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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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doch Markus war in Eile. Je eher er die Stadt hinter sich ließ, desto sicherer waren er und alle, die sich in seiner Nähe befanden.
    Also wechselte er nur schnell erneut die Kleidung und holte sein Pferd, das der Haberberger auf Christians Bitte am Morgen von Marsilius geholt hatte.
    Nun ritt er als einfacher königlicher Soldat.
    »Gott schütze dich auf allen Wegen«, verabschiedete ihn der Schmelzmeister. »Wir bräuchten mehr von deiner Sorte!«
     
    Wider Erwarten war Markus länger als zwei Monate statt nur zwei bis drei Wochen unterwegs, bis er sich endlich wieder Freibergs Mauern näherte. Er hatte in Rochlitz seine einstigen Gefährten aufgesucht, die sich als verborgene Streitmacht sammelten und auf den Tag warteten, an dem sich Friedrich an ihre Spitze stellte und wieder die Herrschaft über die Mark Meißen übernahm. Dann war er nach Dresden geritten, zu dem Gehöft nahe der Stadt, wo Hertwig von Hörselgau und die Honsberg-Brüder unter falschem Namen Friedrichs Sohn aufzogen. Der Junge war inzwischen vier Jahre alt und besaß für sein Alter einen überaus regen Geist.
    Den Rittern des Markgrafen berichtete der Freiberger ausführlich, was er in seiner Stadt und in Rochlitz vorgefunden hatte. Sollte ihm bei der Rückkehr etwas zustoßen, würden die Neuigkeiten trotzdem weitergeleitet.
    Dann hatte er verschiedene Aufträge zu erledigen und heimliche Verbündete aufzusuchen.
    So war der August schon fast verstrichen, als Markus – mit reichlich Proviant und guten Wünschen versehen – seinen Braunen wieder gen Freiberg lenkte.
    Endlich würde er Änne mit sich nehmen können! Wenn alles gutging, würde sie schon morgen an seiner Seite sein. Er konnte sein Glück kaum fassen.
     
    Wieder stellte er seinen Hengst beim Haberberger unter, der ihm brühwarm die neuesten Nachrichten erzählte.
    »Die Freiberger feiern deinen Geniestreich immer noch, Hauptmann! Auch wenn die meisten nicht wissen, wer es war, der sich in die Höhle des Löwen gewagt hatte. Und der Burgkommandant ist zwar von seinem Fieber genesen, aber früher oder später wird ihn wohl der Schlag treffen, so sehr schäumt er vor Wut.«
    Der Hüttenmeister senkte die Stimme, bevor er weitersprach. »Nimm dich in Acht! Tag für Tag durchstöbern sie die Stadt auf der Suche nach den Geflohenen. Und auf dich ist inzwischen eine Mark Silber Kopfgeld ausgesetzt!«
    »Wonach genau suchen sie?«, fragte Markus.
    »Nach einem jungen Mann, dem ein Stück vom linken Ohr fehlt.«
    Unwillkürlich griff Markus nach der vernarbten Verletzung, die er sich kurz vor dem Fall der Burg geholt hatte. Das waren schlechte Neuigkeiten.
    Vielleicht hätte ich den fetten Marschall doch abstechen sollen, dachte er bitter. Nur dem Isenberger konnte die alte Verletzung aufgefallen sein; niemand sonst hatte ihn aus solcher Nähe betrachten können, um sie zu bemerken.
    »Einer der Geflohenen ist ihnen in die Hände gefallen«, berichtete der Haberberger bedrückt. »Anscheinend haben die Männer, die du da rausgeholt hast, nach und nach versucht, die Stadt zu verlassen. Einer verlor am Tor die Nerven. Er benahm sich verdächtig, zu ängstlich, und als die Wachen auf ihn aufmerksam wurden, rannte er einfach los. Sie fingen ihn wieder ein. Und was sie dann mit ihm gemacht haben, das willst du nicht wissen, Hauptmann.«
    Die Stimme des Hüttenbesitzers war nun voller Bitterkeit. Er räusperte sich, ehe er sagte: »Der arme Kerl hat die Folter keinen Tag überlebt. Gott sei seiner Seele gnädig.«
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Auch Markus bekreuzigte sich. Er wollte wissen, wen von seinen Gefährten es getroffen hatte, aber der Haberberger kannte den Namen nicht.
    »Willst du wirklich in die Stadt, Hauptmann?«, fragte der Hüttenbesitzer dann zweifelnd. »Kannst du nicht hier draußen erledigen, was du noch vorhast, und dann zusehen, dass du an einen sicheren Ort weit fort von hier kommst? Wir können es uns nicht leisten, dich auch noch zu verlieren. Du bist jetzt ein Symbol für die Menschen hier, ein Symbol der Hoffnung. Diese Hoffnung darf nicht erlöschen!«
    Ich kann wohl schlecht Marsilius hierherbestellen, um ihm zu sagen, dass ich seine Frau mit mir nehmen will, dachte Markus zynisch. Und ohne Änne verlasse ich die Stadt nicht noch einmal.
    »Ich muss nur noch ein einziges Mal hinein«, erwiderte er. Den Medicus würde er im Stall abpassen und mit ihm reden, Änne könnte allein durch das Tor gehen, als wolle sie Heilpflanzen sammeln, und dann

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