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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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iss etwas!« Ein jüngerer Soldat streckte Christian einen Kanten Brot entgegen.
    Der sah sich nach einer Sitzgelegenheit um und ließ sich auf den Steinbrocken niedersinken, der neben dem Brunnen lag.
    Allmählich löste sich die Zuschauerrunde auf. Bald war Christian allein mit seinem Brotkanten und kämpfte den unbändigen Drang nieder, das viele Bier sofort wieder loszuwerden. Er konnte nicht hier auf den Burghof pinkeln, ohne Ärger zu bekommen, und schon gar nicht würde man ihn in den Palas lassen, um die Heimlichkeit aufzusuchen.
    Aber endlich war die Gelegenheit günstig, dem Hauptmann eine Nachricht zu überbringen. Am liebsten hätte er ihm auch das Brot zugesteckt. Aber da Markus die Hände auf dem Rücken gefesselt waren, würde er es nicht essen können. Wenn jemand den Kanten bemerkte, bekäme er stattdessen jede Menge Ärger.
    Christian stemmte sich hoch und schlenderte zum Käfig, während er wankend Betrunkenheit vortäuschte. An seinem Ziel angekommen, stieß er Markus die Faust in den Nacken. Von weitem musste es aussehen wie ein kräftiger Hieb, so als wollte er den Gefangenen verhöhnen. Es war nicht ungewöhnlich, sondern üblich, dass diejenigen von Vorbeigehenden geschlagen oder mit Unrat beworfen wurden, die in den Käfig eingesperrt waren.
    Doch in Wirklichkeit war es nur eine leichte Berührung, mit der Christian die Aufmerksamkeit seines Anführers wachrief.
    Aus der Nähe zu sehen, wie sehr sein Vorbild geschunden war, machte ihn gleichermaßen fassungslos und wütend.
    »Wir holen dich hier raus«, flüsterte er. »Aber es wird ein paar Tage dauern. Halte durch so lange!«
    »Gebt … acht!«, warnte Markus auch ihn krächzend. »Falle …«
    »Wissen wir. Änne hat es uns gesagt. Aber wir haben einen guten Plan.«
    Mehr verriet er nicht – auch zu Markus’ Sicherheit.
    »Halte durch, Hauptmann. Gott schütze dich!«
    Mit gelangweilter Miene und leicht schwankendem Gang ging Christian zum Burgtor. Dort stand jetzt wieder derjenige, dem er die Münze hinterm Ohr hervorgezaubert hatte.
    Lässig warf ihm Christian einen Pfennig zu. »Hier, pack ihn zu den anderen«, rief er ihm grinsend zu und tippte sich ans Ohr. Der Mann grinste zurück und steckte den Pfennig zufrieden ein.
    »Komm wieder, Hinkebein, und zeig uns, was du sonst noch kannst!«, gab er Christian zum Abschied mit auf den Weg.
    Du würdest dich wundern, was ich alles kann, dachte der Rotschopf gehässig, während er die Burggasse hinunterlief. Jetzt muss ich zusehen, dass ich schleunigst noch ein paar Kunststückchen lerne. Dann kann ich dem Hauptmann noch mehr Nachrichten überbringen. Aber zuallererst muss ich wirklich pissen.
     
    Auch Meister Conrads Vorhaben ließ sich gut an. Zwei Tage nach Markus’ Gefangennahme wurde er auf die Burg gerufen, weil der Kommandant einen Aderlass wünschte. Der Graf lehnte es ab, dafür einen Bader kommen zu lassen, und forderte die Behandlung durch den Medicus.
    Marsilius ließ sich von Clementia begleiten. Diesmal bestand er darauf, dass Änne zu Hause blieb, und ließ sich auch von ihren Bitten nicht umstimmen. Ein Schriftstück vom Tisch des königlichen Burgkommandanten zu stehlen war eine Sache, die vermutlich mit dem Tode bestraft würde – und vorheriger Folter, um den Grund dafür zu erfahren.
    Clementia erklärte sich sofort bereit, ihn zu begleiten, nachdem er ihr gesagt hatte, was auf dem Spiel stand. »Wir sollten wirklich keine Gelegenheit auslassen, diesen Dreckskerlen eins auszuwischen. In der Hölle sollen sie schmoren!«
    Sie hatten sogar das Glück, eine Weile allein in der Kammer des Kommandanten zu sein, wo man ihnen befohlen hatte zu warten.
    Während Clementia an der Tür lauschte, ob sich jemand näherte, durchsuchte der Arzt hastig die Sachen, die auf dem Tisch herumlagen. Als er dort nicht fündig wurde, öffnete er kurzerhand ein Kästchen, das der Größe nach dazu bestimmt sein könnte, Schriftstücke aufzubewahren.
    Er hatte richtig vermutet.
    Jetzt ist es eindeutig Hochverrat, dachte er grimmig, während er die Dokumente durchwühlte. Er wollte die Hoffnung schon aufgeben, als er fast ganz unten doch noch eines mit dem Siegel des königlichen Statthalters für die Mark Meißen fand, Heinrich von Nassau.
    Genau in diesem Moment flüsterte Clementia erschrocken: »Es kommt jemand!«
    Rasch steckte er das Pergament unter seine Kleidung und klappte das Kästchen wieder zu.
    Dann richtete er sich auf und trat in die Mitte des Raumes. Die Magd huschte

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