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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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und von den Honsbergern einen braven Zelter bekommen hatte – Meile um Meile durch das Land zurück. Inzwischen hatte es zu schneien begonnen.
    In Meran, am Hof des Herzogs von Kärnten, erfuhr er, dass Heinrich von Görz-Tirol mit seinem wettinischen Schwager nach Wien geritten sei, zu einem Treffen mit dem Herzog von Österreich und der Steiermark, Albrecht von Habsburg. Doch als der Februar fast verstrichen war und er endlich Wien erreichte, war Friedrich schon wieder fort. Es kostete ihn Tage und beinahe sein letztes Geld, um durch Bestechung der Dienerschaft herauszufinden, wohin der Gesuchte als Nächstes wollte.
    Der entmachtete Markgraf war nach Schlesien aufgebrochen.
    Markus folgte ihm durch die tiefverschneite Landschaft, durch Kälte und Frost, ohne ihn einholen zu können; vielleicht hatte Friedrich auch einen anderen Weg genommen. Als er nach Wochen in Liegnitz am Hof des Herzogs Bolko von Fürstenberg ankam, war Friedrich auch dort schon wieder aufgebrochen.
    Der Wettiner wolle seinen Bruder Diezmann in der Lausitz aufsuchen, erfuhr er. Fluchend und frierend machten sich Markus und Christian auf den Weg dorthin.
    Vor allem eine Hoffnung trieb sie voran: Wenn Friedrich zu seinem Bruder ritt, mit dem er viele Jahre verfeindet war und der es abgelehnt hatte, ihm in der Stunde der Not beizustehen, musste er wohl einen guten Grund dazu haben. Und welch anderen konnte es geben, als Aussöhnung herbeizuführen?
    Die Verhandlungen in Wien mussten verheißungsvolle Ergebnisse gebracht haben. Es sah ganz so aus, als bereite sich Friedrich darauf vor, mit Hilfe seines Bruders die Mark Meißen im Handstreich zurückzuerobern.
    Waren die Tage Adolfs von Nassau als König gezählt?

April 1298 in Finsterwalde
    W ie schön, dich wiederzusehen!«
    Freudestrahlend und mit ausgebreiteten Armen ging Diezmann, der Markgraf der Lausitz, auf seinen Bruder zu.
    Friedrich war überrascht. So viel Herzlichkeit hatte er nicht erwartet nach den Zwistigkeiten, die sie in den letzten Jahren ausgetragen hatten.
    Sein Misstrauen überspielend, beschloss er, die euphorische Begrüßung als Friedensangebot zu nehmen. Also zögerte er nicht und schloss den Jüngeren kraftvoll in die Arme.
    Sie hatten sich in Finsterwalde verabredet, einem kleinen Marktflecken am Fuße einer Burg, keine zehn Meilen vom Kloster Doberlug entfernt, das einer ihrer Vorfahren vor mehr als hundert Jahren gegründet hatte: der Wettiner Dietrich von Landsberg, Markgraf der Ostmark und Namensvetter des Oheims, bei dem sie ihre Ausbildung zum Ritter absolviert hatten.
    Hier würde ihre Begegnung weder auffallen noch Verdacht erregen.
    Heinemann, der Burgherr, rechnete es sich zur Ehre an, sie aufzunehmen, und sorgte dafür, dass es ihnen an nichts mangelte. Diskret zog er sich zurück, nachdem das Begrüßungszeremoniell überstanden und eine Mahlzeit aufgetafelt worden war.
    Nun waren die beiden Söhne Landgraf Albrechts unter sich.
    Ihre Gefolgsleute vertrieben sich derweil die Zeit in der Halle.
    »Welche Neuigkeiten bringst du, Bruder?«, fragte Diezmann.
    Der Markgraf der Lausitz hatte die gleichen dunklen Haare und den schlanken Wuchs wie sein drei Jahre älterer Bruder. Doch sein Gesicht war nicht so scharf geschnitten wie Friedrichs, in dessen Zügen die Enttäuschungen und Niederlagen der letzten Jahre Spuren hinterlassen hatten. Während Friedrich schon auf den ersten Blick wie jemand wirkte, den man sich nicht gern zum Gegner machte, schien Diezmann umgänglicher, wenngleich er nicht die Eleganz und Ausstrahlung des Älteren besaß.
    »Besteht überhaupt noch Hoffnung in unserer Sache?«
    »Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben«, erwiderte Friedrich fest. »Der Tag ist nicht mehr fern, an dem ein neuer König den Thron besteigt und ich meine Mark Meißen zurückerhalte.«
    Ein Flackern huschte über Diezmanns Gesicht.
    »Ich möchte nichts damit zu tun haben, wenn ihr den König meuchelt«, sagte er leise, mit deutlichem Unbehagen.
    »Du irrst, Bruder«, entgegnete Friedrich gelassen und lehnte sich zurück, um die Beine auszustrecken. Er nahm einen tiefen Schluck vom heißen Würzwein, dessen Wärme im Zinnbecher gespeichert wurde. Die Kammer war nicht beheizt, und die steinernen Mauern strahlten immer noch die Kälte des Winters ab.
    »Adolf von Nassau soll nicht ermordet, sondern abgewählt werden.«
    Diezmann verschluckte sich vor Überraschung und beugte sich hustend vor.
    »Abwählen?«, fragte er verdutzt, als er endlich wieder frei atmen

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