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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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werden konnte.
    »Ein schöner Platz!«, rief Friedrich von Wettin zu seinem Schwager hinüber. Es war ein sonnenbeschienenes Stück Grün am Waldrand, übersät mit leuchtend gelben Wiesenblumen. Auf dem kleinen Feld neben ihrem Rastplatz war dank des milden Klimas in Böhmen die Saat gut aufgegangen. Ein Stück weiter rankten sich Hopfenpflanzen an langen Stangen um Stricke empor.
    Nach dem strengen Winter in den verschneiten Bergen Kärntens tat es gut, die Wärme zu genießen.
    »Ja, ein schöner Platz«, entgegnete Heinrich gutgelaunt, während er seinem Schwager entgegenging. »Und schicksalsträchtig!«
    Übertrieben verschwörerisch zwinkerte er ihm zu, sein Lachen wurde breiter. Fröhlich hieb er Friedrich auf die Schulter und schlenderte mit ihm zu dem Platz, wo ein Diener bereits für die Brüder und den Schwager des Herzogs eine Decke ausgebreitet hatte.
    Im Gehen wandte sich Heinrich noch einmal kurz um. »Wenn sich eine große Reiterkolonne nähert, gebt unverzüglich Bescheid!«, befahl er und nahm mit beiden Händen einen Becher Wein entgegen, um in langen Zügen zu trinken.
    Friedrich erwiderte nichts. Seine Gedanken flogen voraus zu dem, was in den nächsten vier Tagen geschehen und endlich auch sein Schicksal wieder wenden sollte.
    Sie reisten zur Krönung des böhmischen Königs Wenzel, die der Mainzer Erzbischof Gerhard von Eppstein mit großem Prunk vornehmen wollte und zu der die bedeutendsten Edelleute des Reiches kommen würden.
    Doch im Verborgenen sollte während der Krönungsfeier etwas viel Bedeutenderes geschehen. Während die anderen feierten, wollten die Gegner Adolfs von Nassau eine Allianz schmieden, um den König abzusetzen und an seiner Stelle Albrecht von Habsburg auf den Thron zu bringen.
    Da der Habsburger mit den drei Herzögen von Kärnten, Heinrich, Otto und Ludwig, verschwägert war – er hatte ihre Schwester Elisabeth geheiratet – und dadurch auch mit Friedrich, gehörten sie zu den wenigen Eingeweihten. Nun richteten sie alle ihre Hoffnungen auf den Tag, an dem der ehrgeizige Albrecht von Habsburg die Krone in Empfang nehmen würde, die schon sein Vater Rudolf getragen hatte.
    Hier, kurz vor Prag, wollten sich Heinrich und Friedrich unbeobachtet von Fremden mit ihm treffen, um zu hören, wie weit ihre Sache vorangeschritten war.
    Einen Boten mit solch brisanten Nachrichten zu schicken, wäre zu riskant gewesen, und auch eine vertrauliche Zusammenkunft mit den erwiesenen Gegnern des Königs direkt unter dessen Augen hielt der Habsburger für wenig ratsam.
    Friedrich wagte es kaum, sich den Tag auszumalen, an dem er endlich wieder seine Mark Meißen in Besitz nehmen und die Eroberer daraus vertreiben konnte. Zu lange – über ein Jahr – hatte er sich bei seinen Schwägern verkriechen müssen. Und wenn er auch die ganze Zeit wie ein geliebter Verwandter und angesehener Gast behandelt worden war, widersprach es doch zutiefst seinem Tatendrang und seiner Vorstellung von dem ihm bestimmten Platz auf Erden.
    Je näher sie Prag kamen, umso ungeduldiger wurde er, auch wenn er gelernt hatte, das zu verbergen.
     
    Gutgelaunt ließen sich die Ritter und die Damen Wein einschenken oder kalten Braten reichen.
    Ulrich von Maltitz schien nichts von dem Treiben um sich herum zu bemerken. Mit kritischem Blick suchte er die Umgebung des Rastplatzes nach etwas Verdächtigem ab. Seit dem Blutbad auf dem Freiberger Marktplatz war er um vieles düsterer geworden. Seine frühere Tatkraft und Entschlossenheit hatten sich in permanente Angespanntheit verwandelt, in seinem Inneren herrschte Finsternis.
    Dabei hatte er schon viele Gefechte bestritten und viele gute Männer an seiner Seite sterben sehen. Lag es daran, dass er sich die Schuld am Tod seines Knappen und der anderen jungen Ritter gab? Oder daran, dass der blutige Wortbruch des Königs so sehr jeder Vorstellung von ritterlicher Ehre widersprach, dass sein Verstand sich weigerte, das Geschehene zu akzeptieren?
    Sibylla war die Einzige, die wenigstens eine Zeitlang die Düsternis aus seinem Herzen verdrängen konnte. Doch sie hatte ihn verlassen. Schon bei dem Gedanken an sie glaubte er, vor Sehnsucht zerspringen zu müssen.
    Sie hatte Wort gehalten und sich ihm hingegeben, als er einigermaßen von seiner Verletzung genesen war.
    Doch wenig später war sie ganz unversehens fortgegangen.
    »Ihr könnt nicht mit einer unehrlich Geborenen an den Hof eines Herzogs ziehen«, hatte sie ihren Entschluss begründet, der ihn wie ein Hieb

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