Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
würden sie endlich gemeinsam fortreiten.
    »Aber ich komme wieder, Meister Haberberger – und dann mit Friedrich als Markgraf!«

Verhängnis
    D iesmal wählte Markus Bergmannskluft, um sich in die Stadt zu wagen. Die Kopfbedeckung, die die Häuer trugen, um sich unter Tage vor Nässe und Staub zu schützen, würde sein verletztes Ohr verbergen und ebenso die Stelle an seinem Hinterkopf, wo ihm Pater Clemens eine Tonsur geschoren hatte und die Haare erst ein Stück nachgewachsen waren.
    Sein Schwert musste er – sosehr es ihm widerstrebte – beim Haberberger lassen, das würde er nicht an einem aufmerksamen Posten vorbeischmuggeln können. Doch der Hüttenmeister gab ihm eine Keilhaue mit, die auch als Waffe zu gebrauchen war. Den Dolch verbarg er unter dem Kittel.
    So näherte er sich dem Donatstor, vor dem die Siedlung der Bergleute und auch die meisten Gruben außerhalb der Stadtmauer gelegen waren.
    Am Tor herrschte viel Betrieb, was sich Markus zunutze machen wollte. Gerade waren die Wachen mit Eifer dabei, den Karren eines Händlers zu durchstöbern, der händeringend dabeistand und beteuerte, seine Ladung ehrlich angegeben und verzollt zu haben. Doch damit gaben sich die Soldaten nicht zufrieden; sie hofften auf Beute.
    »Ihr wartet hier gefälligst, bis wir alles durchsucht haben«, wies einer von ihnen die Leute an, die ohne zollpflichtige Waren die Stadt betreten wollten.
    Ohne etwas von seiner Unruhe zu zeigen, reihte sich Markus unter den Wartenden ein.
    Plötzlich schrie einer der Söldner auf und zerrte einen vor Schmerz brüllenden kleinen Jungen am Ohr vor sich her. »Du Ratte! Du kleiner Beutelschneider!«
    Zu seinem Entsetzen erkannte er Paul, den Nachbarsjungen.
    Der Bewaffnete presste dem sich vergeblich wehrenden Jungen die Hand auf die Deichsel und rief seine Kumpane herbei. »Hier, der wollte mich bestehlen! Haltet ihn fest!«
    Dann zog er sein Schwert und holte aus.
    »Guter Mann, tut es nicht, das muss ein Irrtum sein!«, rief Markus und trat rasch vor. Ganz gleich, was nun geschah – er konnte nicht einfach zusehen, wie sie dem Kleinen die Hand abschlugen.
    Unterwürfig wandte er sich an den Mann, der Paul festhielt.
    »Er ist mein Sohn, Herr! Und er wollte Euch ganz gewiss nicht bestehlen. Seht, Ihr habt doch den Geldbeutel noch am Gürtel«, jammerte er mit wehleidiger Miene. »Ich verspreche Euch, er bekommt seine Strafe, wenn er nach Hause kommt. Und ich gebe Euch alles Geld, das ich bei mir habe …«
    Die Keilhaue vor sich abstellend, kramte er mehrere Silbermünzen hervor.
    Abwechselnd sah der Bewaffnete auf den Jungen, der sich nun mucksmäuschenstill verhielt und eine brave Miene aufgesetzt hatte, und die Pfennige.
    »Dein Sohn, hä? Warum bist du eigentlich nicht in der Grube, Häuer?«, knurrte er.
    »Wir haben Streit wegen zweier sich kreuzender Gänge. Ich soll Rat bei den Bergschöppen einholen«, erklärte Markus und wollte weit ausholen unter Verwendung vieler Begriffe aus der Sprache der Bergleute. Doch der Wachmann unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
    Von hinten drängelte sich jemand rücksichtslos zwischen den wartenden Menschen hindurch. »Macht Platz, ich bin Ratsherr und werde vom Bürgermeister erwartet«, erklang eine bekannte Stimme.
    Der falsche Häuer wurde kräftig angerempelt und senkte den Kopf. Hatte Jenzin ihn erkannt?
    Von den Wachen wurde der schwarzgewandete Apotheker höflich, wenn auch mit verhaltenem Spott begrüßt.
    Zwar hatte der Bürgermeister in dieser Stadt nichts zu entscheiden, aber sie wussten, dass sämtliche Ratsleute ihrem Herrn untertänig zu Diensten waren.
    »Ich habe etwas zu verzollen«, verkündete Jenzin, klopfte auf seine Tasche und trat in die Wachstube.
    Markus wurde immer unruhiger. Er legte den Kopf etwas schief, setzte eine einfältige Miene auf und drückte dem Mann vor sich einfach seine Pfennige und Hälflinge in die Hand.
    »Ihr seid ein guter Mensch!«, lispelte er, zog Paul zu sich und versetzte ihm eine kräftige Ohrfeige. »Du Nichtsnutz! Die feinen Herren unseres Königs zu belästigen! Dafür setzt es zu Hause richtig Prügel!«
    »Ja, Vater«, sagte Paul schicksalsergeben, der wusste, was davon abhing, dass er dieses Spiel jetzt mitspielte.
    Dann lief er los, so schnell er konnte.
    Der Soldat steckte zufrieden die Münzen in seinen Beutel und wollte Markus schon passieren lassen.
    Da traten zehn Bewaffnete aus dem Torhaus und hielten Ausschau – nach ihm. Im nächsten Augenblick hörte Markus hinter

Weitere Kostenlose Bücher