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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verbergen, als er in die immer noch ungläubigen Gesichter vor ihm sah.
    »Er ist es! Der Hauptmann!«, rief der Ältere mit fassungsloser Freude, in dem Markus nun Herrmann, den Anführer der Wachen vom Peterstor, erkannte. Ein struppiger Bart und das abgemagerte Gesicht hatten sein Aussehen gründlich verändert.
    Dann setzte ein erleichtertes und begeistertes Schulterklopfen ein, bei dem Markus’ immer noch schmerzende Narbe ein weiteres Mal malträtiert wurde.
    Doch diesmal ließ er es geschehen, selbst glücklich über das Wiedersehen. Vor sich sah er seinen Bruder, Herrmann, den schlaksigen Claus, der als Jüngster zur Wache am Peterstor gehört hatte, und den Rotschopf Christian, inzwischen um fast eine Handspanne in die Höhe geschossen und mit nachgewachsenen Haaren.
    Nach dem ersten stürmischen Willkommen lotsten ihn die anderen in den hinteren Teil des zur Hälfte mit Säcken und Kisten gefüllten Speicherbodens.
    Dort, wo noch etwas Tageslicht durch eine Luke fiel, hatten sie ihr Quartier eingerichtet. Ein paar Decken waren auf dem Fußboden ausgebreitet, auf einer Kiste lag ein halber Laib Brot, unter einem Kleiderbündel erahnte er die Konturen von Schwertern.
    »Wie kann es eigentlich sein, dass ein Einzelner wie ich es schafft, euch Schlappschwänze zu besiegen, obwohl ihr zu viert seid?«, fragte er streng, ehe er sich wie die anderen auf dem Holzfußboden niederließ.
    »Wir wollten dich nicht gleich abstechen und haben noch nicht einmal richtig angefangen, auf dich einzuhauen«, konterte Herrmann grinsend. Dann sagte er eher beklommen: »Die wenigsten von uns haben die Einnahme der Stadt unversehrt überstanden. Ich selbst kann nach einem Stich in die Lunge kaum noch atmen. Und der Bursche hier« – er wies mit dem Kinn auf Christian – »ist ja auch nur eine halbe Portion.«
    »Von wegen!«, protestierte der Rotschopf, und Herrmann zerzauste ihm freundschaftlich das Haar.
    Jan hingegen hielt wortlos seinen Armstumpf in Markus’ Blickfeld.
    »Ich weiß«, sagte dieser leise zu seinem Bruder. »Marsilius hat es mir erzählt. Hauptsache, du lebst!«
    Mehr zu sagen blieb Markus keine Zeit, denn die anderen bestürmten ihn, zu erzählen, wie er überleben konnte und was sich inzwischen außerhalb Freibergs ereignet hatte.
    Doch bald fand er, fürs Erste habe er genug gesagt. Nun wollte er mehr erfahren.
    »Seid ihr alle, die übrig sind?«, fragte er, ein ungutes Gefühl im Bauch.
    »Nein«, antwortete ihm der einstige Anführer der Wachen vom Peterstor. »Wir vier dürfen uns draußen nicht mehr sehen lassen, auf uns ist ein Kopfgeld ausgesetzt. Auf dich übrigens auch, mit Abstand das höchste. Du darfst dich also geschmeichelt fühlen«, versuchte Herrmann einen düsteren Scherz. »Aber wir haben heimliche Verbündete in der Stadt und versuchen von hier aus, den Bedrängten das Leben etwas zu erleichtern und den Königlichen da und dort eins auszuwischen.«
    »Mehr als dreißig von uns haben Freiberg heimlich verlassen, nachdem der Burgkommandant den Judaslohn ausgesetzt hatte«, ergänzte Jan. »Sie warten in Rochlitz auf ein Zeichen, dass der Kampf gegen die Königlichen beginnt. Wir alle warten sehnsüchtig auf den Tag, an dem Markgraf Friedrich wiederkehrt und sich Freiberg zurückerobert.«
    Markus ließ sich die Namen derer nennen, die entkommen konnten, und fühlte sich erleichtert bei jedem, den er am Leben und in Sicherheit wusste.
    »Wieso gerade Rochlitz?«, wollte er dann erfahren.
    »Weil Nikol Weighart nun dort lebt und weil wir vermuten, dass Friedrich die Rochlitzer Burg als erste zurückerobern wird. Gegen die zweitausend Mann in Freiberg kann er nicht so bald antreten, und auf dem Meißner Burgberg kommt er nicht am Burggrafen vorbei, der auf der Seite des Königs steht. Da dachten wir, es sei ein nettes Geschenk, wenn von der vermeintlich königstreuen Burgbesatzung drei Dutzend Mann auf seiner Seite stehen«, erklärte Jan.
    »Auf wen können wir hier zählen?«
    »Nun ja …« Herrmann holte mühsam Luft. »Es sind nicht mehr viele in der Stadt, die aus Überzeugung zum König stehen. Viele sehnen sich zurück nach Markgraf Friedrich, aber sie warten vorerst ab, dass sich die Zeiten zum Besseren wenden. Sie fürchten sich. Auf die früheren Ratsherren außer Berlewin, Jenzin und Schocher können wir rechnen. Und auch auf einige von den Grubenbesitzern und Hütteneignern.«
    »Was können wir tun?«, fragte Markus.
    Herrmann zögerte die Antwort hinaus, indem er die

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