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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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hierlassen? Es müssen schließlich auch ein paar Männer bleiben, um die Burg zu verteidigen«, begann sie. »Das ist es doch, was du kannst!«
    »Das hier ist nicht meine Burg«, entgegnete er geduldig.
    »Du warst bloß so schnell einverstanden, weil du nicht bei mir bleiben willst! Du magst nur meinen Jungen, aber nicht mich«, warf sie ihm beleidigt vor.
    »Nicht ich bin in dein Bett gekommen, sondern du in meines«, erinnerte er sie. »Und ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich dich nicht heiraten kann.«
    »Ja, wegen
ihr
!«, giftete sie.
    Normalerweise war Lena eine freundliche junge Frau, die seine Zärtlichkeiten ebenso genoss, wie sie ihm bereitwillig welche schenkte. Doch dieses heikle Thema brachte sie stets aus der Fassung. So heftig war sie allerdings noch nie geworden.
    »Wegen dieser Frau, der du immer noch nachtrauerst! Mach mir doch nichts vor, du rufst manchmal im Schlaf nach ihr! Aber sie ist weit weg, und du wirst sie nie bekommen! Wer weiß, ob sie überhaupt noch lebt! Und ich bin hier … und ich lebe und will dich …«
    »Lena«, versuchte Markus sie zu beschwichtigen. »Es ist nicht so, dass ich mich darum reiße, in den Kampf zu ziehen, nur um euch hier allein zu lassen. Ich habe Order des Fürsten. Und ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich doch noch alles fügt und ich zurück nach Freiberg kann. Dort ist meine Heimat.«
    »Zurück zu
ihr!
«, schrie Lena unter Tränen. »Zu dieser
Änne!
« Wütend starrte Markus sie an, dann stand er auf und nahm ohne ein weiteres Wort sein Bündel.
    Gern hätte er sich auf freundliche Art von Franz’ Mutter verabschiedet, bevor er in den Krieg zog. Doch er konnte es nicht ertragen, dass sie diesen Namen aussprach, den er ihr nie genannt hatte.
    Auch wenn er nun sicher Christian stören würde, der vermutlich gerade auf seinem Strohsack ausgiebig Abschied mit einer der jungen Mägde feierte – diese Nacht würde er in seiner Kammer schlafen.

Die befriedete Stadt
    S eht nur, was für ein schöner Mann!«
    »Und so jung!«
    »Er sieht aus wie ein Engel!«
    »Oder wie der heilige Georg!«
    Von links und rechts erklangen entzückte Rufe aus der Menschenmenge, die wie befohlen ein Spalier für den Einzug des neuen Burgvogtes in Freiberg bildete. Vorn standen die angesehenen Bürger, dahinter Knechte, Mägde und einfache Stadtbewohner. Vor allem die Mädchen und Frauen unter den Zuschauern des festlichen Spektakels machten aus ihrer Begeisterung kein Hehl. Graf Reinold von Bebenburg hieß der neue Herrscher über Stadt und Burg, wie die Ausrufer verkündet hatten, ein Neffe des königlichen Landrichters. Mit einem strahlenden Lächeln nahm der Graf die begeisterten Rufe entgegen, während er mit seinem Gefolge durch die Erlwinsche Gasse zur Burg ritt. Lange blonde Locken umrahmten sein ebenmäßiges junges Gesicht, sein Gewand war farbenprächtig.
    »Das Ebenbild eines Edelmannes«, seufzte eine junge Magd mit schmachtendem Blick. »Unter dem werden wir es bestimmt besser haben als unter seinen Vorgängern.«
    »Schlimmer kann’s ja kaum noch werden«, knurrte skeptisch eine ältere Frau neben ihr.
    Die Vorgänger des neuen Burgherrn, der vor Jahren schon getötete Graf von Isenberg und auch sein plötzlich verstorbener Nachfolger, waren für ihre Wutausbrüche gefürchtet, die jedes Mal dazu führten, dass irgendjemand durchgeprügelt oder ins Verlies geworfen wurde. Doch nach zehn Jahren Besetzung schien Freiberg befriedet, zumal ein beträchtlicher Teil der königlichen Truppen abgezogen worden war. Es gab längst keinen Widerstand mehr in der Stadt. Die kampfgeschulten Anhänger Markgraf Friedrichs hatten Freiberg schon vor Jahren verlassen, um sich dem Wettiner anzuschließen, die anderen arrangierten sich mit den neuen Herren oder verhielten sich still. Dass weder Ratsherren noch Bürgermeister etwas zu sagen hatten, daran hatten sich die Bewohner der Stadt gewöhnen müssen.
    Die meisten Freiberger hatten die Hoffnung längst aufgegeben, dass Fürst Friedrich jemals zurückkehren würde, der dem Vernehmen nach nun sein Glück in Thüringen gefunden zu haben schien. Nachdem sich der vorige Burgvogt die Truhen mit Silber gefüllt hatte, ließ er zwar seine Bewaffneten weiterhin frei gewähren, ob sie nun stahlen, willkürlich beschlagnahmten und plünderten. Doch ansonsten duldete er, dass sich das städtische Leben trotz der Armut der meisten Bewohner seit der Eroberung der Stadt durch Adolf von Nassau einigermaßen

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