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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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immer mehr Männer rannten zusammen.
    »Feuer im Bergfried!«, schrie er ihnen zu. »Los, helft löschen!«
    In dem Durcheinander fragte sich niemand, wer er eigentlich war. Dass sein Wappenrock angesengt war und nach Rauch roch, trug zu seiner Glaubwürdigkeit bei.
    Mit eiligen Schritten ging er zur Halle, scheuchte dort die letzten Männer auf, damit sie Löschwasser aus dem Brunnen hievten, und hastete die Treppe hinauf zum Quartier des Stadtkommandanten.
    Ab jetzt musste er improvisieren, je nachdem, wie viele Bewaffnete er antraf.
    Er hatte Glück, die Wachen im Gang waren ebenso aufgestört wie die anderen und versuchten, durch einen Blick aus den Fensterluken zu ergründen, was unten vor sich ging.
    »Feuer im Bergfried! Rettet das Silber!«, rief er ihnen zu und ging schnurstracks weiter, als wolle er dem Kommandanten Meldung machen.
    Das wirkte, die Männer rannten los. Nur der Posten vor der Tür blieb auf seinem Platz und musterte den Fremden skeptisch.
    Das Glück war noch einmal auf Markus’ Seite. Bevor der andere, der bereits die Hand am Schwertgriff hatte, etwas sagen konnte, flog die Tür auf.
    »Er fiebert wieder, wie müssen den Medicus kommen lassen«, sagte aufgeregt ein Junge, vielleicht ein Knappe, bevor er irritiert auf die rennenden Männer im Gang sah.
    Markus zögerte nicht. Er zog dem abgelenkten Posten den Dolch durch die Kehle und stieß dem Jungen im nächsten Augenblick den Knauf gegen die Schläfe.
    Der Knappe fiel bewusstlos zu Boden. Der Bewaffnete hingegen schaffte es nicht mehr, sein Schwert aus der Scheide zu ziehen. Mit beiden Händen griff er nach seiner Kehle, sackte in die Knie und fiel um.
    Eilig stieg Markus über ihn hinweg. Mit zwei reglosen Körpern vor dem Quartier des Kommandanten blieb ihm nun nicht mehr viel Zeit.
    Er trat ein und schlug die Tür hinter sich zu.
    Der Raum hatte sich verändert im Vergleich zu den Zeiten, als Markus noch Hauptmann der Burgwache war und hier Ulrichs Vorgänger gewohnt hatte. Etliche Truhen waren dazugekommen, Sachen lagen unordentlich herum, anstelle des bestickten Teppichs hing das königliche Banner an der Wand, auf dem Tisch stand ein mit Edelsteinen besetzter Becher.
    Der in den vergangenen anderthalb Jahren bemerkenswert fett gewordene Graf von Isenberg lag im Bett und starrte ihn aus glasigen Augen an. Seine Lippen waren aufgesprungen, das Gesicht glühte.
    Mit dem blutigen Dolch in der Hand trat Markus an das Bett des Verhassten.
    Der röchelte und versuchte vergeblich, sich aufzurichten.
    »Ich töte keinen Mann, der krank im Bett liegt«, meinte der junge Hauptmann verächtlich. »Auch wenn Ihr den Tod hundertfach verdient.«
    Er beugte sich zu dem Fiebernden hinab und zog ihn an der Kotte eine Handbreit zu sich.
    »Hört gut zu!«, sagte er mit schneidender Stimme. »Die Geiseln sind aus dem Bergfried befreit und in Sicherheit. Wenn Ihr aus Rache dafür auch nur einen Stadtbewohner leiden lasst, werde ich Euch töten!«
    Er ließ den einstigen Marschall los, so dass dieser ins Bett zurückfiel.
    Dann zog Markus seinen Dolch über den Handrücken des Eidbrechers und Mörders. Aus dem klaffenden Schnitt sprudelte Blut.
    »Das ist zur Erinnerung, damit Ihr meine Worte nicht vergesst oder meint, Ihr hättet nur geträumt!«
    Rasch wog er ab, welchen Fluchtweg er nehmen sollte. Sein Glück ein weiteres Mal herauszufordern und zu hoffen, dass er unangefochten durch den Gang, die Halle und über den Burghof kam, schien ihm zu riskant. Da der Wandbehang durch das Banner ausgetauscht worden war, musste der dahinter verborgene Gang entdeckt worden sein. Also verriet er kein Geheimnis, wenn er ihn benutzte, und konnte davon ausgehen, dass der Durchlass frei war.
    Er schob das königliche Banner beiseite und stemmte sich mit der Schulter gegen die verborgene Tür, die sich nach kurzem Widerstand öffnete. Rasch griff er nach der Kerze auf dem Tisch, schlüpfte in den Durchlass und zog die schwere Tür hinter sich zu.
    Im Schein der Kerze fand er sich schnell zurecht, auch wenn er diesen Durchgang nur ein Mal von innen gesehen hatte. Damals, kurz nachdem ihm das Kommando über die Burgwache übertragen worden war, hatte ihn der alte Burgkommandant mit allen Geheimnissen von Freiheitsstein bekannt gemacht, die er für die Verteidigung der Burg kennen musste. Nach kurzem Überlegen wandte er sich nach links.
    Er hatte sich nicht geirrt. In zwanzig Schritt Entfernung zeichneten sich vor ihm die Umrisse einer weiteren Tür ab. Er lauschte,

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