Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
des neuen Landgrafen zu stürmen und lautstark anzuklopfen.
    »Die Streitmacht des Königs ist im Anmarsch hierher. Ihr müsst mit Eurer Gemahlin und dem Kind sofort die Burg verlassen, Hoheit!«, rief er durch die Tür.
    Friedrich war auf der Stelle wach und erfasste die Lage binnen eines Herzschlages. »Sorgt dafür, dass wir sofort aufbrechen können!«, wies er an, noch bevor er im letzten Schein der Glut nach seinen Kleidern griff.
    Aus dem Schlaf gerissene Mägde und Kammerfrauen traten ein, entzündeten Kerzen, legten Holz auf die fast erloschene Glut des Kamins und begannen, in aller Eile zu packen. Die meisten Truhen standen schon für die Abreise bereit, doch nun wies Friedrich an, nur das Nötigste zu Bündeln zu rollen, damit sie schnell und beweglich ohne großes Gepäck reisen konnten. Die übrigen Sachen konnte seine Frau später immer noch holen lassen. Jetzt erst einmal mussten sie so rasch wie möglich an den anrückenden Feinden vorbeikommen.
    »Beeile dich!«, herrschte Elisabeth die Kammerzofe an, die beginnen wollte, ihr die langen Haare zu flechten. Kurzentschlossen drehte sie die Strähnen selbst zu einem Knoten und ließ diesen nur rasch unter dem Gebende feststecken.
    Die Amme nahm vorsichtig den schlummernden Säugling aus der Wiege und hüllte ihn in warme Decken.
    Es war immer noch stockdunkle Nacht, und es goss in Strömen, als sie den Burghof betraten. Ulrich kam ihnen entgegen und führte sein Pferd und Friedrichs schon gesattelt am Zügel.
    Etwas länger dauerte es, bis die Frauen bereit waren aufzusitzen. Die Amme, die vor Aufregung und Kälte zitterte, presste das Kind des neuen Landgrafen an sich und ließ sich unbeholfen aufs Pferd helfen. Da sie nicht reiten konnte und außerdem den Säugling festhalten musste, nahm Ulrich von Maltitz sie vor sich in den Sattel.
    Herrmann von Goldacker trat heran, um den Fürsten zu verabschieden und Befehle entgegenzunehmen.
    »Ihr habt das Kommando über die Wartburg«, sagte dieser.
    »Haltet sie, solange Ihr dazu in der Lage seid. Es kann sein, dass ich Euch bald schon weiter östlich auf dem Schlachtfeld benötige. Wenn eintrifft, was ich befürchte, brauche ich jeden guten Mann. Deshalb ist mir lieber, Ihr kämpft mit mir in der Mark Meißen, wenn ich Euch rufen lasse, als dass Ihr auf der Wartburg fallt.«
    Der ansonsten so unerschütterliche Marschall blinzelte; Uneingeweihte mochten meinen, dies sei vom Regen. Doch Friedrich und auch Ulrich erkannten darin sein Erstaunen.
    »Ich werde an Eurer Seite stehen, wann und wo Ihr mich braucht, mein Fürst«, antwortete er. »So lange tue ich, was ich kann, um die Wartburg für Euch zu halten.« Er verneigte sich und trat einen Schritt zur Seite, dann gab er Befehl, das Tor zu öffnen und die kleine Reiterschar passieren zu lassen.
    Friedrich und Markus ritten voran durch die Dunkelheit und den strömenden Regen, um schon kurz unterhalb des Tores den besten Seitenpfad auszuwählen, auf dem sie sich Richtung Tenneberg nahe Gotha durchschlagen wollten, ohne dem Feind zu begegnen. Diesen Ort hatten sie auf der Burg als Ziel angegeben, doch in Wirklichkeit wollte der Landgraf seine junge Frau im Kloster Reinhardsbrunn in Sicherheit bringen.
    Den beiden Männern an der Spitze folgte Ulrich mit der eingeschüchterten Amme, danach die junge Landgräfin und drei Ritter als Geleitschutz. Den Schluss des kleinen Reitertrupps bildeten die Knappen, Sibylla und als Letzter der hünenhafte Albrecht von Sättelstedt.
    Es goss immer noch wie aus Kannen, die Amme schlotterte vor Kälte, und so geschah, was überfällig war: Das aus dem Schlaf gerissene Kind, das nun durch die kalte, verregnete Nacht getragen wurde, statt ruhig in der Wiege zu schlummern, begann lauthals zu schreien. Ulrich musste zugeben, dass die Amme ihr Bestes tat, die kleine Elisabeth zu beruhigen. Obwohl sie sich spürbar unwohl auf dem Pferderücken fühlte und Scheu dabei verspürte, sich an den Ritter zu lehnen, wiegte sie ihren Schützling an der Brust, flüsterte dem Kind beruhigende Worte zu und sang leise. Doch auch lauter Gesang wäre in dem Geschrei untergegangen, mit dem die Kleine gegen den nächtlichen Ausritt protestierte.
    »So unternimm doch etwas!«, meinte Ulrich hilflos zu der jungen Frau. Er hatte selbst keine Ahnung, wie dieser Notlage beizukommen war. Wenn das Kind nicht gleich Ruhe gäbe, würden sie vielleicht entdeckt – oder sie waren es schon, und die Feinde näherten sich dem verräterischen Geschrei.
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher