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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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beugte sich auf seinem Pferd hinüber zum König und raunte ihm etwas zu. Adolf überlegte kurz, dann nickte er.
    Hoffnungsfroh sah der dürre Gewandschneider zu ihm auf.
    »Anlässlich der Einnahme der Stadt zeige ich mich großzügig und gewähre euch die zehn Tage Frist, um das Geld herbeizuschaffen. Doch dafür fordere ich drei Ratsherren als Geiseln. Nennt mir eure Namen und euern Stand, damit ich meine Wahl treffen kann.«
    »Nikol Weighart, Silberschmied.«
    »Conrad Marsilius, Stadtphysicus.«
    »Dittrich Beschorne, Rechtsgelehrter.«
    »Berlewin, Kramermeister.«
    »Conrad Stoian, Grubeneigner.«
    »Jenzin Burner, Schmelzmeister.«
    »Conrad von Rabenstein, Gewandschneider.«
    »Gottfried von der Bobritzsch, Kürschner.«
    »Heinrich von Frauenstein, Waffenschmied.«
    »Dittrich von Schocher, Weinhändler.«
    »Jenzin, Apotheker.«
    »Hannemann Lotzke, Tuchhändler.«
    Der Marschall flüsterte ihm erneut etwas zu, während Adolf von Nassau seine Blicke von einem zum anderen schweifen ließ. Totenstille herrschte auf dem Platz.
    »Lotzke, ja? Dieser Name ist mir nicht unbekannt.«
    Der Vater des ermordeten Jungen sagte kein Wort.
    Dann blickte der König auf Dittrich Beschorne. »Nun, wer will schon einen Rechtsverdreher um sich haben?« Seine Männer lachten, bis er sie mit einer Handbewegung zum Verstummen brachte. »Er muss ein lausiger Advokat sein, wenn er die anderen nicht davon überzeugen konnte, dass Freiberg rechtens
mir
zusteht.«
    Adolf von Nassau wies auf Hannemann Lotzke, Conrad von Rabenstein und Dittrich Beschorne. »Du, du und du!«
    Der Rabensteiner erbleichte, während die beiden anderen Ratsherren mit reglosen Mienen hinnahmen, dass sie von Männern des Königs an den Schultern gepackt und beiseitegeführt wurden.
    Gott steh ihnen bei!, dachte Nikol Weighart bitter. Werde ich am Ende dieses Tages auch noch ihr Leben auf dem Gewissen haben?
    »Schafft sie in das Lager nach Mönchenfrei und bewacht sie gut!«, befahl Adolf von Nassau. »Und ehe ich es vergesse: Waffenschmied und Medicus werden ab sofort für mich und meine Männer arbeiten. Ich lege beiden sehr ans Herz, dies zu meiner allseitigen Zufriedenheit zu tun. Ihr meldet euch nach dem Mittagsläuten.«
    »Wo werdet Ihr Quartier beziehen, Majestät?«, erkundigte sich Conrad Marsilius höflich.
    Gelangweilt musterte der König die Häuser um den Obermarkt, bis sich sein Blick an dem prachtvollsten Gebäude festhakte.
    »Wem gehört dieses dort?«
    Bleich geworden, trat Dittrich von Schocher vor, denn er wusste genau, welche Worte nun von ihm erwartet wurden.
    »Mir, Euer Majestät. Und es wäre mir eine außerordentliche Ehre, es Euch und Euren Gefolgsleuten anzubieten, sofern es Euch gut genug dünkt.«
    »Der Weinhändler; sieh an! Wie gelegen. Du musst gute Weine verkaufen, wenn du dir solch ein Haus leisten kannst. Nun, wir werden uns heute noch davon überzeugen.«
    Dann gab der König ein Zeichen, und mitsamt seinem Gefolge und den drei Geiseln verließ er den Oberen Markt. Gehorsam fielen die Menschen auf die Knie, manche schlugen heimlich ein Kreuz. Ein paar Frauen schluchzten auf, als sie endlich außer Sichtweite waren.
    Und der Weinhändler sackte regelrecht in sich zusammen. Gerade hatte auch er seinen gesamten Besitz verloren.
     
    »Ihr habt es gehört«, rief der Bürgermeister über den Markt, nachdem der König mit seinem Gefolge vom Obermarkt geritten war.
    Seine Knie waren vor Nässe und Kälte schon ganz steif geworden, und das machte ihm bewusst, dass er keinen Herd mehr besaß zum Aufwärmen. Doch die Kälte in seinem Inneren war schlimmer. Mit Mühe legte er alle verbliebene Kraft in seine Stimme.
    »Ich appelliere an jeden von euch: Wer nicht will, dass die ganze Stadt in Flammen aufgeht, bringe sein Erspartes ins Dinghaus, damit wir die Brandschatzung bezahlen können. Jeder Hälfling zählt.«
    »Das hast du uns eingebrockt, Bürgermeister!«, schrie jemand wütend von hinten. »An deinen Händen klebt Blut! Verflucht sollst du sein!«
    Nikol zuckte zusammen. Der Vorwurf traf ihn bis ins Mark, auch wenn der Schreier inzwischen von anderen niedergezischt und zum Schweigen gebracht worden war.
    Conrad Marsilius trat auf ihn zu und legte ihm den Arm auf die Schulter. Es kümmerte den graubärtigen Stadtphysicus nicht, dass er sich damit – sichtbar für jeden Zuträger und Verräter – in Schwierigkeiten brachte. Er war ein Mann, der zu seiner Überzeugung stand, und hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass

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