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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Hörselgau und die Honsberg-Brüder zogen derweil seinen Sohn an einem geheimen Ort in der Mark Meißen unter fremdem Namen auf und sorgten für seine Sicherheit.
     
    Von weitem schon sah Friedrich das Banner des Habsburgers im Wind flattern.
    Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass seine beiden Leibwachen zu ihm aufschlossen und jeder mit der Rechten nach dem Schwertgriff tastete. Insgeheim war er milde belustigt über ihre Sorge, ein Feind könnte sich unter Albrechts Wappen nähern.
    Der Habsburger, unverkennbar mit seiner stämmigen Gestalt und dem verbundenen Auge, ritt an der Spitze der Reiterkolonne.
    Albrecht hatte äußerlich nichts von der edlen Gestalt und der Umgänglichkeit seines Vaters; daran konnte auch die prunkvolle Kleidung nichts ändern. Die Augenbinde trug zusätzlich dazu bei, ihm ein finsteres Aussehen zu verleihen. Vor zwei Jahren hatte der Sohn des einstigen Königs bei einem mysteriösen Zwischenfall ein Auge verloren, wobei nicht nur ungeklärt blieb, ob das Essen vergiftet oder einfach nur verdorben war, sondern auch die Frage, wie es infolge ärztlicher Behandlung geschehen konnte, dass er ein Auge verlor.
    Jetzt hob er gelassen den Arm, um seine Schwäger zu grüßen.
    »Ich freue mich, euch zu sehen, Brüder!«, rief er mit seiner dröhnenden Stimme.
    Brüder! Friedrich hatte Mühe, bei diesem Wort den Ansturm der Gefühle zu bezwingen, die ihn zu übermannen drohten. Die prächtige Laune des Habsburgers deutete auf gute Nachrichten. Wenn Albrecht außerdem so demonstrativ seine enge Verwandtschaft mit ihm betonte, ließ das doppelt hoffen.
    »Und wir sind froh, dich hier zu treffen, Bruder«, entgegnete er lächelnd. »An unserem Rastplatz wirst du ein Mahl und einen guten Tropfen finden.«
    »Worauf dann warten? Lasst uns keinen Augenblick verschwenden!«, rief der Habsburger und gab dem Pferd die Sporen. Seine Vorliebe für üppiges Essen und einen guten Tropfen war ebenso sprichwörtlich wie seine Tapferkeit auf dem Schlachtfeld.
    Zusammen mit seinen Schwägern, deren und seiner eigenen Leibwache ritt er voraus, während der Rest der habsburgischen Kolonne mit den Kleidertruhen und kostbaren Gegenständen in gemächlicherem Tempo folgte.
     
    Die drei Fürsten – einer entmachtet, einer seines Landes nicht sicher, einer insgeheim dabei, nach der Krone zu greifen – tafelten nun inmitten der Hofgesellschaft. Doch ihre Begleiter hielten ausreichend Abstand, damit niemand die Unterredung belauschen konnte.
    Albrecht von Habsburg genoss es, mit welcher Ungeduld der Kärntner und der Meißner Schwager auf die Neuigkeiten warteten, die er wusste. Allerdings brachte er es auch nicht fertig, die gute Nachricht noch länger hinauszuzögern, um sie auf die Folter zu spannen. Zu sehr beflügelte ihn die Aussicht, dass er bald die Krone tragen würde, die ihm nach dem Tod seines Vaters zugestanden hätte, wenn nicht der Erzbischof von Köln und ausgerechnet sein Schwager Wenzel von Böhmen dem Nassauer auf den Thron geholfen hätten.
    »Seid frohen Mutes, unsere Sache steht gut!«, verkündete er, während er nach einer knusprig gebratenen Fasanenkeule griff. »Adolf hatte geglaubt, seine Macht zu stärken, wenn er aus Thüringen, der Mark Meißen – deinem rechtmäßigen Besitz, Friedrich! –, dem Oster- und dem Pleißenland ein großes Königsland von der Werra bis zur Elbe errichtet. Doch nun ist die Katze aus dem Sack. Selbst ein Blinder muss erkennen, was er vorhat. Und ihr könnt euch vorstellen, dass den Fürsten gar nicht gefällt, was da vor sich geht.«
    Er prustete und wischte sich einen Tropfen Fett vom Kinn. »Sie sehen sich in den Versprechen getäuscht, die Adolf ihnen gegeben hatte, damit sie bei der Königswahl für ihn stimmen.«
    Mit der Fasanenkeule deutete er auf Heinrich. »Selbst wenn sie das nie laut aussprechen würden – sie wollten einen schwachen König.«
    »Wer ist bereit, dich zu unterstützen?«, wollte Friedrich wissen.
    »Du wirst staunen!«, versicherte Albrecht mit vergnügtem Grinsen. »Selbst Wenzels Freude über seine eigene Krönung dürfte morgen nicht ungetrübt sein, denn der Nassauer hat sich sogar
ihn
zum Feind gemacht.«
    Es war kein Geheimnis, dass Albrecht von Habsburg und Wenzel von Böhmen nicht die besten Freunde waren. Der Böhme war schon als Achtjähriger mit Albrechts gleichaltriger Schwester Jutta verheiratet worden, die immer wieder zwischen den Streithähnen vermitteln musste.
    »Weil Wenzel selbst die Mark Meißen will und

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