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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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geschundenen Idols die Bälle nicht fallen zu lassen. Durch nichts ließ sich ausmachen, ob Markus seine Stimme erkannt hatte.
    »Und reden kann er auch nicht!«, grölte Christian quer über den Burghof. »Was für ein unhöflicher Kerl! Der weiß nicht, was ihm entgeht. In Rochlitz, wo ich letztens auftrat, war die Burgbesatzung ganz hingerissen von mir.«
    Er hoffte, dass sich der Gefangene aus dieser Bemerkung etwas zusammenreimen konnte. Zwar würde er später versuchen, Markus etwas zuzuflüstern, ohne dass es jemand bemerkte, aber dazu musste er erst einmal seine Zuschauer loswerden.
    »Und euch hier, ihr tapferen Recken, darf ich doch ebenso zu meiner Anhängerschar zählen?«
    »Nur, wenn du das auch auf einem Bein kannst, Feuerlocke«, forderte einer der Männer, schon älter und mit struppigem Bart.
    »Klar!« Ohne zu zögern, hob Christian ein Knie und warf die Bälle darunter durch.
    »Nein, Feuerlocke, das andere!«, forderte der Graubart und wies grinsend auf den missgestalteten Fuß.
    Christian fing alle drei Bälle auf und verneigte sich bis zum Boden.
    »Dieser Fuß ist mit den Kugeln im Streit darüber, wer von ihnen die schönere Form hat«, alberte er.
    »Was kannst du sonst noch, Hinkebein?«, forderte ein anderer zu wissen.
    Christian sah sich suchend um und lief zur Schmiede, gefolgt von seinen Zuschauern. Unterwegs nahm er eine der Fackeln, die an der Mauer in einer Halterung steckten, und stocherte damit im Schmiedefeuer, bis sie zu brennen anfing.
    »Hab Dank, Meister Schmied, für die warme Mahlzeit!«, rief er dem Verblüfften zu.
    Dann legte er den Kopf in den Nacken und näherte die Fackel seinem geöffneten Mund. Doch bevor die Flammen sein Gesicht versengen konnten, ließ er die Fackel wieder sinken. »Wenn ich es recht bedenke, hab ich gerade keinen Appetit auf Warmes«, rief er in die Runde. »Vielleicht später. Wenn ich meinen Lohn gekriegt habe.«
    Er drückte einem der Soldaten die brennende Fackel in die Hand und streckte dann seine Rechte aus, um Pfennige und Hälflinge einzusammeln.
    Die Männer, die sich die meiste Zeit langweilten und bei der Stadtbevölkerung reichlich Beute gemacht hatten, geizten nicht.
    »Bei so reichlicher Bezahlung komme ich gern wieder und zeige euch mehr, meine kühnen Recken«, versprach der Rotschopf. »Aber bevor die Vorstellung weitergeht, muss ich erst einmal sehen, wo ich zu etwas zu trinken komme. Ich verdorre«, behauptete er, zog eine Grimasse, riss den Mund auf und zeigte hinein.
    »Noch keinen Bart haben, aber durstig wie ein richtiger Mann«, lästerte einer der Wachleute. »Mal sehen, wie viel er verträgt!«
    Er flüsterte seinem Nachbar etwas zu, der sofort loslief, und bedeutete den Übrigen zu warten.
    Um seinen Ruf als Gaukler nicht zu verlieren, stimmte Christian ein zotiges Lied an und erntete dafür erneute Lachsalven.
    Er hatte noch nicht geendet, als derjenige wiederkam, der fortgeschickt worden war. Er trug einen Eimer, den er in das Bierfass in der Halle getaucht hatte, und grinste übers ganze Gesicht.
    »Hier, Milchbart! Nun zeig mal, ob du saufen kannst wie ein Großer!«
    »Ob ich saufen kann wie ihr? Was für eine Herausforderung!«, konterte Christian.
    Die Männer bestanden darauf, dass er aus dem Eimer trank, der bis zum Rand mit Bier gefüllt war.
    Christian hatte Mühe, das schwere Gefäß hochzustemmen, und bevor er es an den Mund hielt, war schon ein Teil des Gebräus auf seine zerlumpten Kleider geschwappt.
    »Keine Betrügereien!«, rief jemand lachend. »Und wage es ja nicht, noch mehr Bier zu verschütten!«
    Christian machte gute Miene zum bösen Spiel und trank. Dabei war ihm klar, dass er nie und nimmer den ganzen Eimer würde leeren können. Fieberhaft suchte er nach einem Ausweg, während er allmählich das Gefühl bekam, dass sein ganzer Körper nur noch aus Bier bestand.
    Wieder rülpste er laut, ließ den Eimer sinken, schielte über den Rand des Behältnisses, sosehr seine Augen über Kreuz schauen konnten, schlang sein missgestaltetes Bein um das gesunde und wankte heftig.
    »Isch glaube, isch kann doch nisch so gut saufen wie ihr«, lallte er. »Wollt ihr mir nisch helfen?«
    Wankend streckte er einem der Soldaten den Eimer entgegen. Als der danach greifen wollte, zog er ihn wieder an sich, streichelte ihn wie einen Säugling und streckte ihn dann erst wieder von sich. Rasch griff der andere danach und trank, angefeuert von den Umherstehenden. Nun ging der Eimer reihum, bis er leer war.
    »Hier,

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