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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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folgst ihnen. Niemand wird sich etwas dabei denken.«
    Die Gugel, der Staub im Gesicht und die Dämmerung würden genug Schutz bieten, damit ihn niemand erkannte.
     
    Sie aßen etwas und richteten sich weiter vorn im Stollen, wo die Sohle leicht anstieg und nicht von Wasser bedeckt war, ihr Nachtlager ein. Auch wenn die Umgebung unheimlich war – die völlige Finsternis und die Müdigkeit nach der kräftezehrenden Arbeit ließen alle schnell einschlafen.
    Irgendwann wurde Markus wach und richtete sich vorsichtig auf. Er hatte von Änne geträumt, und mühsam versuchte er, sich die Bilder zurückzurufen. Was hätte er dafür gegeben, jetzt bei ihr zu sein. Ich sollte schlafen, ermahnte er sich. Nachher kann das geringste Zögern unser aller Verderben sein. Also legte er sich in der Dunkelheit wieder auf dem Boden zurecht, so gut es ging.
    Es war merkwürdig, nicht zu wissen, ob es draußen noch tiefe Nacht war oder der Morgen schon graute. Herrmann würde kommen und sie wecken. Was aber, wenn er gefangen genommen worden war? Vielleicht war es schon längst Tag, und sie hatten verschlafen?
    Weit vorn glaubte er ein schwaches Licht zu erkennen und bei genauem Hinhören das Geräusch von schlurfenden Schritten. Er tastete nach seinem Schwert und erhob sich.
    Wenig später atmete er erleichtert auf. Herrmann kam in Begleitung zweier Bergleute.
    »Steht auf, ihr Schlafmützen! Ans Werk!«, sagte einer der beiden munter. »Mein Sohn Gero ist unter denen, die ihr da rausholen wollt. Gott segne euch für euern Mut!«
    »Und dich für deinen! Wie ist dein Name?«
    »Karl, und das da ist mein Bruder Hinz.«
    Gemeinsam sprachen sie ein Morgengebet, aßen etwas und begannen, sich in dem Fluchttunnel weiter vorzuarbeiten.
     
    Die Bergleute hatten Grubenholz herangeholt, mit dem sie den Stollen fachmännisch abstützten.
    Das herabgestürzte Gestein war schnell beiseitegeräumt. Nun ließ sich das Ende des Tunnels im schwachen Schein schon erahnen.
    Nacheinander zwängten sie sich durch den schmalen Stollen, und jetzt bekam auch Markus das beklemmende Gefühl, im Berg mehr oder weniger festzustecken. Die Strecke kam ihm mittlerweile endlos vor, aber zurück konnte er nicht, solange die Männer hinter ihm nicht wichen. Wenn wir schnell fliehen müssen, wird es kritisch, dachte er. Am besten, wir bereiten ein Hindernis vor für den Fall, dass die Wachen uns entdecken und verfolgen.
    Der Gedanke wurde sofort in die Tat umgesetzt. Karl und Hinz verkeilten zwei Balken über Kreuz, die sie mit Öl übergossen. Der Platz reichte, um sich hindurchzuzwängen, aber im Fall einer schnellen Flucht konnten sie das Holz hinter sich in Brand stecken und damit den Gang versperren.
    Ein Dutzend Schritte weiter stand Markus vor dem Ende des Stollens.
    »Direkt über uns müsste das Verlies im Bergfried sein«, verkündete er zufrieden.
    »Dann lass uns mal ran, Hauptmann«, meinte Karl und zwängte sich an ihm vorbei. »Beten wir, dass alle noch leben!«
    Der Häuer musterte die Wand aufmerksam und pochte prüfend da und dort gegen das Gestein.
    »Tretet ein paar Schritte zurück!«, mahnte er. »Wenn wir hier etwas rausbrechen, wird alles von oben nachrutschen, womit das Loch verfüllt wurde.«
    Zuerst sicherte er zusammen mit seinem Bruder die Decke mit Grubenstöcken, dann begann er, sich vorzuarbeiten.
    Keiner vermochte zu sagen, wie viel Zeit verstrichen war, bis ein erleichterter Schrei erklang, der sofort unterdrückt wurde.
    »Über uns sind Balken«, flüsterte der Häuer.
    Markus atmete auf und grinste.
    »Die müssen wir wegräumen – und dann willkommen im Verlies!«
     
    Vorerst stellten sie die Arbeiten ein und schickten Jan zurück zum Mundloch, um sich zu vergewissern, dass draußen schon wieder Nacht war. Bei Tageslicht war es nicht nur zu riskant, den Stollen zu verlassen, sondern war die Gefahr auch zu groß, dass einer der Bewacher gerade nach den Gefangenen sah.
    »Stockfinster draußen«, verkündete Jan zufrieden, als er nach einiger Zeit zurückkam.
    »Dann betet zu Gott und zum heiligen Leonhard, dem Schutzpatron der Gefangenen«, flüsterte Markus.
    Die anderen traten zurück, und mit dem Grubenhammer schlug er dreimal nacheinander gegen das Gebälk über ihm.
    Nach einem Moment der Totenstille hörten sie es von oben dreimal stampfen.
    Noch einmal hämmerte Markus dreimal gegen die Balken. Dann rief er: »Schiebt das Stroh beiseite! Wir sind hier!«
    Er schwenkte das Talglicht unter der Decke, in der Hoffnung, dass

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