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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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um sich von ihr zu verabschieden. Franz hatte ihm schon Lebewohl gesagt und sich mit dem Eselchen, das er ihm geschnitzt hatte, über die Trennung hinwegtrösten lassen. Doch sie schenkte ihm keinen Blick.
    Als sie am Abend zuvor von ihrer bevorstehenden Abreise erfuhr, hatte sie ihn unter Tränen angefleht, sie zu heiraten.
    »Bitte tu es, und wenn es nur um des Jungen willen ist!«, hatte sie geschluchzt. »Ich will nicht nach Erfurt. Der alte Landgraf verlangt … dass ich sein Lager teile …«
    Die Vorstellung, dass Lena ihren Leib dem Greis überlassen musste, erschütterte Markus mehr als erwartet nach dem Streit, den sie vor seinem Weggang gehabt hatten. Doch er war überzeugt, dass Elisabeth das verhindern würde. Die Landgräfin hatte ein strenges Auge auf alles, was um sie herum geschah, und würde dergleichen nicht dulden.
    Sollte er aus Mitgefühl auf Lenas Bitte eingehen? Sollte er ein heiliges Gelübde ablegen, das sie bis ans Ende ihrer Tage aneinanderketten würde? Er könnte damit weder verhindern, dass sie und Franz nach Erfurt zogen, noch ihr Schutz vor dem alten Fürsten bieten, da sein Platz in Friedrichs Gefolge war.
    »Es wäre eine Lüge«, hatte er zu ihr gesagt. »Und schon morgen muss ich vielleicht wieder in den Kampf ziehen. Als Witwe wärest du genauso schutzlos.«
    »Du willst es nicht, du willst mich nicht! Dann reite doch los, in den Tod!«, hatte sie ihn angeschrien. »Reite nach Freiberg, zu
ihr!
«
    Es waren diese letzten Worte, die Markus endgültig davon abhielten, auf ihre verzweifelte Bitte einzugehen. Nein, er konnte Lena nicht heiraten. Er würde warten, bis er Änne haben konnte.
     
    Nach Albrechts Auszug ließen sich der neue Landgraf und seine Gemahlin in aller Form huldigen. Da nun wieder ausreichend Wasser, Bier, Wein und Proviant auf der Burg vorhanden war, gab Friedrich Befehl, ein Festmahl für die gesamte Burgbesatzung auszurichten, mit dem gleichzeitig sein vorübergehender Sieg über die Belagerer gefeiert werden sollte.
    So zeitig es möglich war, ohne unhöflich zu wirken, verließ er mit seiner Frau das Fest. Sie hatten den ganzen Abend über kaum Zeit für ein persönliches Wort gehabt. Jeder musste seine Rolle spielen und die Glückwünsche und Gebete höflich über sich ergehen lassen.
    Als sie endlich in der Kammer allein waren, hielt die junge Fürstin Abstand, als stünde eine unsichtbare Wand zwischen ihr und ihrem Mann. Unübersehbar beschäftigte sie etwas, das ihr schwer zu schaffen machte. Ihre Finger zuckten unruhig, sie nahm mehrmals Anlauf zu sprechen, bis sie sich schließlich überwand und fragte: »Bist du unzufrieden mit mir, weil du mich auch fortschickst, so wie deinen Vater?«
    Friedrich zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    »Ich will dich und unsere Tochter in Sicherheit wissen«, erklärte er ihr beschwichtigend. »Krieg zieht auf, hier und in der Mark Meißen. Ich werde ein Heer in den Kampf führen, vielleicht sogar an mehreren Fronten zugleich kämpfen müssen. Dabei will ich nicht durch die Sorge darum abgelenkt sein, ob es euch gutgeht oder ob euch jemand als Geiseln nimmt, um mich zur Aufgabe zu zwingen.«
    »Geiseln?« Erschrocken sah ihn Elisabeth an.
    »Das hatte ich nicht bedacht«, gestand sie zögernd ein. »Wie … Ihr seht, bin ich in Kriegsdingen unerfahren. Auch wenn ich mich bemühe, meine Pflichten zu erfüllen und Euch treu zur Seite zu stehen.«
    Dass sie nun die höfische Anrede benutzte, obwohl sie unter sich waren, zeigte Friedrich noch deutlicher als ihre zaghafte Miene, welche Kluft sich auf einmal zwischen ihnen auftat.
    Sie ist eben sehr jung, dachte er zum ersten Mal nach langer Zeit wieder. Und sie ist eine Frau. Ich kann nicht von ihr erwarten, dass sie sich auf dem Schlachtfeld und mit dem Krieg auskennt. Das ist nicht die Welt für eine Frau. Nur wenige haben die Größe und Kraft ihrer Mutter.
    Er wollte die Kluft zwischen ihnen nicht vertiefen. Vielleicht war dies ihre letzte gemeinsame Nacht. Also trat er zu ihr, nahm ihre Hände zwischen seine und küsste ihre Fingerspitzen. Dann ging er zum Bett und hielt ihr einladend eine Hand entgegen.

Ritt durch die Dunkelheit
    E s war mitten in der Nacht, als die Eskorte des alten Landgrafen aus Erfurt zurückgehetzt kam und den Marschall mit der Nachricht alarmierte, dass sie auf dem Heimweg eine unliebsame Entdeckung gemacht hatten. Goldacker zögerte keinen Augenblick, angesichts der Dringlichkeit an den von ihm aufgestellten Leibwachen vorbei zur Kammer

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