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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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liebt und jeden Tag gebetet hat, dass du lebend entkommst. Und …«
    Der Junge stockte. Markus forderte ihn mit einem ungeduldigen Knurren auf, weiterzusprechen.
    »Sie hat der Heiligen Jungfrau so etwas wie einen Handel vorgeschlagen … Ihr Gehorsam als Meister Conrads Eheweib gegen dein Leben.«
    Sie kommt nicht mit!
    Das war alles, was Markus noch denken konnte.
    Die Freude über die wiedergewonnene Freiheit erlosch wie ein Funke in einem Schwall kalten Wassers.
    Beide versanken sie in Schweigen. Nun waren nur noch das Trommeln des Regens auf dem Dach und ab und zu der trockene Husten des befreiten Gefangenen zu hören.
     
    Als Marsilius spät in der Dämmerung das Huthaus betrat, fand er die zwei am meisten gesuchten Freiberger schlafend vor. Der befreite Hauptmann schien zu fiebern, er stöhnte im Schlaf und murmelte wirre Wortfetzen.
    Der Arzt räusperte sich überdeutlich. Markus fuhr hoch und wollte nach der Waffe greifen, bis ihm klarwurde, wo er war und dass er keine Waffe besaß.
    »Man hat Euch gehen lassen, Meister!«, jubelte Christian, der durch die Bewegung des Hauptmanns ebenfalls wach geworden war. »Niemand schöpft Verdacht?«
    »Offensichtlich nicht«, knurrte der Arzt. Seiner bedrückten Miene entnahm Markus, dass die Freude nicht ungetrübt war.
    »Herrmann und mein Bruder?«, ächzte er in Erwartung schlechter Nachrichten, während ihn Schüttelfrost überfiel.
    »Deinen Bruder habe ich nicht gesehen. Er steckt wohl in den Geheimgängen und kommt sicher nicht vor zwei, drei Tagen dort heraus. Herrmann …«
    »Ja?«, drängte Markus.
    »Sie haben ihn noch am Tor gestellt und erstochen. Die Brotmagd wurde beschuldigt, mit den Verschwörern unter einer Decke zu stecken, und an Ort und Stelle aufgehängt.«
    »Gott erbarme sich ihrer armen Seelen«, murmelte Markus.
    Sein Mund war wie ausgedörrt, als er sagte: »Ich wollte nicht, dass sie mein Leben mit ihrem erkaufen.«
    »Rede keinen Unsinn, Junge!«, fuhr Marsilius ihn barsch an. »Sie wussten, was sie taten, und haben ihr Leben bereitwillig für dich gegeben! Also sei dankbar für ihr Opfer und lohne es ihnen, indem du weiterlebst und dafür sorgst, dass Markgraf Friedrich zurückkehrt und Freiberg von den Besatzern befreit! Dafür sind sie gestorben.«
    Der Arzt schob den Korb zu ihnen, den er mitgebracht hatte.
    »Proviant für euch. Und dann will ich sehen, was ich hier mit meiner ärztlichen Kunst ausrichten kann.«
    Christian machte sich begeistert über den Korb her und packte Brot, Käse und gebratenes Huhn aus, dazu einen Krug Bier.
    Sosehr Markus der verführerische Duft von frischem Brot in die Nase stieg, er glaubte nicht, dass er jetzt auch nur einen Bissen herunterbekommen würde.
    Conrad Marsilius sah seinen fiebrigen Blick und reichte ihm den Krug. »Du musst viel trinken, Hauptmann, sonst erwischt dich das Fieber noch, und wir haben uns die Mühe umsonst gemacht, dich da rauszuholen.«
    Während Markus trank, untersuchte der Arzt die Wunde an Christians Kopf. »Ein Pfeil?«, fragte er unwirsch.
    »Ja«, bestätigte Christian, mit vollen Backen kauend. »Hab geblutet wie ein abgestochenes Schwein. Aber mich erledigt keiner so schnell.«
    »Du hast unverschämtes Glück gehabt heute, Bursche«, brummte Marsilius, während er ihm einen Verband anlegte. »Aber das haben wir alle. Zumindest die, die wir hier hocken.«
    Dann untersuchte er vorsichtig Markus’ linke Hand.
    Skeptisch musterte er den Verletzten, der schon bei der leichtesten Berührung aufstöhnte, was den Arzt nicht verwunderte.
    Jeder andere hätte wohl vor Schmerz gebrüllt.
    »Das Handgelenk und zwei Finger sind gebrochen«, stellte er fest.
    »Ich weiß«, stöhnte Markus, dem kalter Schweiß auf der Stirn stand. »Dem Folterknecht fiel ein, dass ich die Hände ja nicht brauche, um zum Galgen zu
gehen
. Die anderen drei Finger hat er sich für heute gelassen, die Rechte für morgen.« Er zwang sich zu einem gequälten Grinsen. »Ordulf wird sehr enttäuscht sein, dass ich nicht mehr da bin.«
    Marsilius sah sich nach einem geeigneten Gegenstand um, nahm einen Stock und steckte ihn Markus zwischen die Zähne.
    »Fest zubeißen!«, forderte er ihn auf.
    Dann befühlte er noch einmal vorsichtig die Lage der Knochen und zog mit einem Ruck das Handgelenk wieder in die richtige Position. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, den Stock herauszunehmen, ehe sein Patient sich erbrach.
    Wieder gab er ihm zu trinken, bevor er fragte: »Bereit? Ich muss die Finger

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