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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verstummte das Gerede, wurde höchstens noch zu einem leisen Wispern unter guten Freunden. Wer wollte sich schon einmischen in eine Angelegenheit zwischen Gott und einem Fürsten?
    Also wandten sich die Gespräche in den Wirtshäusern wieder dem Hauptthema dieser Tage zu: dass der schlachterprobte Albrecht von Habsburg nun ein großes Heer sammelte, um höchstpersönlich und mit allen verfügbaren Männern gegen Friedrich anzutreten. Vom Rheinland her rücke er mit seiner gewaltigen Streitmacht vor und solle bereits im Norden Thüringens stehen.
    Unterhändler, die mit ihm ein Treffen über den Austausch der ranghohen Gefangenen vereinbaren wollten, seien gar nicht oder unverrichteter Dinge zurückgekehrt, behaupteten Männer, die auf der Burg ein und aus gingen oder zumindest so taten. Die Lage schien aussichtslos.
    Mit dem Sieg von Lucka und seinen Gefangenen solle Fürst Friedrich lieber versuchen, möglichst ehrenvolle Bedingungen auszuhandeln, um wenigstens einen Teil des wettinischen Besitzes für sein Haus zu bewahren, bevor er in der nächsten Schlacht völlig vernichtet wurde, meinten die Leute in den Schankstuben.
    Dann kam das Gerücht auf, dass das königliche Heer irgendwo in Nordthüringen zum Stehen gekommen sei. Niemand wusste den Grund dafür, bis die Nachricht eintraf, der junge König von Böhmen, Rudolf von Habsburg, erst vor einem Jahr von seinem mächtigen Vater gegen die Ansprüche Heinrichs von Kärnten auf den Thron gesetzt, sei plötzlich gestorben. Also müsse König Albrecht wohl schon wieder mit seinem Heer nach Böhmen eilen, damit ein anderer seiner Söhne die Krone bekam, bevor er sich endgültig dem rebellischen Wettiner zuwenden konnte. Es schien, sie hatten noch einmal eine Gnadenfrist gewonnen.
     
    »Unsere Spione berichten, dass der Habsburger sein Heer im Eilmarsch durch wettinisches Land über Naumburg nach Eger führen will«, eröffnete Ulrich von Maltitz die Lagebesprechung auf der Leipziger Burg.
    »Lassen wir sie durchziehen, und vermeiden wir jede Begegnung«, schlug Friedrich nach kurzem Überlegen vor. »Wir können keinen zweiten Angriff wagen. Diesmal ist es ein so deutlich überlegenes Heer, dass wir nicht einmal daran denken dürfen.«
    »Der König wird uns jetzt nicht von sich aus angreifen. Er muss sein Heer für Böhmen schonen. Mag sein, er bekommt den Thron nicht ohne Waffengang. Das hat für ihn Vorrang«, schätzte Ulrich die Situation ein. Also würden sie einfach warten.
    Sie alle hatten gewisse Hoffnung geschöpft aus Dingen, die der welfische Herzog angedeutet hatte, aus geheimen Nachrichten, die Heinrich von Kärnten seinem Schwager zukommen ließ, den Bemerkungen, die sich ein paar angetrunkene Böhmen lautstark in einer Schankwirtschaft hatten entlocken lassen, ohne zu wissen, dass der Mann mit den braunen Locken neben ihnen jedes Wort verstand …
     
    Der Ritter, der als Erster von der kleinen Gruppe das Tor zur markgräflichen Burg passierte, war nicht nur alt, sondern allem Anschein auch schwer von der Gicht geplagt. Er lehnte es nicht einmal ab, sich von einem seiner beiden jüngeren Begleiter aus dem Sattel helfen zu lassen.
    »Melde mich sofort bei Fürst Friedrich!«, befahl er, kaum dass er abgesessen hatte.
    »Verzeiht, edler Herr … Ich kenne Euer Wappen nicht. Wen soll ich melden?«, fragte verlegen der Knappe, an den er sich gewandt hatte.
    »Niklas von Haubitz. Gesandter des Königs von Böhmen.«
     
    »Haubitz!« Freude zuckte über das zumeist ernste Gesicht Friedrichs. Mit ausgebreiteten Armen ging er dem Kampfgefährten aus alter Zeit entgegen und umarmte ihn freundschaftlich, ganz und gar unfürstlich.
    »Welcher Wind hat Euch vom Krankenlager hoch und hierher nach Leipzig getrieben, mein alter Freund?«
    Das faltenzerfurchte Gesicht des weißhaarig gewordenen Ritters, der die letzten Jahre am Hof des Herzogs von Kärnten zugebracht hatte, strahlte vor Freude. »Kein Wind, sondern der neue König von Böhmen! Und da dachte ich, die Neuigkeiten überbringe ich am besten persönlich. Das wollte ich mir nicht nehmen lassen.«
    »Mein Schwager Heinrich von Kärnten?«, fragte Friedrich lächelnd mit hochgezogenen Augenbrauen. »Es stimmt also, was mir gestern meine Spione aus Prag berichteten? Heinrich ist der neue König von Böhmen?«
    »Er ist es. Und er bietet Euch ein Schutz- und Trutzbündnis gegen Habsburg an.«
    »Gesegnet seiet Ihr für solche Neuigkeiten!«
    Friedrich gab einem Pagen einen Wink, damit dieser für den

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