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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Hoffnung.
    Sie rollte sich noch enger zusammen, legte die Hand auf ihren Bauch und versuchte sich vorzustellen, wie dort vielleicht Leben heranwuchs. Markus’ Kind. Würde es seinen Vater je sehen?
     
    Jan schaffte es unerkannt durch die Stadt und hatte keine Schwierigkeiten, den alten Schmied dafür zu gewinnen, einen Schlüssel anzufertigen. Im Gegenteil: Der Handwerker sah ihn nur kurz an und wusste, was der andere von ihm wollte. Die Nachricht von der Gefangennahme des einstigen Hauptmanns der Wache, der mit einem kühnen Handstreich die Geiseln aus dem Burgverlies befreit hatte, war in der Stadt inzwischen in aller Munde. Heimlich kursierten schon ein Lied über seine Tat und ein Spottgedicht auf die Wachen, denen der mutige junge Mann die Geiseln buchstäblich unter den Füßen weggeholt hatte.
    Der Bergschmied legte gerade ein Stück Eisen in die glühenden Kohlen und stocherte die Glut auf, dass Funken stoben, als Jan eintrat. Er sah kurz auf seinen Besucher, bückte sich und kramte in einem Korb herum, in dem allerlei Werkzeug lag. Dann richtete er sich grinsend wieder auf und hielt einen Schlüssel hoch.
    »Das ist es doch, was du von mir willst, nicht wahr?«, sagte er. »Ich hab mir schon gedacht, dass früher oder später jemand danach fragt, und ein bisschen vorgearbeitet, gleich nachdem ich von der Burg fortmusste.«
    Dann wurde sein Gesicht ernst, und er legte Jan eine Hand auf die Schulter. »Gott schütze dich und deinen Bruder! Die Heilige Jungfrau möge euch beistehen bei dem, was ihr vorhabt.«
    Dann wandte er sich wieder dem Gezähe der Bergleute zu, das er auszubessern hatte.
     
    Christian lief inzwischen zur Burg. Wenn er sich bisher in der Stadt gezeigt hatte, so stets mit sorgfältig bedecktem Haar. Ein Hinkefuß und dazu noch rote Haare – das wäre zu auffällig gewesen. Nicht nur, dass sich mancher an den ungestümen Angreifer auf der Burgmauer erinnern mochte. Vor allem für seine regelmäßigen Besuche bei den sterblichen Überresten der hingerichteten Ratsherren musste er sich so gut wie möglich unsichtbar machen.
    Doch diesmal stellte er sein auffälliges Haar bewusst zur Schau.
    Herrmann hat recht, jetzt ist es Zeit hinauszugehen, dachte er. Jetzt ist es Zeit für eine neue Rolle. Genau genommen hatte er den Tag schon lange herbeigesehnt. Nur die Vorsicht der anderen hatte ihn bisher zurückgehalten.
    Den Hauptmann lass ich nicht sterben, schwor sich Christian zum wiederholten Mal, nach wie vor voll jugendlicher Bewunderung für den Mann, dem er seine Taufe und seinen Namen verdankte.
    Die Königlichen müssen schon ein ganzes Stück schneller werden, bis sie mich kriegen, dachte er frech.
     
    »Was willst du, Hinkebein?«, knurrte ihn einer der Wachposten der Burg an, vor dem er sich aufgebaut hatte und der drauf und dran war, ihn zu verjagen.
    »Ich glaube, du hast da was«, antwortete der Rotschopf und griff dem Mann blitzschnell hinters Ohr.
    Sich überrascht stellend, hielt er ihm einen Pfennig vor die Augen.
    »Oh, seht nur!«, rief er die Umherstehenden zu sich. »Wo andere bloß Grind oder Läuse haben, bewahrt euer Freund seine Schätze auf!«
    Neugierig traten die Männer näher.
    Als der Verblüffte den Pfennig greifen wollte, zog Christian ihn rasch wieder zu sich.
    »Danke für das Almosen! Der Allmächtige wird’s dir dereinst anrechnen.«
    Er warf den Pfennig hoch, fing ihn wieder auf und steckte ihn sich in den Mund, bevor ihm jemand zuvorkommen konnte.
    Dann tat er, als ob er ihn hinunterschluckte, und ließ einen kräftigen Rülpser ertönen. Die Soldaten lachten, während Christian rasch drei kleine, aus Lumpen gemachte Bälle aus dem Kittel zog und zu jonglieren begann.
    Das Gauklerkunststück mit der Münze und die Anfänge des Jonglierens hatte ihm Sibylla beigebracht. Während der langen Tage auf dem Speicherboden war viel Zeit zum Üben gewesen.
    Geschickt jonglierend arbeitete er sich langsam über den Burghof vor. Die Männer schienen froh über die Abwechslung und sparten nicht mit spöttischen oder anfeuernden Zurufen, während Christian ungeniert grobe Possen von sich gab und dafür Lachsalven erntete.
    »He, was ist mit dem da im Käfig? Warum schaust du nicht zu?«, schrie er zu Markus hinüber, der mit verbundenen Augen in seinem engen Gefängnis kniete.
    »Gefällt dir meine Darbietung nicht? Bist wohl Besseres gewohnt, oder?«
    Die Soldaten quittierten seinen Hohn mit Gelächter.
    Doch Christian hatte Mühe gehabt, beim Anblick seines

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