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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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wurden und nicht nur einer.
    »Befehl des Ritters von Maltitz«, mischte sich plötzlich eine bekannte Stimme gelassen ein.
    Erleichtert sah Franz auf und rieb sich rasch die Tränen von den Wangen. Vor ihnen stand Christian, der rothaarige junge Freund von Markus, und sah hochnäsig auf den Küchengehilfen herab. Rasch verkniff sich Franz ein Grinsen. Wie der Rotschopf schaute, würde es wohl gleich eine kleine Vorführung geben.
    Christian trat einen Schritt auf den Ziegenbart zu, so dass er nur noch eine Handbreit von dessen Gesicht entfernt war. Und da er beinahe einen Kopf größer als der Aufseher war, wirkte es ziemlich bedrohlich, wie er auf diesen herabsah und ihm direkt in die Augen starrte.
    »Die Helden von der Frauenburg haben Hunger und Durst. Ihr wollt sie doch nicht warten lassen, nachdem sie ihr Leben für unseren Fürsten und für euch alle hier oben riskiert haben?«
    »Natürlich nicht!« Ängstlich wich der Ziegenbart zurück und kam gar nicht auf den Gedanken, sich zu fragen, ob die Helden wohl im Stall essen wollten und weshalb Franz weder Brot noch einen Bierkrug bei sich trug.
    »Wusste ich’s doch«, meinte Christian jovial. »Guter Mann!« Der Ziegenbart atmete auf – jedoch zu früh.
    »Hoppla!«, rief Christian und hatte ihn schon am Halsausschnitt der Kotte gepackt. »Beinahe wäret Ihr gestolpert.«
    Er zog ihn zu sich und setzte ein gutmütiges Lächeln auf. Das, zusammen mit seiner Größe und Muskelkraft, brachte den anderen davon ab, etwas einzuwenden.
    Dann tat der junge Soldat mit dem roten Haar verwirrt. »Was sucht
Ihr
eigentlich im Stall, Meister? Serviert Ihr jetzt persönlich noch den Pferden der hohen Herren?«
    Für einen Moment ließ er die Kotte locker, so dass der Ziegenbart gestürzt wäre, hätte Christian nicht rasch wieder fest zugepackt.
    Am liebsten würde er den Wichtigtuer zwischen die Pferdeäpfel werfen. Doch er sah, dass Franz in Nöten war und der Ziegenbart den Jungen früher oder später für die Schmach büßen lassen würde. Also verzichtete er auf den Spaß, so schwer es ihm auch fiel. Er ließ den anderen los, putzte ein bisschen an dessen Schulter herum, als habe sich dort Stroh festgesetzt, und verabschiedete ihn mit höflichem Gruß in die Küche. Den Kopf in den Nacken gezogen, schritt der Ziegenbart davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    »Ich schicke Euch den Küchenjungen, wenn der Herr von Maltitz seine Dienste nicht mehr benötigt«, rief Christian ihm nach. Dann half er Franz auf und musterte ihn und den Blondschopf kritisch.
    »Ich weiß nicht, was ihr zwei schon wieder angestellt habt, und will es auch gar nicht wissen. Aber es wird noch ein schlimmes Ende mit euch nehmen. Ich kann schließlich nicht dauernd als Retter in der Not zur Stelle sein«, schimpfte er mit gespielter Strenge, ohne sich das Grinsen verkneifen zu können. Zu gut erinnerte er sich an seine eigenen Streiche. Dagegen waren diese beiden geradezu Unschuldsengel.
    »Danke!«, meinte der Stallbursche erleichtert. »Mir ist auf die Schnelle einfach keine Ausrede eingefallen, um den Kleinen zu schützen.«
    »Ja, abgesehen von der ausgefallenen Idee, dass der Stallmeister einen Küchenjungen braucht«, zog Christian ihn auf. Dann legte er Franz den Arm auf die Schulter.
    »Ab mit dir in die Küche! Sonst verdienst du wirklich Ärger.«
    »Wo ist Markus?«, fragte der Junge und starrte ihn ängstlich an. Diese Frage hatte Christian insgeheim befürchtet.
    »Es sind noch nicht alle zurück von der Frauenburg. Du wirst noch ein bisschen warten müssen, Kleiner«, sagte er leichthin und schob ihn Richtung Stalltür. Christian verschwieg, dass auch er sich große Sorgen um Markus machte. Als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, steckte dieser noch mitten im Kampfgewühl.
     
    Die Landgräfin von Thüringen saß am Bett von Friedrichs Sohn, als der besorgte Vater die Kammer betrat. Einmal mehr überraschte ihn Elisabeth, sogar nach so vielen Jahren. Allem Anschein nach hatte sie dem Verletzten selbst Beinling und Schuh heruntergeschnitten und das verkrustete Blut um die Wunde herum aufgelöst. Einer der mit Stickereien verzierten Ärmel ihrer hellblauen Kotte hatte kleine Blutspritzer abbekommen.
    Gerade wrang sie ein blutiges Leinentuch über einer Schale mit rötlich verfärbtem Wasser aus und sah aufmunternd zu ihrem Großsohn. Dessen rechter Fuß war bis über den Knöchel entblößt; die Pfeilspitze ragte fast eine Handspanne heraus, auf der anderen Seite der

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