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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Graf von Weilnau vor der Burg steht und Euch an den Füßen hinausschleifen lässt!«
    Der wird mir nichts tun, den habe ich gekauft, dachte Albrecht, in sich hineinkichernd. Aber der gnadenlose Blick seines Sohnes brachte ihn dazu, die Hand zögernd wieder nach der Feder auszustrecken.
    »Ihr dürft Euch aussuchen, wen von der Dienerschaft Ihr mitnehmen wollt, mein Gemahl«, brach Elisabeth das Eis.
    »Du wirst doch mit mir nach Erfurt gehen?«, fragte der alte Landgraf verunsichert. Elisabeth blickte zu ihrem Schwiegersohn und wusste, dass er das Gleiche dachte wie sie: Sie wurde hier auf der Burg gebraucht. Aber sie durften den unberechenbaren Albrecht nicht ohne Aufsicht fortschicken.
    Wer weiß, was dem wankelmütigen und hinterlistigen Alten sonst einfallen mochte: Unterhändler an den König schicken, dem Weilnauer das Blaue vom Himmel versprechen, vielleicht auch ein heimliches Bündnis mit seinem jüngeren Sohn Diezmann gegen Friedrich …
    Sie mussten mit allem rechnen. Also blieb der Landgräfin keine Wahl, als den alten Mann zu begleiten und ihn nicht aus den Augen zu lassen. Es wäre viel zu riskant, sich dabei auf die Treue einer Magd oder eines Gefolgsmannes zu verlassen.
    »Gewiss, mein Gemahl«, sagte sie mit gezwungenem Lächeln und unterdrückte ein Schaudern.
    Vor ihr entstand ein Bild ihres künftigen Lebens, das sie mit Grauen erfüllte. Sie suchte Friedrichs Blick, der die Verzweiflung in ihren Augen erkannte. Aber er sagte kein Wort, sondern wandte sich ab und ging zur Tür, um die Zeugen für die Unterschrift hereinzurufen. Ihr blieb kein Ausweg.
    Warum nur hatte sie sich damals überreden lassen, den alten Landgrafen zu heiraten, wo es doch so viele andere Bewerber um ihre Hand gegeben hatte? Um Thüringen zu retten? Das war ihr in all den Jahren nicht gelungen. Nun
konnte
sie Thüringen retten, indem sie den Weg frei machten für einen besseren Regenten. Doch der Preis dafür war Hoffnungslosigkeit.
     
    Während Elisabeth von Verzweiflung überrollt wurde, entstand vor dem müden Geist des alten Landgrafen ein ganz anderes Bild: Statt sich auf dieser kalten, zugigen Burg mit täglich neuen Hiobsbotschaften herumzuplagen, saß er in seinem behaglichen Stadthaus in Erfurt am Kamin, in das Fell des Bären gehüllt, den sein Vater in jungen Jahren erlegt hatte, und ließ sich von allen Seiten verwöhnen. Ach, die Köstlichkeiten der Erfurter Bäcker! Und die wunderbar gewürzten Würste! Der Räucherschinken! Das Geselchte! Schon bei den Gedanken daran lief ihm das Wasser im Munde zusammen, da doch hier in den letzten Wochen Schmalhans Küchenmeister gewesen war. Und Elsa würde zu seinen Füßen hocken und ihm das weichgesottene Fleisch in kleine Stücke schneiden, damit es sich besser kauen ließ mit den letzten Zähnen, die ihm noch geblieben waren.
    Oder diese Näherin mit den wohlgerundeten Hüften. Niemand würde ihn mehr mit Schreckensmeldungen belästigen. Mochten sie doch Krieg führen um, mit oder gegen Thüringen, das Pleißenland und die Mark Meißen – es ging ihn nichts mehr an. Sollten sich seine undankbaren Söhne mit dem Habsburger herumschlagen!
    Aber die würden erst einmal aufeinander losgehen, wenn Diezmann erfuhr, dass sein älterer Bruder gerade die Herrschaft über Thüringen übernommen hatte, obwohl sein Vater dem Jüngeren die Regentschaft zugesichert hatte. Albrecht kicherte in sich hinein bei der Vorstellung, wie die beiden Streithähne übereinander herfielen.
    Und seine Gemahlin würde das Kommandieren auf der Burg aufgeben müssen. Er wusste genau, wie sehr sie es verabscheute, mit ihm nach Erfurt zu gehen. Aber das hatte sie nun davon! Geschah ihr ganz recht, der Hure!
    Die vier Männer, die die Übergabe der Herrschaft über Thüringen bezeugen sollten, waren auf Friedrichs Ruf hin so schnell in der Kemenate, dass Albrecht sich erneut beleidigt fühlte. Also hatten sie schon hinter der Tür gelauert und wussten, worüber hier gesprochen wurde. Wie demütigend! Er sah von einem zum anderen und stieß nur auf unerbittliche Blicke.
    Der Marschall mit seinen eiskalten Augen, der Truchsess und der Schenk – alles seine Männer, seit so vielen Jahren! Und sie alle schwiegen. Hielt denn niemand mehr zu ihm? Von dem Maltitzer konnte er sowieso kein Mitleid erwarten, der wich ja keinen Schritt von Friedrichs Seite.
    Beleidigt kritzelte Albrecht seinen Namen auf das Pergament, warf die Feder unwirsch beiseite und rief nach einem Diener.
    »Gehen wir, Gemahlin«,

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