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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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provisorischen Lazarett holen lassen würde, schwebten nicht nur die Verletzten – Verteidiger der Stadt und damit in Adolfs Augen Feinde –, sondern ebenso der Physicus in Lebensgefahr.
    Hinter ihm kniete Conrad Marsilius nieder.
    Wieder schwieg der König und musterte die Freiberger Ratsherren, die sich nun endlich unterworfen hatten und barhäuptig vor ihm im Schnee knieten.
    Dann richtete er sein Wort an Nikol Weighart. »Ist das dort dein Haus?« Er zeigte auf eines der Grundstücke am Oberen Markt.
    »Ja, Euer Majestät.«
    »Brennt es nieder!«
    Dieser Befehl des Königs traf Nikol wie ein Hammerschlag.
    Katharina!, war sein erster und einziger Gedanke. Sie durfte jetzt nicht aufschreien, nicht nach vorn stürzen und um Gnade flehen, sonst brachte sie sich auch noch in Lebensgefahr. Er selbst konnte froh sein, wenn ihn der König nicht an Ort und Stelle als Verräter aufknüpfen ließ. Was er womöglich als Nächstes befehlen würde.
    Aus der Menge ertönte ein vielstimmiges Stöhnen, doch von Katharina war nichts zu hören. Nikol wusste, dass sie irgendwo unter den Menschen dort vor dem Rathaus stand und betete, er möge diesen Tag überleben. Trotz seiner Verzweiflung war er dankbar für ihre Besonnenheit, obwohl sie beide gleich zu Bettlern würden.
    Sie hatten gewusst, worauf sie sich einließen, als sie Markgraf Friedrich die Treue hielten, hatten es an langen Abenden miteinander besprochen.
    »Steh auf, Bürgermeister!«, befahl der König. »Und auch die Ratsherren sollen sich erheben. Ich will, dass ihr alle seht, was denen geschieht, die sich dem von Gott auserwählten König widersetzen.«
    Gehorsam erhoben sich die zwölf angesehenen Männer. Reglos mussten sie zuschauen, wie das Haus des Silberschmiedes mitsamt der Werkstatt in Flammen aufging.
    Nikol schien bei dem Anblick der Boden unter den Füßen zu schwinden. Seine Punzen und Hämmer, die Vorräte, Decken und Kleider …! Von einem Augenblick zum anderen war er zum Bettler geworden.
    »Passt auf, dass die anderen Häuser nicht Feuer fangen!«, ließ sich der Marschall barsch vernehmen. »Wo soll ich sonst meine Befehlshaber einquartieren?«
    Seine Worte hatten zur Folge, dass sich ein paar Männer um das lodernde Haus postierten, bereit, die Wände einzureißen, sollte Gefahr drohen, dass die Flammen übergriffen.
    »So ergeht es jedem, der dem rechtmäßigen König den Gehorsam verweigert«, rief Adolf in die vor Entsetzen erstarrte Menschenmenge. »Zur Strafe für die Widersetzlichkeit fordere ich von der Bürgerschaft dreitausendfünfhundert Mark Silber als Brandschatzung bis morgen Abend. Sonst lasse ich morgen Nacht ganz Freiberg niederbrennen.«
    Diese Ankündigung sorgte für einen erneuten Aufschrei unter den Bürgern.
    Was habe ich getan?, dachte Nikol Weighart verzweifelt. War es meine Vermessenheit, für die unsere Stadt nun büßen muss? Wie konnte ich es wagen, dem König die Stirn bieten zu wollen?
    Kurz sah er auf seine Ratsmänner, dann kniete er erneut vor dem König nieder, legte ihm die Schlüssel zu Füßen und senkte den Kopf.
    »Majestät, um der Liebe Christi willen, lasst Gnade walten!«, flehte er und breitete die Arme aus. »So viel Silber werdet Ihr in der ganzen Stadt nicht finden. Seid gnädig und gewährt uns zehn Tage Frist, um das Geld aufzutreiben! Wir müssen dafür Boten nach Meißen oder Dresden schicken.«
    Den König zu bitten, die Summe zu verringern, versuchte er erst gar nicht.
    »Daran hättest du früher denken sollen, Bürgermeister. Und was nützen mir die Schlüssel zur Stadt, wenn Freiheitsstein noch voller Aufrührer ist?«, widersprach Adolf von Nassau hart. »Es bleibt dabei: dreitausendfünfhundert Mark Silber. Dann können die Juden wieder in ihr Viertel ziehen und die Bergleute weiter in den Gruben arbeiten, woran mir sehr gelegen ist. Aber ich werde die Stadt erst in Gnade aufnehmen, wenn mir Freiheitsstein übergeben ist.«
    Der König hob den Arm, um seinen Männern den Befehl zum Aufbruch zu geben, doch da stürzte der Gewandschneider vor und warf sich vor ihm in den Schnee.
    »Edler König, im Namen unserer Einwohnerschaft bitte ich Euch um Milde!«, rief Conrad von Rabenstein. »Nicht alle wollten sich Euch widersetzen, selbst der halbe Rat war für die sofortige und bedingungslose Übergabe dieser Stadt an Euch.« Jetzt überschlug sich seine Stimme fast, so sehr schrie er. »Um nicht Krieg gegen Euch zu führen, hätten wir beinahe Krieg gegeneinander geführt!«
    Der Marschall

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