden anderen, ein dürrer alter Mann, der – wie Markus sich nun erinnerte – ein Oheim des Haberbergers war.
    »Was treibt dich bei diesem Wetter nach Freiberg?«, forderte er von Markus zu wissen, um gleich darauf loszuschimpfen: »Dieser schreckliche Regen drückt uns den ganzen Rauch in die Hütte! Man sieht die Hand vor Augen kaum.«
    »Ich suche nach einem Arzt, Meister Marsilius soll er heißen, um ein Heilmittel für meinen kranken Vater zu bekommen«, gab Markus Auskunft. »Jemand sagte mir, er sei der Beste weit und breit.«
    Conrad Marsilius würde so oder so in der Stadt der Erste sein, den er aufsuchen musste – sowohl wegen des markgräflichen Auftrags, die Stimmung in Freiberg zu erkunden, als auch auf seiner Suche nach Änne. Vielleicht lebte sie ja immer noch bei ihm. Gut möglich, dass der Apotheker sich fürchtete, sie wieder bei sich aufzunehmen. Andererseits war Jenzin wohl zu geizig, auf ihre Arbeit zu verzichten und die Zutaten für seine Salben und Tinkturen bei einem Kräutersammler zu kaufen.
    »Der alte Marsilius?«, brummte der Haberberger. »Ja, der versucht immer noch, diesem oder jenem eine Gnadenfrist zu verschaffen, bis ihn der Sensenmann holt, der unbarmherzige Schnitter.«
    Markus fiel ein Stein vom Herzen.
    Erleichtert holte er seinen Proviantsack hervor. »Wenn ihr die Zeit habt, würde ich gern zum Dank mein letztes Brot mit euch teilen, auch ein Stückchen Käse müsste ich noch haben.«
    »Dich schickt der Himmel, Fremder!«, meinte der dritte Mann, der bisher noch kein Wort gesprochen hatte. »Mein Magen knurrt

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