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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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meinte er gehässig und bot Elisabeth seinen Arm, auch wenn sie ihn mehr stützte als er sie. »Der neue Herrscher Thüringens muss mit seinen Vasallen die Kriegslage besprechen.«
    Es kostete Elisabeth alle Kraft, den Raum zu verlassen, ohne noch einmal Friedrichs Blick zu suchen.
    Sie hatte mit hohem Einsatz gespielt. Ihr Schwiegersohn konnte seinen Sieg feiern. Doch für sie war das Spiel nun zu Ende.
     
    Friedrich atmete tief durch, als sein entmachteter Vater die Tür hinter sich geschlossen hatte. Die Dienerschaft war angewiesen, sofort zu packen, damit Albrecht noch am gleichen Tag die Wartburg verließ – ehe er es sich anders überlegte oder bevor die Burg wieder umzingelt war. Das war nur eine Frage von Tagen. Von allen Seiten rückten Truppen an, um den Eisenachern zu helfen. Die niedergebrannten Palisaden der Frauenburg wurden bereits durch neue ersetzt – auf Befehl des Grafen von Weilnau, wie Friedrich durch seine Spione wusste. Müde strich er sich über das Kinn und wehrte ab, als ihm Ulrich von Maltitz, Herrmann von Goldacker, Rudolf von Vargula und Gunther von Schlotheim gratulieren wollten. Alle vier waren vor ihm als neuem Herrscher von Thüringen niedergekniet. Ungeduldig forderte er sie auf, sich zu erheben.
    »Wie es aussieht, muss ich meine Regentschaft mit einem Kriegsrat beginnen«, sagte er und lud die Männer mit einer Geste zum Tisch.
    Schlotheim schenkte Wein aus, Goldacker entrollte eine Karte des Geländes um Eisenach. Ulrich von Maltitz hob seinen Becher. »Auf den neuen Regenten Thüringens! Gott schütze Euch und dieses Land!« Die anderen taten es ihm nach.
    Mit einem erzwungenen Lächeln nahm Friedrich ihre Glückwünsche entgegen. Er war erleichtert, nun die Geschicke selbst in die Hand nehmen zu können, doch er verspürte keinen Triumph. Freude oder gar Glück wollte sich nicht einstellen. Für die Landgrafschaft Thüringen hatte er teuer bezahlt: mit dem Hass der Eisenacher, der Verwundung seines Sohnes und dem Verlust von Elisabeth, die nun in Erfurt ausharren musste, obwohl er sie hier dringend als Burgherrin und Ratgeberin gebraucht hätte.
    Außerdem würde wohl bald ein nicht zu unterschätzender Gläubiger seine Rechnung aufmachen: sein Bruder Diezmann, der sich als Erbe Thüringens wähnte.
    »Genug der Formalitäten!«, wehrte er ab und trank den vier Männern zu, auf deren Klugheit und Kampfgeschick er nun mehr denn je vertrauen musste. Dann ließ er sich auf dem Stuhl nieder, auf dem eben noch sein Vater gehockt hatte.
    »Es brennt an allen Ecken und Enden. Ich werde nicht mehr lange hier bleiben können, auch wenn ein neuer Kampf um Thüringen bevorsteht.«
    Niemand war überrascht von diesen Worten.
    »Ich muss zurück in die Mark Meißen. Jeder Tag zählt. Goldacker – kann ich die Wartburg unter Euerm Kommando zurücklassen?«
    Der Marschall bestätigte, ohne zu zögern oder auch nur eine kleine Regung erkennen zu lassen.
    »Zuvor will ich meine Frau und meine Tochter in Sicherheit an einem geheimen Ort wissen«, gab Friedrich bekannt.
    Sehr vernünftig, dachte Goldacker, der schon überlegt hatte, wie er diese heikle Sache ansprechen sollte. Wenn es hier hart auf hart kam, würde die jüngere Elisabeth – im Gegensatz zu ihrer Mutter – keine Hilfe sein, sondern zusätzliche Schwierigkeiten bedeuten.
    »Wünscht Ihr, dass ich sie mit ein paar Getreuen sicher geleite?«, erbot sich der Marschall.
    »Bleibt hier und verteidigt die Burg. Ich werde sie selbst begleiten und dann gleich weiter ostwärts reiten. Sobald wir Gewissheit haben, dass mein Vater sicher in Erfurt angekommen und untergebracht ist, brechen wir auf.«
     
    Der Auszug des alten Landgrafen erfolgte in zeremonieller Festlichkeit. Das Gesinde und die Burgmannschaft, die sich in aller Eile auf dem Burghof aufzustellen hatten, waren eher überrascht als betrübt. Sie alle hatten mehr oder weniger unter dem launenhaften Regenten gelitten. Doch ob bessere Zeiten anbrechen würden unter seinem Sohn, der für seine Entschlossenheit bekannt war?
    Viele von ihnen hatten Familienangehörige in Eisenach, das von dem Welfen und dem Wettiner bekriegt worden war; andere fürchteten, dass die Belagerung der Burg bald wieder aufgenommen und nun mit mehr Nachdruck betrieben werden könnte. Also bemühten sich die meisten, keinerlei Regung zu zeigen, wünschten dem alten Mann und seiner Gemahlin höflich Glück auf den Weg und beteten für sich selbst um bessere Zeiten.
    Markus hielt Ausschau nach Lena,

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