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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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und umarmte ihn, bevor Jan sich wieder in den Stollen hinabließ.
    »Gott schütze dich, Bruder … Hauptmann!«
    Markus stellte das Licht auf einem Vorsprung ab, dann hievte er die Balken wieder auf den alten Platz, um den Durchgang zu verschließen. Von unten würden seine Gefährten ein paar Säcke Heu und einige Gesteinsbrocken darunterklemmen, damit niemand einen Hohlraum fand, wenn das Verlies durchsucht wurde, um das rätselhafte Verschwinden der Gefangenen aufzuklären.
    Sorgfältig verstopfte er die neu entstandenen Ritzen mit Strohhalmen und Schmutz, damit sie nicht auffielen. Dann schob er das Stroh auf einer Seite des Raumes zusammen und goss Öl aus einer kleinen Kanne darüber.
    Nachdem das getan war, setzte er sich hin, legte das Schwert neben sich und blies das Talglicht aus.
    Nun hieß es warten und beten.
    Nun begann der eigentlich riskante Teil seines Planes.

Gewagtes Spiel
    E s schien Markus in der Dunkelheit, als sei nur wenig Zeit verstrichen, bis jemand geräuschvoll von oben daranging, die Luke zum Verlies zu öffnen.
    Licht fiel durch die Öffnung, und er hörte die lauten Stimmen der Männer, die sich in der Wachstube über ihm aufhielten und dem Lärm zufolge würfelten und derbe Späße trieben. Es mochten zehn oder zwölf sein.
    Für einen Augenblick tauchte ein mürrisches, rundes Gesicht auf, dann fiel etwas hinab in das Verlies und traf mit dumpfem Geräusch auf dem Boden auf.
    »Da habt ihr zu fressen, Pack«, schimpfte eine verächtlich klingende Stimme.
    Im schwachen Licht erkannte Markus einen halb verbrannten Brotlaib auf dem fauligen Stroh.
    Wenig später ließ der Unbekannte einen Eimer an einem Strick hinab. »Und zu saufen.«
    »Wir haben einen Toten«, rief Markus mit schwacher Stimme hinauf.
    »Einer weniger, den wir aufknüpfen können«, erscholl es von oben gehässig. Der Wächter ließ den Eimer auf den Boden knallen, dass ein Schwall Wasser überschwappte.
    Polternde Schritte entfernten sich und näherten sich wieder, dann wurde eine Leiter durch die Luke gelassen.
    Immer noch vor sich hin schimpfend, stieg der Wächter die Leiter hinab. »Elendes Gesindel«, murrte er. »Nur Arbeit hat man mit euch.«
    Wie Markus vermutet hatte, trug er dabei eine Fackel.
    Er ließ dem Mann keine Gelegenheit, sich im Verlies umzusehen. Als er tief genug herabgeklettert war, damit ihn von oben niemand mehr sah, riss ihn Markus nach hinten und hielt ihm den Mund zu. Dann bereitete er ihm durch einen Dolchstich in die Niere ein schnelles Ende und ließ den Leichnam zu Boden sinken. Mitleid verspürte er keines mit dem Mann nach dessen Hasstiraden.
    Die Fackel war neben den Eimer gefallen. Rasch entzündete sich das mit Öl getränkte Stroh.
    »Feuer im Verlies!«, brüllte Markus nach oben, wobei er sich bemühte, die Stimme des Toten nachzuahmen. »Schnell, holt Wasser!«
    Er selbst trat zurück zu einer Stelle, an der es noch nicht brannte, und hoffte, dass die anderen so reagierten, wie es sein Plan vorsah – vor allem schnell.
    Über sich hörte er hastige Schritte. Jemand warf einen Blick durch die Luke, sah die lodernden Flammen und den nach oben quellenden Rauch und fluchte gotteslästerlich.
    »Los, beeilt euch und holt Wasser, sonst büßen wir die Geiseln ein!«, brüllte er markdurchdringend.
    Nun wurde das Getrampel noch lauter und schneller.
    Erwartungsgemäß kümmerte sich niemand darum, wo der Wärter abblieb, der sich an diesem Morgen um die Gefangenen zu kümmern hatte. Und es dachte auch niemand daran, die Leiter hochzuziehen. Schließlich waren die Geiseln angekettet und konnten nicht fliehen.
    Markus packte sein Schwert, sandte ein Stoßgebet zum Himmel und sprang durch die Flammen, die nun schon um das untere Ende der Leiter züngelten. Der Rauch reizte seine Lungen, während er, so schnell er konnte, nach oben kletterte.
    Er hatte Glück, in diesem Moment war niemand in der Wachstube, der sich darüber wundern konnte, wieso einer der Ihren aus dem brennenden Verlies stieg.
    Rasch warf er die Leiter um. Wer jetzt nach den Gefangenen sehen wollte, musste sich eine neue holen oder blindlings ins Feuer springen.
    Er steckte sein Schwert wieder in die Scheide und spähte hinaus. Über den Burghof rannten mehrere Männer mit Eimern und anderen Gefäßen auf ihn zu.
    »Schneller, ihr Faulpelze!«, schnauzte er sie an und wies auf die Luke, aus der schon die ersten Flammen züngelten. »Die Waffen- und die Silberkammer sind in Gefahr!«
    Jemand schlug das Alarmeisen,

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