Blut und Silber
allen Auseinandersetzungen herausgehalten hatte, so stand er doch in dem Ruf, ein guter Kämpfer zu sein. Und seine Männer hatten es geschafft, den Landstrich von Räubern und Diebesgesindel zu säubern.
»Stellen wir im ritterlichen Zweikampf fest, wie gut der andere ist?«, schlug ihm sein Gegenüber vor, ein Ritter von vielleicht fünfundzwanzig Jahren, der wohl seine Gedanken erraten hatte.
»Allmächtiger, jetzt muss ich schon gegen Knaben antreten«, sagte Ulrich und stöhnte, nicht ohne Sympathie für den jungen Heißsporn. Die Aussicht auf ein Ende des Exils hatte seine sonst zumeist düstere Stimmung beträchtlich gehoben.
Übertrieben gequält stemmte er sich hoch und begleitete den anderen auf den Hof. Ein ganzer Schwarm von Schaulustigen folgte ihnen.
Aus Höflichkeit überließ Ulrich dem Herausforderer den ersten Hau. Der focht keinen schlechten Stil, wie sich rasch herausstellte. Es kostete Ulrich ein halbes Dutzend Angriffe, bis sein Gegenüber endlich auf einen vorgetäuschten Oberhau hereinfiel, während Ulrich mit einem Ausfallschritt zur Seite wich und ihm die Klinge an die Schläfe setzte.
»Nicht schlecht für einen Novizen«, lobte er grinsend, als der junge Ritter ihm zum Sieg gratulierte. Zufrieden gingen sie Seite an Seite in die Halle zurück.
Ulrich hatte kaum wieder Platz genommen und mit seinem Kontrahenten angestoßen, als ein älterer Ritter zu ihnen trat. »Maltitz? Da fragt jemand nach Euch!« Mit dem Kinn wies er nach draußen.
Unwillig setzte Ulrich den Becher ab und hielt Ausschau, wer da zu ihm wollte. Doch als er die Gestalt erkannte, die am Eingang der Halle stand, wechselten Überraschung und Freude auf seinem Gesicht.
»Der tapfere Hauptmann aus Freiberg!«, rief er und ging dem Neuankömmling mit ausgebreiteten Armen entgegen. »Wir hatten dich tot geglaubt!«
»Viel fehlte auch nicht daran«, entgegnete Markus, ebenso erleichtert, den Kampfgefährten aus vergangenen Tagen gesund anzutreffen.
»Und unseren feurigen jungen Helden hast du auch mitgebracht«, wunderte sich Ulrich, als er den Rotschopf entdeckte, der die Pferde zu den Stallungen führte.
Dabei überspielte er sein Erschrecken, wie abgemagert und düster der einstige Freiberger Hauptmann geworden war.
Er führte ihn in die Halle und wollte mit ihm zu den Rittern gehen, bei denen er gesessen hatte. Doch als Markus mit zweifelndem Blick auf die vielen Fremden sah, führte Ulrich ihn zu einem Platz etwas abseits, wo sie ungestört reden konnten.
»Bring uns Bier!«, forderte er eine der Mägde auf, die knickste und verschwand, um den Befehl auszuführen.
»Wir haben ein Wiedersehen zu feiern. Und nun erzähl schon!«
»Das muss Friedrich sofort erfahren«, entschied Ulrich, als Markus die wichtigsten Neuigkeiten losgeworden war.
Sie gingen hinauf, um herauszufinden, ob das vertrauliche Gespräch der beiden markgräflichen Brüder bereits beendet und zu einem guten Ergebnis gekommen war.
Als sie erfuhren, dass der Burgherr bei seinen Gästen weilte, hatte Ulrich keine Bedenken.
»Geh und melde, wir bringen wichtige Neuigkeiten«, wies er einen der Diener an, der gerade eine Platte mit kaltem Braten hineintragen wollte.
Augenblicke später wurden sie in die Kammer gerufen.
»Ein Getreuer aus vergangenen Tagen!«, rief Friedrich, als er Markus sah.
»Und er bringt wichtige Kunde«, ergänzte Ulrich.
Auf seinen fragenden Blick hin entschied sein Lehnsherr: »Mein Bruder soll sie mit anhören.«
Also sind die Verhandlungen gut gelaufen, dachte Ulrich erleichtert. Vielleicht beginnt schon morgen der bewaffnete Kampf um die Rückeroberung der Mark Meißen.
Markus kniete nieder und wurde sofort aufgefordert, sich zu erheben. Dankbar nahm er einen Becher Wein entgegen.
»Wir haben dich lange vermisst«, meinte Friedrich.
Der Freiberger konnte nicht verhindern, dass sich sein Gesicht leicht verzog. »Ich wäre auch liebend gern eher gekommen, Hoheit. Die unübertroffene Gastfreundschaft Graf Eberhards von Isenberg hat mich aufgehalten«, erklärte er sarkastisch.
Dann berichtete er: von der Bereitschaft des Haberbergers und der meisten Grubeneigner, Friedrich mit ihrem Silber zu unterstützen, von der Befreiung der Geiseln, seiner Haft und Flucht, von der Hoffnung der geschundenen und ausgeplünderten Menschen in der Mark Meißen auf die Rückkehr ihres Fürsten – und von den Männern, die als vermeintlich königstreue Soldaten in Rochlitz darauf warteten, zusammen mit dem Wettiner die Burg
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