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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Fensterluke mit einem Brett verschloss und dann ein Talglicht entzündete, während die anderen Blicke tauschten und schwiegen. Das sagte Markus zweierlei: Sie erkannten Herrmann als ihren Anführer an, aber die Antwort auf die letzte Frage war so wenig erfreulich, dass sich niemand darum riss, sie auszusprechen.
    »Anfangs waren wir vollauf beschäftigt, um mit Meister Conrads Hilfe diejenigen von deinen Leuten durchzukriegen und aus der Stadt zu schmuggeln, die die Bluttage überlebt hatten«, begann Herrmann schließlich. »Jetzt versetzen wir ihnen, sooft es geht, ein paar Stiche, damit sie sich hier nicht allzu wohl fühlen. Mal büßt einer seinen Almosenbeutel ein und unterstützt damit unfreiwillig eine hungernde Familie, einmal konnten wir auch einen Getreidekarren abfangen, der für die Burg bestimmt war, und das Korn heimlich verteilen. Und wenn es einer von den Einquartierten zu arg treibt, befällt ihn ganz plötzlich ein fürchterliches Bauchweh – dank Ännes Tinkturen, die wir dazu den geschundenen Familien zukommen lassen.«
    Den Namen seiner Liebe so unverhofft wiederzuhören, verursachte bei Markus ein beklemmendes Gefühl. Doch er zwang sich, das vorerst beiseitezuschieben.
    »Nicht zu vergessen die Sache mit den drei Kreuzen«, unterbrach Christian Herrmanns Bericht. Der lachte und zauste dem Jungen erneut das Haar.
    »Ja, das macht sie wirklich ganz fuchtig«, meinte der Ältere mit unverhohlenem Stolz. »Ich weiß selbst nicht, wie es dieser Tagedieb schafft, sich immer wieder unbemerkt dorthin zu schleichen. Bald wird er dir den Rang als der am meisten Gesuchte streitig machen! Zum Glück hat der König nicht gerade die Klügsten seiner Männer hier zurückgelassen.«
    Jan und Christian lachten, während sich Herrmanns schmal gewordenes Gesicht erneut verdüsterte.
    »Viel mehr können wir nicht tun. Sie halten Geiseln auf der Burg – diejenigen von unseren Männern, die ihnen durch Verrat in die Hände gefallen sind. Jedes Mal, wenn einer von ihren Leuten umkommt, hängen sie drei von uns. Deshalb müssen wir vorsichtig sein und können nicht tun, was wir am liebsten machen würden: das Mörderpack geradewegs in die Hölle schicken. Von den Geiseln sind nur noch zwölf übrig, und die sind in sehr schlechtem Zustand. Ganz abgesehen vom Hunger und der Folter, scheint eine Seuche unter ihnen zu wüten. In den letzten Tagen sind drei gestorben.«
    »Wer?«, wollte Markus wissen und ließ sich dann auch die Namen derer sagen, die als Geiseln getötet worden waren. Er kannte jeden Einzelnen von ihnen und hatte Mühe, seinen Zorn und seine Trauer nicht herauszuschreien.
    »Wo hält man sie gefangen? Im Bergfried?«
    »Ja.«
    Markus starrte auf einen unbestimmten Punkt, während er die Blicke seiner Kampfgefährten auf sich wusste.
    »Wir holen sie da raus«, sagte er schließlich.
    »Aus der voll bemannten Burg? Wie willst du das anstellen?«, meinte Herrmann verblüfft, beinahe entsetzt. »Wenn das so einfach wäre, hätten wir es längst getan! Wir haben nicht einen einzigen heimlichen Verbündeten auf der Burg. Es ist zu riskant, dort jemanden von uns als Wache oder Stallknecht unterzubringen. Und keine anständige Frau kann es riskieren, sich auf der Burg als Magd zu verdingen. Dafür sind die Kerle einfach zu zügellos. Die Einzige, die ungefährdet dorthin gehen und für uns Augen und Ohren aufsperren kann, ist Änne.«
    »Änne?! Seid ihr wahnsinnig geworden, sie allein dahin zu schicken?«, fuhr Markus fassungslos und wütend auf. »Ihr sitzt hier sicher im Versteck und schickt
Änne
auf die Burg?«
    »Sei unbesorgt! Niemand wagt es, der Frau des Medicus etwas anzutun«, versuchte Jan ihn zu beruhigen. »Marsilius gilt als loyal. Deshalb und weil sie nur eine Frau ist, wird sie von niemandem verdächtigt. Sie kann sich so viel besser umhören als jeder von uns. Und sie stellt sich dabei sehr geschickt an.«
    »Außerdem hat sie stets den alten Drachen bei sich, gegen den kommt keiner an«, ergänzte Christian grinsend.
    Die belustigten Mienen der Männer ließen keinen Zweifel daran, dass damit die wortgewaltige Magd gemeint war und Änne wirklich keine Gefahr zu drohen schien.
    Dass seine Liebe mittlerweile auch Talent als Spionin zeigte, brachte ihn erneut zum Nachdenken darüber, wie sehr sie sich wohl noch verändert haben mochte, während er fort gewesen war.
    »Wir holen die Geiseln da raus«, wiederholte er entschlossen.
    »Wir nehmen Christians Pfad.«
    »
Meinen
Pfad?«, fragte

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