Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
richten.«
    »Die Hand muss nicht ab?«
    »Vorerst nicht«, sagte er zur großen Erleichterung seines Schutzbefohlenen.
    Als endlich auch das überstanden und die Hand geschient war, forderte der Arzt Markus auf, den Wappenrock auszuziehen, was den jungen Mann dazu brachte, die Augenbrauen hochzuziehen.
    »Mir gefällt nicht, welche Geräusche deine Lunge macht.«
    »Was spielt das für eine Rolle? Ich kann mich ohnehin nicht aufs Krankenbett legen, sondern muss schleunigst von hier verschwinden.«
    »Nicht vor morgen früh«, erklärte der Arzt nach einem Blick auf den abgemagerten Körper. Er verlor kein Wort über die Brandwunden, die blutigen Striemen und die zwei großen vernarbten Schnitte, die sich auf der Brust kreuzten.
    »Wenn du dich nicht ausschläfst und etwas isst, wirst du nicht weit kommen.«
    Er fühlte Stirn und Puls des Geschundenen, dann horchte er den Brustkorb ab. Aus dem Kasten mit seinen Instrumenten holte er eines seiner Krüglein – von Änne heimlich hergestellte Fiebertinktur, denn bei Jenzin konnte er schlecht Medikamente für flüchtige Gefangene ordern.
    »Trink das zur Hälfte aus«, forderte er den Kranken mit besorgtem Blick auf. »Das ist eine Menge, die ein totes Pferd wieder auf die Beine bringen würde.«
    »Gut«, sagte Markus und zwang sich die Medizin hinunter. »Ich muss nach Meran, zu Markgraf Friedrich.«
    »Du hast Fieber, Junge, und was da bei dir im Brustkorb rasselt, klingt verdächtig nach einer Lungenentzündung«, polterte der Arzt. »So weit schaffst du es nie!«
    Ratlos schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht, was wir mit dir machen. Du brauchst dringend Pflege. Aber hier kannst du nicht länger bleiben als bis morgen früh. Sie werden bei der Suche nach dir die ganze Gegend auf den Kopf stellen. Auf dich sind nun zehn Mark Silber Kopfgeld ausgesetzt. Für so viel Geld würden wohl die meisten ihren linken Arm hergeben.«
    Schwitzend und frierend zugleich, schwenkte Markus das halbleere Fläschchen. »Morgen nehme ich die zweite Pferdedosis. Dann reite ich zu den Honsberg-Brüdern. Bis Dresden schaffe ich es schon.«
    Der Arzt musterte ihn skeptisch. Vielleicht war das die einzige Lösung. Bei Friedrichs Vertrauten würde er bestimmt gute Pflege finden – sofern er bis dorthin kam.
    »Unser junger Held hier wird auf dich aufpassen«, entschied er, auf Christian weisend. Der Bursche konnte sowieso nicht zurück in die Stadt; er wurde jetzt genauso dringend gesucht wie der entflohene Gefangene.
    »Mach ich gern«, versprach der Rotschopf grinsend.
    »Was sind das für Zeiten, wenn ein Heißsporn den anderen hütet«, brummte Marsilius, während er seine Sachen zusammenkramte.
    Er griff noch einmal in den Korb und suchte einen kleinen, aber schweren Beutel heraus. »Für euch. Mit Empfehlungen vom Apotheker Jenzin. Es ist die Hälfte seiner freundlichen Spende für die Bedürftigen dieser Stadt.«
    Markus zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Lass dir die Einzelheiten von dem Schelm hier erzählen, der wird es mit Freuden tun«, meinte der Arzt. Dann instruierte er Christian, was zu unternehmen sei, wenn das Fieber weiter stieg, und stand auf, um zu gehen.
    »Danke, Meister Conrad«, sagte Markus, wobei er Mühe hatte, das Zähneklappern zu unterdrücken.
    »Wie geht es Änne?«
    So schwer ihm diese Worte auch fielen – er konnte die Frage nicht zurückhalten.
    Der Medicus erstarrte in der Bewegung und fixierte ihn mit hartem Blick.
    Die ganze Zeit hatte er seine Eifersucht niedergekämpft, und beim Anblick der Folgen des Martyriums, das dieser tapfere junge Mann erleiden musste, hatte er beinahe vergessen, dass er ihm seine Frau wegnehmen wollte. Doch nun war ihm zumute, als würde sich ein böses, gelbes Ungeheuer durch seine Eingeweide wühlen.
    »Sie muss das Bett hüten und jede Aufregung meiden, damit unser Kind –
mein
Sohn – keinen Schaden nimmt.«
    Die Art, wie er das betonte, war unmissverständlich.
    »Sagt ihr … meinen Dank für ihre Gebete«, bat Markus mit aller Willensanstrengung.
    Ohne ein Wort verließ der Arzt die Kaue.
     
    Sie brauchten zwei Tage bis nach Dresden; so krank und geschwächt war Markus.
    Dort warf ihn das Fieber endgültig aufs Lager. Er bekam die beste Pflege, dennoch dauerte es Wochen, bis er endlich aufbrechen konnte.
    Auf der Suche nach Fürst Friedrich und Ulrich von Maltitz legte der einstige Hauptmann der Freiberger Burgwache – immer noch begleitet von Christian, der inzwischen einigermaßen reiten gelernt

Weitere Kostenlose Bücher