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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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abfinden müssen und konnte das nur, indem sie jedes Gefühl tief in ihrem Innersten verschloss.
    Doch die Erinnerung daran, was sie empfunden hatte, als Markus sie geküsst und in seine Arme genommen hatte, wollte nicht verblassen. Nachts lag sie oft wach und glaubte immer noch, seine Lippen auf ihrer Haut zu spüren.
    Jetzt plötzlich stand er vor ihr – und sie durfte nicht einmal mit ihm reden!
    Darum
konnte sie Marsilius nicht bitten. Er würde sie nur mit seinen weisen, traurigen Augen ansehen und sich wegdrehen. Manchmal hasste sie den Arzt beinahe dafür, dass er so genau wusste, was in ihr vorging.
    Vielleicht wäre es doch besser gewesen, auf der Burg zu sterben.

Im Verborgenen
    D er Regen war wieder heftiger geworden, als Markus Richtung Petersgasse lief. So fiel er nicht auf mit Umhang und Gugel mitten im Sommer, und die wenigen Menschen in den Gassen, die Richtung Petrikirche hasteten, beachteten ihn nicht und hielten die Köpfe tief gesenkt.
    Unbemerkt erreichte er die Fischergasse. Dort ging er geradewegs auf das Hintertor der Gastwirtschaft zu und öffnete es mit dem Schlüssel, als sei er einer der Schankknechte, der sich um die hier eingestellten Pferde zu kümmern hatte. Das schien ihm weniger auffällig, als durch übertriebene Vorsicht Verdacht zu erwecken.
    Nur zwei Pferde standen im Stall, stämmige Zugtiere, vielleicht Besitz eines reisenden Händlers, die ihn schnaubend begrüßten.
    Rasch warf er ihnen eine Handvoll Heu hin, damit sie ihn nicht durch Wiehern verrieten, und ging bis zur hinteren Wand. Dort stand eine Leiter, die denen glich, wie sie die Bergleute in den Gruben verwendeten: mit nur einer Stange in der Mitte und Streben zum Hoch- oder Abwärtsklettern.
    Durch die Luke gelangte er auf den Heuboden und fand nach einigem Suchen den verborgenen Durchgang in der von Stroh verdeckten Rückwand. Dahinter schien alles ruhig zu sein.
    Vorsichtig, um kein Geräusch zu erzeugen, schob er die zwei nur locker befestigten Bretter beiseite, zwängte sich durch die Öffnung und fand sich in einem dunklen Gang wieder.
    Ein paar mit dem Feuereisen erzeugte Funken genügten ihm, um die Konturen um sich herum zu erkennen.
    Er befand sich in dem Gang, der zu den Gästekammern führte.
    Nachdem er den Durchschlupf wieder sorgfältig verschlossen hatte, stieg er so leise wie möglich die schmale Treppe zum Speicherboden hinauf.
    Er lauschte, ob er hinter der verschlossenen Tür ein paar Stimmen erkennen konnte. Doch nur leises Gewisper war zu hören, wenn man die Ohren spitzte.
    Also dann, in Gottes Namen, dachte er, holte tief Luft und klopfte viermal kurz hintereinander an. Jetzt musste er im wahrsten Sinne des Wortes blind darauf vertrauen, dass ihn Conrad Marsilius nicht in eine Falle gelockt hatte.
    Sofort trat Stille hinter der Tür ein.
    Noch einmal klopfte Markus viermal kurz hintereinander.
    Erst hörte er das leise Scharren eines Riegels, dann wurde die Tür aufgerissen.
    Sein Gegenüber prallte zurück.
    »Verrat!«, rief er und stürzte sich auf Markus.
    Der versuchte sofort, den Kampf zu beenden, indem er die Faust des anderen auffing, ihm den Arm auf den Rücken drehte und ihn in die Knie zwang. Doch schon fielen die nächsten Angreifer über ihn her.
    Markus entschied, dass jetzt nicht die Zeit für Erklärungen war, und teilte kräftig aus. Er hieb einem den Ellbogen in den Magen und rammte dem anderen die Faust gegen die Schläfe.
    Jemand von nur geringem Gewicht sprang ihm auf den Rücken und umklammerte seinen Hals. Verwundert über diese merkwürdige Kampftechnik, ließ sich Markus nach hinten fallen und brachte erneut seinen Ellbogen zum Einsatz, um die störende Last loszuwerden.
    »Ihr Tölpel!«, zischte er, während er aufsprang und die Gugel zurückwarf, bevor die anderen zum nächsten Angriff übergingen. »Könnt ihr Freund und Feind nicht mehr unterscheiden?«
    Die Männer erstarrten mitten in der Bewegung.
    »Steht gefälligst stramm vor euerm Hauptmann!«, blaffte er.
    »Markus?«, fragte eine ungläubige Stimme, die er zu seiner unbändigen Freude als die seines Bruders erkannte.
    »Genau der.«
    Die anderen – inzwischen hatten sich seine Augen so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass er erkannte, es waren drei Männer und ein Halbwüchsiger – starrten ihn fassungslos an.
    »Wir hatten den alten Marsilius erwartet«, stammelte der Älteste von ihnen.
    »Der schickte lieber mich und lässt euch grüßen«, meinte Markus lässig und konnte ein Grinsen nicht

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