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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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wenig erfahren in der Krankenpflege, wagte es aber nicht, sie zu berühren, weil sie eine Frau war. Aufmerksam und etwas ratlos suchte er nach einem Anzeichen dafür, dass sie noch lebte, bis er ihre Lider flattern sah. Hastig rief er einen stämmigen Pferdeknecht herbei, dessen Nase mehrfach gebrochen und dadurch merkwürdig gekrümmt war – wohl das Resultat ein paar deftiger Schlägereien.
    »Sie muss dringend schlafen«, murmelte der Pater. »Bette sie vorsichtig irgendwohin, wo niemand sie stört.«
    Mühelos hob der Knecht die schmale Gestalt auf und trug sie auf seinen Armen zu einem der Karren. Weil er wusste, dass sie seit Beginn der Schlacht mit aller Kraft versucht hatte, den verwundeten Kämpfern, zu denen auch einige seiner Freunde zählten, das Leben zu retten, legte er sie behutsamer ins Gras, als es sonst seine Art war. Ihre Hände fühlten sich eiskalt an, also hielt er Ausschau nach etwas, womit er sie zudecken konnte. Schließlich brachte er mit einigem Nachdruck den Kärrner dazu, ihm ein verfilztes Schaffell zu leihen.
    Geb’s Gott, dass sie morgen früh wieder aufwacht, dachte der Knecht, während er Änne unbeholfen das Fell um die Schultern legte. Ohne sie werden noch mehr Männer sterben.
     
    Ulrich ging zunächst zu dem Platz, wo die verletzten Männer von Friedrichs Streitmacht versorgt wurden. Unter ihnen waren drei seiner Sergenten, mit denen er ein paar Worte wechselte, doch nicht Markus. Dann sah er, dass sich nicht mehr Änne um die Verwundeten kümmerte, sondern ein paar ältere Frauen aus dem Tross. Er atmete auf und verzog das Gesicht zu einem leichten Grinsen. Während er sich Sorgen um Markus gemacht hatte, lag der wahrscheinlich längst in den Armen seiner Geliebten.
    Ulrich vermutete, dass sein Lehnsherr streng reagieren würde, wenn er erfuhr, dass einer seiner Gefolgsleute mit dem Eheweib eines anderen Mannes schlief – noch dazu mit der Frau eines Mannes, der treu zu ihm gestanden hatte. Doch nach allem, was er wusste und ahnte, war dieser Fall wohl etwas komplizierter. Außerdem gönnte er dem Freund das Glück. Und wie sollte er richten, der selbst die Ehe brach, obwohl er seine Frau seit Jahren nicht mehr gesehen hatte und auch nicht das Bedürfnis danach verspürte?
    Erleichtert lenkte er seine Schritte in die Richtung, in der er Sibylla wusste. Es war noch eine Viertelmeile bis zum anderen Ende des Lagers; dort, wo das gelbe Banner mit dem schwarzen meißnischen Löwen aufgepflanzt war. Alle paar Schritte saßen Männer am Feuer beieinander und feierten den Sieg. Aus den eroberten Vorräten des königlichen Heeres hatte der Küchenmeister freigiebig austeilen lassen.
    Ulrich hörte Gelächter, Prahlereien, bierselige Gesänge … Etwas abseits von den Feiernden knieten sich zwei Männer gegenüber und stützten sich schluchzend gegenseitig, aus einem Zelt hörte er ein schmerzerfülltes Stöhnen, aus einem anderen unverkennbar die Geräusche eines leidenschaftlichen Liebesaktes.
    Das lenkte seine Gedanken sofort wieder zu Sibylla, und er beschloss, es nicht bei einer Umarmung vor dem Einschlafen zu belassen. Allem Anschein nach war er doch nicht zu müde …
    Trotz der Erschöpfung fühlte er Begehren in sich aufsteigen. Nein, er wollte sie ganz, am liebsten sofort. In Gedanken streifte er ihr schon die Kleider ab, stellte sich vor, wie er ihre Brüste mit beiden Händen umklammerte und ihre Lippen auf seinen fühlte. Sosehr es ihn jetzt danach drängte, in ihrem Schoß zu versinken – diesmal würde er nichts von den Zärtlichkeiten auslassen, die sie besonders in Wallung brachten: weder die Küsse auf ihren Nacken noch das sanfte Spiel seiner Zunge um ihre Brustwarzen. Wenn sie dann vor Verlangen stöhnte, würde er sie auf den Bauch drehen, mit den Lippen ganz langsam von oben nach unten über ihre Wirbelsäule streichen, was sie jedes Mal fast um den Verstand brachte, sie bei den Hüften packen …
    Laute Schreie rissen ihn aus seinen Phantasien.
    Im ersten Augenblick vermutete er eine der üblichen Streitereien unter Betrunkenen, doch im nächsten schon sagte ihm seine Kampferfahrung, dass hier etwas Ernsthafteres vor sich ging. Die Schreie klangen zu bedrohlich.
    Noch während er dorthin rannte, woher der Lärm erscholl, hörte er Waffen klirren. Mit dem Schwert in der Hand bahnte er sich den Weg durch die aufgescheuchten und nun ebenfalls Waffen ziehenden Männer im Lager, direkt auf die Stelle zu, an der die meisten Feuer brannten. Als er sehen konnte,

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