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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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graben wir uns schnell zum Verlies durch!«
    »Er ist nicht dort«, erklärte Marsilius.
    Christian starrte ihn ungläubig an. Während Änne wiederholte, was sie gesehen und gehört hatte, zeichnete sich mehr und mehr Entsetzen auf dem Gesicht des Jungen ab. Fassungslos ließ er sich erneut auf den Boden plumpsen. »Und nun?«
     
    Lange erörterten und verwarfen sie Pläne für die Befreiung ihres Hauptmanns, doch keiner davon klang wirklich erfolgversprechend.
    »Wir müssen zuschlagen, während er auf dem Burghof ist«, entschied Herrmann schließlich.
    »Aber der Hof ist voller Bewaffneter«, wandte Claus nicht zum ersten Mal ein.
    »Dann sorgen wir eben für richtig Gewimmel und Ablenkung.«
    »Sie werden sich denken, was los ist, und ihn sofort doppelt bewachen oder gleich töten«, widersprach Jan ungeduldig. Das hatten sie doch schon eben diskutiert!
    »Aber nicht, wenn das Gewimmel durch noch mehr Soldaten entsteht«, meinte Herrmann durchtrieben grinsend, dem gerade ein Einfall gekommen war.
    »Wir holen unsere Leute aus Rochlitz heran, unsere geheime Armee! Sie sollen sich als Soldaten des Königs ausgeben, als herbeigeorderte Verstärkung. Dafür müssen wir bloß eine passende Order besorgen.«
    »Die kann ich fälschen. Ich brauche nur ein Schriftstück mit Siegel dazu. Am besten, ein Siegel des Statthalters in Meißen«, bot Marsilius sofort an. Er würde die Buchstaben vom Pergament schaben und den neuen Befehl mit ein paar lateinischen Begriffen zieren, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen.
    »Ich muss in ein paar Tagen bestimmt wieder auf die Burg, um nach dem Kommandanten zu sehen«, mischte sich Änne nun ein, die lange geschwiegen hatte. »Während ich ihn verbinde, kann Clementia unbemerkt auf seinem Tisch herumkramen.«
    Marsilius beschloss augenblicklich, diese Aufgabe selbst zu übernehmen.
    »Das ist zu gefährlich, Änne«, widersprach Herrmann. »Notfalls hängen wir nur einen Wachsklecks dran und behaupten, das Siegel habe sich gelöst. Vielleicht müssen wir sogar nur kurz mit dem Schriftstück herumwedeln, und derweil haben wir ihn schon rausgeholt.«
    »Wir brauchen einen Schlüssel für den Käfig«, erinnerte Jan. »Ich geh zu dem alten Schmied. Der hilft uns sicher. Vielleicht hat er diesen Schlüssel sogar geschmiedet.«
    Herrmann nickte zustimmend. Der Schmied, der früher auf Freiheitsstein Waffen geschärft und Pferde beschlagen hatte, war nach dem Fall der Stadt von der Burg vertrieben und durch jemanden ersetzt worden, der mit dem königlichen Heer gekommen war. Nun arbeitete er als Bergschmied für die Bergleute. Bestimmt würde er ihnen helfen.
    »Claus, du reitest nach Rochlitz und rufst unsere Leute zusammen«, entschied Herrmann. »Sie müssen es irgendwie schaffen, für zwei Tage unauffällig zu verschwinden.«
    Der Jüngere erblasste. »Die ganze Zeit haben wir uns hier verborgen, damit uns keiner erwischt. Und jetzt sollen wir alle das Versteck aufgeben?«, wandte er zaghaft ein.
    »Ich halte keinen schnellen Ritt durch mit meiner kaputten Lunge«, erwiderte Herrmann schroff. »Christian ist zu jung und kann nicht reiten, und Jan gibt mit nur einer Hand keinen glaubhaften königlichen Reiter ab. Wenn du es erst einmal durch das Stadttor geschafft hast, wird dich niemand mehr behelligen. Dann lebst du sogar ungefährlicher als hier. Ich werde inzwischen beobachten, was auf dem Burghof vor sich geht, und versuchen, Markus eine Nachricht zukommen zu lassen.«
    »Er kann das Pferd des Hauptmanns nehmen«, schlug Conrad Marsilius vor. »Das steht noch bei mir im Stall. Niemand wird es erkennen.«
    Die anderen waren sich bereits einig, nur Claus wirkte noch unentschlossen.
    »Wir haben uns lange genug versteckt«, beendete Herrmann die Debatte. »Jetzt ist es an der Zeit, hinauszugehen und etwas zu wagen! Niemand soll uns vorwerfen können, wir hätten tatenlos zugesehen, wie sie unseren Hauptmann langsam zu Tode martern.«
     
    Als sie endlich wieder zu Hause war, hörte Änne auf Marsilius’ Ermahnung und legte sich hin, nachdem sie eine leichte Suppe und einen kräftigenden Trank bekommen hatte.
    Nach diesem schrecklichen Tag war sie am Ende ihrer Kräfte. Sie bat Clementia, die Fensterläden zu schließen und die Kerze zu löschen. Das grelle Sonnenlicht sprach der Dunkelheit Hohn, die ihr Herz erfüllte.
    Zusammengekrümmt lag sie unter ihrer Decke und wünschte sich, zu ihrem Liebsten fliegen zu können, um ihm Mut zu machen.
    Wenigstens bestand nun ein Hauch von

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