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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verschwinden.
    »Warte!«, rief Ulrich und griff nach seinem Almosenbeutel. Der Herzog würde den Bauern sicher nicht für den Verlust entschädigen, also wollte er ihm wenigstens ein paar Pfennige geben als Wiedergutmachung für den Schrecken, den er ihm eingejagt hatte.
    »Und nächstes Mal schleich dich nicht wieder an einen Fürsten heran!«, riet er ihm grimmig.
    »Euer Silber wird ihm nichts nützen«, meinte Markus leise. »Er hat keine Zeit, erst nach Prag zu laufen und die Friesacher Pfennige einzutauschen, wobei er auch noch ein Drittel verliert. Gebt ihm lieber etwas zu essen für seine Kinder.«
    Doppelt beschämt ließ Ulrich die Hand sinken.
    Wie hatte er das vergessen können?
    Doch um dem Bauern Proviant zu geben, brauchte er die Erlaubnis des Herzogs von Kärnten. Sie waren seine Gäste und lebten auf seine Kosten, weil sie selbst ihren Besitz verloren hatten.
    Noch einmal rettete ihn Markus aus der Verlegenheit und holte einen halben Laib Brot aus seinem Beutel.
    »Ich hatte mir das Frühmahl aufgespart«, erklärte er, zu Ulrich gewandt. Dann drückte er dem Bauern das Brot in die Hand, der es unter erneuten Verbeugungen an sich riss, und sprach streng auf ihn ein. Der Magere nickte und verschwand, so schnell er konnte.
    »Wir haben wohl alle zu lang am herzoglichen Hof gelebt«, sagte Markus bitter. »Da vergisst man leicht die Nöte der kleinen Leute.«
    Er durfte es wagen, solche Worte gegenüber Ulrich fallenzulassen. Die Erinnerung an das gemeinsam Durchlebte, an die Feuernächte, in denen sie Seite an Seite gekämpft hatten und ihre Männer sterben sehen mussten, hatte sie einander näher gebracht, als es die Standesunterschiede zuließen. Zumal sie beide nun das einzige Gefolge Friedrichs bildeten und die Gefahr eines erneuten Anschlags auf sein Leben immer größer wurde, je mehr sie sich Prag näherten.
    Das hatte auch Markus’ Absicht durchkreuzt, endlich nach Freiberg zurückzukehren und Änne aus der besetzten Stadt zu holen und in Sicherheit zu bringen, obwohl er vor Sorge um sie fast verging. Immer wieder hatte er sich in den vergangenen Monaten gefragt, ob er sie nicht doch hätte mitnehmen sollen – auch wenn ihm sein Verstand sagte, dass seine Entscheidung damals logisch und richtig war. Am liebsten würde er auf der Stelle losreiten. Doch Friedrich hatte darauf bestanden, dass er mit nach Prag zog, weil er die Sprache der Böhmen sprach. Und wie recht er damit hatte, zeigte der Zwischenfall gerade eben.
    »Mir wäre zur Abwechslung eine Schlacht ganz gelegen«, knurrte Ulrich. »Am liebsten jetzt gleich gegen den Nassauer.«
    Markus verzichtete darauf, ihn zu ermahnen, dass seine Worte als Hochverrat gewertet werden könnten, sondern warf ihm nur einen warnenden Blick zu.
    Sie dachten beide das Gleiche und kannten sich mittlerweile gut genug, um das zu wissen: Sofern sich in Prag eine Gelegenheit bot, ohne Verdacht auf den Wettiner zu lenken, würden sie den Marschall des Königs für seinen Wortbruch töten. Ulrich wollte Vergeltung für die Knappen und die Söhne des Burgvogtes, Markus Rache für seinen toten Bruder, seine gefallenen Kämpfer und dafür, was die Königlichen Änne angetan hatten.
     
    Bewegung unter den Wachen sorgte für Unruhe im Lager. Die meisten Rastenden merkten auf, und wenige Augenblicke später kam ein Reiter herangesprengt, den Heinrichs Marschall geschickt hatte, um Ausschau zu halten.
    »Es naht die Gesandtschaft des Herzogs von Österreich und der Steiermark!«
    Friedrich von Wettin und Heinrich von Görz-Tirol konnten ihre Anspannung kaum verbergen. Welche Nachrichten würde der Schwager bringen?
    Mit einem Blick verständigten sie sich darauf, dem Habsburger entgegenzureiten. Auf Befehl des Herzogs wurden ihre Pferde gebracht. Wortlos standen sofort auch Markus und Ulrich auf. Sie würden nicht dulden, dass Friedrich ohne Leibwache aufbrach. Fürst Heinrich hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass diese beiden Männer seinem Schwager nicht von der Seite wichen, und ihr Kampfgeschick und ihre Wachsamkeit schätzen gelernt.
    Der einstige Markgraf von Meißen wollte etwas einwenden, als er sie in den Sattel steigen sah, doch dann verzichtete er darauf und schwang sich auf seinen Hengst. Im Grunde genommen war er froh, wenigstens diese beiden Männer an seiner Seite zu wissen. Reinhard von Hersfeld war einem Hinterhalt zum Opfer gefallen, dessen Auftraggeber im Verborgenen blieben, Niklas von Haubitz als Mittelsmann am Hof in Wien, Hertwig von

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