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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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wird er wieder eine unterhaltsame Nacht haben. Ordulf wartet schon ungeduldig. Und der versteht es wirklich, Leuten das Singen beizubringen.«
    Die Männer lachten, während einer Markus in den malträtierten Rücken stieß.
    »Hoch mit dir, Mörderbrut«, murrte er.
    Markus stand auf, ohne das Gesicht zu verziehen. Er wurde am Arm gepackt und aus der Halle gezerrt.
    Änne und Clementia folgten. Niemand schien sich zu fragen, weshalb sie eigentlich hierhergekommen waren.
    Mit starrer Miene ging Änne über den Burghof, während sie sehen musste, wie Markus erneut in den Käfig gestoßen wurde.
    Solange es ging, ohne aufzufallen, ließ sie kein Auge von ihm. Dann riss sie ihren Blick gewaltsam los und stakste mit zittrigen Beinen weiter zum Burgtor.
    Niemand hielt Änne auf, als sie mit Clementia die Burg verließ, niemand sagte auch nur ein Wort zu ihr. Das Treiben auf dem Hof ging weiter, als wäre nichts geschehen. Als hätte sie sich nicht gerade vielleicht für immer von ihrer Liebe verabschieden müssen.

Rettungspläne
    Ä nne hielt sich aufrecht, bis sie einen Steinwurf von der Burg entfernt war. Dann griff sie nach dem Arm ihrer Begleiterin, sank mit einem Verzweiflungsschrei in die Knie und ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Später hätte sie nicht mehr sagen können, wie sie es geschafft hatte, mit Clementias Hilfe irgendwann wieder aufzustehen und weiterzugehen, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Vermutlich war sowieso längst Stadtgespräch, dass das Weib des Medicus wohl ein Kind erwartete und am Morgen vor den Brotbänken einfach umgefallen war.
    Von der Magd gestützt, brachte sie den Rest des Weges hinter sich und hielt die Lider gesenkt, um die neugierigen Blicke der Entgegenkommenden nicht zu sehen.
    Sie schwiegen beide.
    Bevor sie das Haus erreichten, brummte Clementia auf einmal: »Ihr werdet doch so rücksichtsvoll sein und dem Meister nicht sagen, dass dieses Kind nicht seines ist? Solch eine Kränkung hat er wirklich nicht verdient.«
    Änne war innerlich zu ausgelaugt, um zu protestieren oder einzuwenden, dass eine Schwangerschaft noch nicht sicher sei.
    »Er wird es sowieso wissen. Er ist Arzt, er kennt die Anzeichen, und er kann rechnen«, sagte sie leise und kummervoll.
    »Dann überlasst die Entscheidung gefälligst ihm, ob er einen Skandal daraus macht oder so tun will, als sei es seines!«, zischte die Magd. Zögernd fügte sie hinzu: »Ich glaube nicht, dass er Euch verstößt. Er wünscht sich schon so lange einen Erben. Aber man weiß ja nie …«
     
    Der Arzt war inzwischen vom Krankenbesuch zurück und hatte zu seinem Entsetzen ebenfalls von Markus’ Gefangennahme erfahren.
    Als er seine Frau mit der Magd streiten hörte, ging er hinaus in den Vorraum. Ein Blick in Ännes Gesicht sagte ihm alles.
    »Du weißt es also.«
    Bevor die junge Frau etwas erwidern konnte, übernahm Clementia das Reden.
    »Sprecht ein Machtwort, Meister! Sie gehört ins Bett und will nicht auf mich hören. Vorhin beim Einkaufen ist sie ohnmächtig geworden. Und das Frühmahl hat sie auch wieder hervorgewürgt.«
    Änne blieb stumm. Sicher wäre es am besten, sich ins Bett zu legen, die Decke über den Kopf zu ziehen, nichts zu sehen und nichts zu hören. Doch sie durfte sich jetzt keine Ruhe gönnen, wo Markus’ Leben auf dem Spiel stand.
    Marsilius sah seiner Frau an, dass sie sich nicht ausruhen würde. Er war ja ebenfalls aufgewühlt von der Nachricht.
    Sanft nahm er ihren Arm und zog sie mit sich in die Kammer, in der er Kranke behandelte. Clementia starrte ihn wütend an, als er vor ihr die Tür verschloss. Offensichtlich fand sie, jetzt dabei sein zu müssen. Doch das ignorierte er. Sosehr er Clementias Gewitztheit und Courage schätzte, jetzt war ihm nicht nach lauten Worten zumute. Was nötig war, würde er auch so von Änne erfahren.
    Er drückte seine Frau auf die Bank. Erschöpft lehnte sie sich gegen die Wand und nahm den Becher entgegen, in den er Rosmarintinktur zur Stärkung träufelte.
    »Was hast du draußen gehört?«, wollte er schließlich wissen.
    »Ich habe ihn gesehen!«, platzte sie heraus. Und während Tränen über ihr Gesicht rannen, gestand sie, immer wieder schluchzend, was sie gerade gewagt hatte.
    Sie rechnete damit, dass ihr Mann sie wegen ihrer Eigenmächtigkeit und ihres waghalsigen Handelns schalt. Immerhin brachte sie auch ihn damit in Gefahr.
    Doch er schwieg nur und rieb sich mit der schwieligen Hand müde übers Gesicht.
    »Du musst dich jetzt wirklich

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