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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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alten Arztes bestätigte ihm, dass er richtig verstanden hatte.
    Gesagt hatte Conrad Marsilius: »Sie ist meine Frau.«

Das Wiedersehen
    W as soll das heißen – sie ist Eure Frau?«, stieß Markus fassungslos hervor.
    »Ja, was soll das wohl heißen – sie ist meine Frau? Ich habe sie geheiratet!«, entgegnete Marsilius barsch.
    »Ihr!? Ihr, der Ihr Ännes Großvater sein könntet und wusstet, dass sie meine Braut ist? Was ist mit dem Versprechen, das Ihr mir gegeben habt? Nennt Ihr das, sie zu beschützen?«
    In maßlosem Zorn griff Markus nach seinem Dolch.
    »Ja, in Gottes Namen, das nenne ich sie beschützen!«, donnerte der Arzt kaum weniger wütend zurück. »Und nun setz dich hin, lass dein Messer stecken und hör mir gefälligst zu, Junge!«
    Nenn mich nicht Junge, alter Mann!, wollte Markus ihn anschreien. Doch er brachte kein Wort heraus.
    Der Arzt füllte zwei Becher mit Bier und schob ihm einen hinüber, dann setzte er sich an den großen Eichentisch in der Mitte des Raumes und bedeutete Markus, es ihm gleichzutun.
    Der einstige Hauptmann der Burgwache ließ sich wie betäubt auf seinen Platz fallen und trank, ohne mitzubekommen, was ihm durch die Kehle rann.
    »Einige Zeit, nachdem du fortgegangen bist, kurz nach Ostern, als die Stadt besetzt war und der König weiterzog, hat Jenzin Änne zurückgefordert«, begann Conrad zu erzählen. »Er wollte sie an den Kramermeister als Magd verschachern. Sie bei sich zu behalten, das wagte er nicht, also dachte er, wenigstens noch etwas Geld an ihr verdienen. Berlewin ist übrigens jetzt hier der Bürgermeister. Zu sagen hat er nichts; alle Entscheidungen trifft der königliche Burgkommandant. Aber Jenzin hoffte wohl, so für gut Wetter für sich bei den neuen Herren zu sorgen.«
    Müde strich sich der Arzt übers Gesicht, das nun noch älter wirkte. »Der Krämer hätte sich mit ihr vergnügt, bis seine Lust gestillt wäre, und sie dann für einen Judaslohn der neuen Burgbesatzung ausgeliefert. Die haben sich nämlich nach Abzug des Königs überlegt, dass sie doch noch ihr Mütchen an denen kühlen wollen, die auf der Burg Widerstand geleistet hatten, und auf etliche Leute ein Kopfgeld von drei Pfennigen ausgesetzt. Auf dich übrigens die zehnfache Summe. Silber haben sie ja nun reichlich, nachdem die Stadt zum Plündern freigegeben worden war.«
    Der Stadtphysicus lachte bitter auf und sah dem Jüngeren direkt in die Augen. »Was hätte ich tun sollen? Ich habe sie Jenzin förmlich abgekauft. Sonst wäre sie wahrscheinlich tot oder – noch schlimmer – als Gefangene dem Pack auf der Burg für Hurendienste ausgeliefert.«
    Schweigen breitete sich aus zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern. Marsilius hatte alles gesagt, was es aus seiner Sicht dazu zu sagen gab, und Markus versuchte, die Neuigkeit zu begreifen.
    »Kann ich sie sehen?«, fragte er schließlich mit heiserer Stimme.
    Die Antwort kam zögernd. »Später vielleicht. Sie ist unterwegs.«
    Vor Markus’ geistigem Auge stieg mit einem Mal unaufhaltsam das Bild auf, wie der alte Mann, der mit ihm an einem Tisch saß, Änne in Besitz nahm – seine Änne!
    Das brachte ihn auf den nächsten schrecklichen Gedanken. »Ist sie … schwanger?«
    »Nein«, entgegnete Marsilius barsch.
    Mehr brauchte der Bursche da vor ihm nicht zu wissen.
    Der Arzt war überrascht gewesen, seine Braut in der Hochzeitsnacht noch als Jungfrau vorzufinden. Damit hätte er nie und nimmer gerechnet angesichts des Zustandes, in dem Markus sie damals zu ihm gebracht hatte, und angesichts dessen, was er über den Apotheker und seine Kumpane wusste. Sie musste wirklich himmlischen Beistand gehabt haben. Doch als er es bemerkte, war es zu spät für irgendwelche Rücksichtnahme. Er war so taktvoll, wie es ihm möglich war, und nun begann die Hoffnung in ihm zu wachsen, doch noch einen Sohn zeugen zu können. Zwei Ehefrauen hatte er überlebt, von denen ihm keine ein Kind geschenkt hatte.
    Seit Änne bei ihm lebte, hatte er sich alle Mühe gegeben, das eingeschüchterte, gequälte Wesen, das sie war, aufzurichten. Doch der abwesende Ausdruck in ihren Augen, wenn er in ihr Bett kam, der stumme Gehorsam ohne jegliche Regung verleideten ihm immer mehr die Lust auf vertrauliche Nähe.
    Am besten verstanden sie sich, wenn Änne ihm bei der Arbeit helfen durfte. Dann war sie wie ausgewechselt. Begierig lernte sie alles, was er ihr über das Heilen beibrachte.
    Vielleicht würde sie zutraulicher werden mit der Zeit,

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